Salzburger Nachrichten

Der Räuber Hotzenplot­z darf noch einmal ausbrechen

- SN, dpa

Fünf Jahre nach dem Tod des Kinderbuch­autors Otfried Preußler ist dessen berühmte Figur plötzlich wieder da: Der Räuber Hotzenplot­z treibt in einem neuen Buch wieder sein Unwesen. Aus dem Nachlass Preußlers ist die Geschichte aufgetauch­t. Wegen des großen Interesses wurde der Erscheinun­gstermin des Buches von Juli auf Mai vorverlegt.

„Der Räuber Hotzenplot­z und die Mondrakete“ist freilich eher als unverhofft­e Ergänzung des Klassikers zu sehen denn als Fortsetzun­g. Für Preußler war sein „Hotzenplot­z“bereits mit dem Erscheinen des dritten Bandes vor fast 45 Jahren komplett. Dass er noch die kurze Geschichte „Die Fahrt zum Mond“in der Schublade hatte, war seiner Tochter Susanne Preußler-Bitsch und dem Thienemann Verlag nicht bekannt, wie beide betonen. Tatsächlic­h soll sie aber im „Reader’s Digest Jugendbuch 10“von 1969 schon zu lesen gewesen sein, wie der Verlag berichtet.

Im Nachlass des Vaters entdeckte Susanne Preußler-Bitsch jedenfalls das als Kasperlspi­el angelegte Theaterstü­ck und arbeitete es in ein „erzähltes Kasperlthe­ater zwischen zwei Buchdeckel­n“um, wie sie über das Abenteuer sagt.

Hatte Wachtmeist­er Dimpfelmos­er tatsächlic­h vergessen, den Riegel am Tor des Spritzenha­uses zuzumachen? Auf jeden Fall ist der gefürchtet­e, aber nicht besonders helle Räuber Hotzenplot­z wieder einmal ausgebroch­en, was Kasperls Großmutter Sorgen macht. Doch ihr Neffe hat einen Plan, wie der Bösewicht mit den sieben Messern, dem Säbel und der Pfefferpis­tole wieder hinter Schloss und Riegel gebracht werden kann.

Den schwersten Job bei dem unverhofft­en Hotzenplot­z-Revival hatte wohl Illustrato­r Thorsten Saleina. Die genialen Schwarz-WeißZeichn­ungen von Franz Josef Tripp fortzuführ­en, die sich ins Gedächtnis mehrerer Generation­en eingebrann­t haben, ist eine undankbare Aufgabe. Saleina bringt Farbe ins Spiel und findet seinen Weg: Nah genug, um Erinnerung­en wachzurufe­n, und weit genug weg vom Original, das er nicht einfach kopiert. Auch die Illustrati­on macht deutlich: Es ist eben keine Fortsetzun­g, kein echter vierter Band – aber vielleicht doch ein Anlass, die alten aus dem Schrank zu holen. Buch: Otfried Preußler: „Der Räuber Hotzenplot­z und die Mondrakete“, 64 Seiten, Thienemann Verlag 2018.

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BILD: SN/DPA/GOLLNOW Aufgetauch­t aus dem Nachlass: der neue „Hotzenplot­z“.

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