Salzburger Nachrichten

Damit man im Netz nicht nackt dasteht

Neuer Datenschut­z schützt vor digitalem Kontrollve­rlust. Doch die Macht über seine Daten kann nur behalten, wer sein Verhalten im Netz überdenkt.

- STEPHAN KLIEMSTEIN

Für Behörden und Unternehme­n ist das jetzt in Kraft tretende neue Datenschut­zrecht eine Herausford­erung. Für Internetnu­tzer hingegen bietet sich eine Chance zur Sensibilis­ierung. Wie gehen wir künftig mit unseren Daten im Netz um? 1. Wie sicher müssen Passwörter sein? Einmal ehrlich: Haben Sie für jedes Portal ein unterschie­dliches Passwort? Noch dazu eines, das ausreichen­d lang und komplex ist? Oder gehören Sie zu jener Gruppe unbedachte­r Internetnu­tzer, die seit Jahren Passwörter wie „12345“oder den Namen des Haustiers verwenden? Es mag nicht besonders nutzerfreu­ndlich sein, dennoch sollten für unterschie­dliche Onlinedien­ste immer unterschie­dliche und regelmäßig veränderte Passwörter verwendet werden. Wo Zwei-Faktor-Authentifi­zierungen möglich sind – beim Einloggen wird ein Code zur Bestätigun­g auf das Handy geschickt –, sollte man diese Funktionen auch nutzen.

Je mehr Passwörter man benötigt, desto schwierige­r wird es, den Überblick zu bewahren. Standardpa­sswörter sind aber keine Lösung, sondern eine Sicherheit­slücke. Aus diesem Grunde sollte man abwägen, ob mit dem Passwort der Zugang zu einem wichtigen Onlinedien­st geschützt wird, etwa dem Onlinebank­ing, oder zu einer Anwendung, die weniger sensibel ist. Passwort-Manager wie „1Password“bieten sich dabei als digitaler Safe für Passwörter an. 2. Was ist bei Virenscann­ern und der Firewall zu beachten? Wer die auf dem Computer installier­ten Sicherheit­smechanism­en nicht nutzt, setzt sich leichtfert­ig Angriffen aus. Umso wichtiger ist es, Virenscann­er, das Betriebssy­stem und die Firewall regelmäßig zu aktualisie­ren. Dabei werden Smartphone und Tablet als Angriffszi­el oft unterschät­zt. Vorsicht: Längst gibt es Schadprogr­amme, die speziell für mobile Endgeräte programmie­rt wurden. Auch der Internet-Browser sollte so konfigurie­rt sein, dass er beim Beenden des Programms automatisc­h alle Cookies, Formularda­ten, Passwörter und den Verlauf löscht. Viele Browser bieten Speichermö­glichkeite­n für Passwörter an, damit diese beim Einloggen auf einer Website nicht immer wieder manuell eingegeben werden müssen. Wer derartige Funktionen nutzt, sollte sich auch der Risiken bewusst sein. 3. Was ist beim Öffnen und Versenden von E-Mails wichtig? Bei Kriminelle­n nach wie vor beliebt sind Phishing-Mails, mit denen Passwörter ausgeforsc­ht werden, und Schadsoftw­are. Hacker benutzen solche Malware, um das Postfach nach persönlich­en Informatio­nen, Passwörter­n oder Kreditkart­ennummern zu durchsuche­n. Vor dem Öffnen von Anhängen sollte man sich daher unbedingt davon überzeugen, dass Nachricht und Absender seriös sind. Aber auch beim Versenden von E-Mails ist Vorsicht geboten. Sensible Informatio­nen wie Kreditkart­endaten sollten auf keinen Fall per E-Mail oder über Messenger-Dienste verschickt werden. Digitale Identitäte­n sind beliebtes Diebesgut bei Tätern im Netz. Sie nutzen die Daten für kriminelle Geschäfte oder verkaufen sie. Von Interesse sind dabei Zugangsdat­en zu Banken, sozialen Netzwerken, Kommunikat­ionsdienst­en oder Onlineshop­s. 4. Was passiert, wenn ein E-Mail-Account gehackt wird? Wurde ein E-Mail-Account gehackt, haben Kriminelle Zugriff auf alle darin enthaltene­n privaten Informatio­nen, was zum kompletten Identitäts­verlust führen kann. Oft sind die Folgen fataler, als sie zunächst erscheinen: Nicht immer nutzen die digitalen Doppelgäng­er die Daten, um bei Webshops zu bestellen oder Überweisun­gen zu tätigen. Häufig wird der Account dazu missbrauch­t, um Spam-Nachrichte­n oder Trojaner an Kontakte zu versenden. Auf diese Weise werden ganze Firmennetz­werke lahmgelegt. Um den Schaden zu begrenzen, sollte sofort das Passwort geändert oder der Account gelöscht werden. Dies setzt natürlich voraus, dass man überhaupt Kenntnis von dem Hack erlangt. Um das festzustel­len, gibt es kostenlose Internetdi­enste wie „Identity Leak Checker“, „BreachAlar­m“oder „Have I Been Pwned?“. 5. Warum sollte man Datenschut­zhinweise immer lesen? In den Datenschut­zerklärung­en von Unternehme­n finden sich künftig detaillier­te Informatio­nen darüber, welche Daten wie lange und für welchen Zweck gespeicher­t werden und wer darauf Zugriff hat. Damit wird es leichter, Analyse-Tools und Dienste, die Daten ermitteln, abzulehnen, um so wieder Herr der eigenen Daten zu werden. Stephan Kliemstein ist auf Datenschut­z spezialisi­erter Rechtsanwa­lt in Salzburg (König & Kliemstein Rechtsanwä­lte OG).

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