Die Beweise sind erdrückend
Am 17. Juli 2014 stieg aus dem ostukrainischen Bürgerkriegsgebiet eine Flugabwehrrakete auf und traf einen malaysischen Passagierjet. Fast 300 unbeteiligte Menschen starben, die meisten von ihnen Niederländer und auch viele Australier. Am Freitag nun machten die Regierungen beider Länder Russland offiziell für den Abschuss verantwortlich und haftbar.
Die Beweislast ist erdrückend. Internationale Ermittler haben bis ins Detail nachgezeichnet, wie das betreffende Buk-Raketensystem in einem russischen Militärkonvoi in die Ostukraine verbracht wurde. Wer das mörderische Geschoss abfeuerte und auf wessen Befehl, ist zwar noch nicht bekannt, jedenfalls nicht offiziell (investigative Journalisten nennen seit Längerem Namen von möglichen Tätern). Doch klar ist: Prorussische Separatisten, Söldner oder russische Soldaten haben mit einer Waffe der russischen Armee einen Passagierjet abgeschossen. Moskau aber weist alle Anschuldigungen weit von sich, und genau das ist das größte Problem für diese Nation und ihr Selbstverständnis.
Wer stets jegliche Verantwortung für das eigene Tun und Lassen bestreitet, unterminiert sein Fundament. Im Russland von Wladimir Putin durchzieht ein Netz des Lügens und Leugnens alle Strukturen. Man muss nicht an kollektive Psychopathologien glauben, um zu erkennen, dass diese Form der Verdrängung den Aufbau eines erfolgreichen, der Zukunft zugewandten Staates unmöglich macht. Vor diesem Hintergrund ist es völlig undenkbar, dass sich Kremlchef Putin in einem Fall wie dem MH17-Abschuss jemals zu Fehlern des eigenen Militärs bekennt.
Der Punkt ist nicht, dass Russland Angst haben müsste, am Pranger zu stehen. Im Gegenteil: Ein solches Eingeständnis, verbunden mit dem Hinweis auf die zugespitzte Krisenlage, würde vermutlich mit höchstem Respekt aufgenommen. Doch Fehler zuzugeben ist im System Putin nicht vorgesehen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.