Das Patriarchat ist tot
Der Kommando-Ton war gestern. Doch: Was macht eine gute Führungskraft heutzutage aus?
„Die Zeit des Patriarchats ist zu Ende“, sagt Personalberater Martin Mayer. Nun ist also nicht nur Gott tot, davon war zumindest Friedrich Nietzsche überzeugt, sondern auch noch das Patriarchat. Führungskräfte haben es heutzutage nicht leicht: „Wir leben in turbulenten Zeiten. Der starke Wandel, der um sich greift, nicht nur in Bezug auf die Digitalisierung, verändert die Geschäftsfelder“, erklärt Iventa-Geschäftsführer Mayer. „Daher wird Führung immer wichtiger.“Die Ressource „Mensch“nimmt einen höheren Stellenwert ein, es zählt der Zusammenhalt. Eine Herrschaft „von oben“wird zunehmend obsolet: „Es muss auch hier ein Umdenken stattfinden. Der Patriarch ist heutzutage nicht mehr in der Lage, alle Fragen allein beantworten und allein herrschen zu können“, sagt Mayer. „Alle Dinge und Bereiche im Unternehmen dominieren zu wollen ist schon lange überholt.“ Die Faktoren guter Leitung Es braucht zweierlei, um ein Team erfolgreich steuern zu können: Soft Skills und Hard Skills. Zu den Hard Skills gehören Bereiche wie die Datenanalyse, Projektmanagement, Digitalkompetenz oder Wissensmanagement. Das heißt, dafür zu sorgen, dass Wissen im Betrieb bleibt, und dass es bei Bedarf und auch im Falle des Ausscheidens des Vorgesetzten schnell abrufbar ist. In Sachen Soft Skills zählt die soziale Kompetenz, wie beispielsweise die Fähigkeit, verschiedene Teams zusammenzubringen und für gute Zusammenarbeit zu sorgen.
Chefs sollten in der Lage sein „zu inspirieren und zu mobilisieren“. „Unternehmen können mit Mitarbeitern nur gut umgehen, wenn sie Führungskräfte einsetzen, die sich offen und positiv neuen Zugängen stellen“, sagt Mayer. Es kommt auf die Einstellung an, die ein Vorgesetzter mitbringt. Führen ist mehr, als nur den Ton anzugeben: „Gute Führungskräfte nehmen die aktuellen Veränderungen als Chance wahr, und fördern diese Befürwortung im Team“, betont Mayer. „Heutzutage geht es nicht mehr nur um fachliches Führen, es geht darum, den Mitarbeitern diese positive, zukunftsbejahende Einstellung zu vermitteln und auch selbst zu leben.“
Erfolgreiche Führungskräfte verfügen zudem über Fertigkeiten wie gekonntes Präsentieren und Sprechen in der Öffentlichkeit. Den Mitarbeitern gegenüber sollte auf eine faire Sprache geachtet werden, der Kommando-Ton hat in der Arbeitswelt längst nichts mehr verloren. Gesprächs- und Verhandlungsgeschick, ehrliches Handeln, Kritikfähigkeit und die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu haben gehören ebenfalls zum Repertoire „guter“Chefs. Zudem gilt: Lob ist Pflicht. Anerkennung für erbrachte Leistungen zu zollen und den Mitarbeitern Vertrauen entgegenzubringen, sollten Grundsätze von Managern sein.
Natürlich ist im Arbeitsalltag nicht immer alles eitel Wonne – wie sollte man sich als Team-Leader verhalten, wenn in der Belegschaft Konflikte auftreten?
Auseinandersetzungen immer auf der Ebene klären, auf der sie entstanden sind. Vorgesetzte nehmen eine Vermittlerrolle ein: „Als Chef hat man die Aufgabe zu vermitteln, und die Ursache zu klären. Mit ,Drüberfahren‘ kann man Konflikte nicht bereinigen“, sagt Mayer.
Reflektiertes Selbstbewusstsein und Selbstbeherrschung sind des Weiteren nötig, um unter anderem zu verstehen, was Mitarbeiter von Chefs erwarten. Um die gewünschten Ergebnisse zu erhalten, braucht es als Führungspersönlichkeit Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit, Erwartungen klar auszudrücken – wobei dies nicht mit Aggressivität gleichzusetzen ist. Cholerische Anfälle haben in der Berufswelt nichts zu suchen. Feedback ist essenziell Welcher ist der erste Schritt auf dem Weg zum erfolgreichen Vorgesetzten? Oder: Was sollte getan werden, wenn man womöglich nicht sicher ist, ob man selbst einen guten Chef darstellt?
Dann ist es an der Zeit, sich Feedback einzuholen – ob direkt oder indirekt: „In die Mannschaft reinhören, nachfragen, wie man als Chef erlebt wird“, erklärt der Personalberater. „Wichtig ist auch, dass man menschlich ist und bleibt. Viele glauben, dass eine Führungsrolle automatisch entmenschlicht – das stimmt aber nicht.“
Ein Punkt sollte laut Mayer übrigens schon bewahrt werden, wenn es um das Patriarchat geht: die Wertvorstellungen. Das heißt: Die soliden Werte, die im Arbeitsleben oft verloren gehen – und doch auch noch weiterhin die Basis bilden sollten.