Auch für Elon Musk sind die Medien schuld
Der Tesla-Guru setzt zum Rundumschlag an – nachdem das Model 3 in die Kritik fuhr.
Tesla-Chef Elon Musk hat die „großen Medienunternehmen“scharf angegriffen. Die Öffentlichkeit respektiere sie nicht mehr, weil sie „selbstgefällige Heuchelei“betrieben, schrieb der mit dem Autobauer Tesla hoch verschuldete Tech-Milliardär diese Woche bei Twitter. Dabei verlinkte Musk auf den Autoblog „Electrek“, der einen Analysten mit der Einschätzung zitierte, Teslas Aktien könnten steigen, weil die Negativität ihren Höhepunkt erreicht haben dürfte und zuletzt „zunehmend unerhebliche“Berichte die Nachrichten dominiert hätten.
In einem Schlagabtausch mit einem Reporter des Tech-Portals „The Verge“behauptete Musk dann, dass niemand mehr der Presse traue. Dies sei auch der Grund, warum US-Präsident Donald Trump gewählt worden sei. „Ihr habt eure Glaubwürdigkeit schon vor langer Zeit verloren.“Das Problem der Journalisten sei der laufende Druck, Klicks zu maximieren und Werbeerlöse zu verdienen, um nicht gefeuert zu werden. Das sei eine heikle Situation, da Tesla keine Werbung schalte und die Hersteller herkömmlicher Autos zu den größten Anzeigenkunden zählten. Später kündigte Musk eine Website zur Bewertung des Wahrheitsgehalts von Artikeln an, die einen „Glaubwürdigkeitswert“für Journalisten und Publikationen liefern solle. Er erwäge, die Seite „Pravda“zu nennen, was auf Russisch „Wahrheit“bedeutet und einst Titel des sowjetischen Parteiblatts war.
Tesla kämpft weiter mit Problemen beim Anlauf der Serienfertigung seines ersten Mittelklassewagens Model 3, dessen Produktionsziele mehrfach verfehlt und verschoben wurden. Musk hat in der Vergangenheit auch schon gegen Investoren ausgeteilt, die auf einen Kursverfall der Tesla-Aktie wetten. Nach Vorlage der jüngsten Quartalszahlen bügelte er kritische Fragen von Analysten in einer Konferenzschaltung ab, weil er sie zu langweilig fand.
Das einflussreiche Verbrauchermagazin „Consumer Report“empfiehlt das neue Model 3 wegen erheblicher Mängel nicht zum Kauf. Das Magazin nennt als Beispiele, dass der zentrale Touchscreen schwer zu bedienen und der Bremsweg zu lang sei. Bei Tests habe das Tesla-Modell 46 Meter gebraucht, um von 100 Kilometern pro Stunde zum Stehen zu kommen. Das sei rund 2,2 Meter länger, als selbst der US-Verkaufsschlager Ford F-150, ein Pick-up, brauche. Tesla wies diese Angaben zurück, eigene Tests hätten einen Bremsweg von 40,5 Metern ergeben, je nach Bereifung von nur 38,4 Metern.
Musk will vom Model 3 jährlich 500.000 Stück produzieren, ist aber vom Wochenziel (5000 Stück) noch immer weit entfernt. Das kündigte er inzwischen für Juli an.