Eine starke Familie hält das Bäckerhandwerk hoch
Die Liebe zum Brot liegt Familie Pföß aus Elsbethen in den Genen. Derzeit sind die fünfte und die sechste Generation am Werk. Heute wird die neue Bäckerei offiziell eröffnet.
ELSBETHEN. Gewissermaßen gleicht Bäckerfamilie Pföß aus Elsbethen einem Sauerteig. Wird er gehütet und lebendig gehalten, geht er nie aus und ist die Grundlage für immer neues, frisches Brot. Seit 1875 wird in der Familie Brot gebacken, seit 1888 trägt die Bäckerei den Namen Pföß.
Heute, Samstag, wird in der Familienchronik ein wichtiges Kapitel aufgeschlagen: Die neu errichtete Bäckerei im Gewerbegebiet wird feierlich eröffnet. Ma- schinen spielen dort weiterhin die Nebenrolle. „Bei uns ist fast alles Handarbeit“, sagt der 62jährige Bäckermeister Peter Pföß, der den Betrieb in fünfter Generation führt. „Ich freue mich jeden Tag wieder, wenn das Brot gelingt und schmeckt.“
Mehr Familienbetrieb geht nicht: Auch sein Bruder Andreas ist Bäckermeister, übernimmt aber vor allem das Liefern. Schwester Elisabeth und Gattin Hermine sind die Stützen im Verkauf. Der 32-jährige Sohn Peter ist ebenfalls Bäckermeister und steht mit dem Vater Nacht für Nacht in der Backstube. Tochter Andrea ist Konditor- und Bäckermeisterin, erledigt jedoch die Büroarbeit. „Die Mama und ich sind Mädchen für alles.“Sie und ihre Geschwister hätten die Liebe zum Brot von klein auf gelernt. „Die Eltern haben uns nie gedrängt, den Beruf zu ergreifen.“
Schon vom Stubenwagen aus schnupperten die Kinder den Duft von Brot. „Die Backstube war unser Spielplatz“, sagt Peter Pföß junior. Jede Woche wechselt er sich mit seinem Vater ab: Einer beginnt um 0.30 Uhr, der andere um 1.30 Uhr. „Für einen erholsamen Schlaf zählt jede halbe Stunde.“Die nächtliche Arbeitszeit sieht er als Vorteil, weil er dadurch viel Zeit mit seinem elf Monate alten Sohn verbringen kann. Auch der krabbelt schon durch die Backstube und heißt Peter. Der Name zieht sich durch die Familie wie Strudelteig. Seit 1924 folgt ein Peter auf den nächsten.
Der Seniorchef ist 95 Jahre alt und schaut täglich in der Backstube vorbei. 1957 buk er das erste biologische Vollkornbrot. „Pfarrer Berger hat die Idee gehabt“, erzählt der rüstige Pensionist. Er sei dann zu Pionier Johann Schnitzer in den Schwarzwald gefahren und habe eine Getreidemühle gekauft. Der Umzug vom Bäckerweg ins Gewerbegebiet sei ihm nicht leichtgefallen. „Aber ich weiß ja, dass es mit den Jungen weitergeht.“Daheim kommt in der Familie zu jedem Essen Brot auf den Tisch. „Das haben wir Angeheiratete bald gelernt“, sagt Schwiegersohn Thomas Esterer und schmunzelt. Seither isst auch er Brot zu Spaghetti.