Salzburger Nachrichten

Die neue Dreierkoal­ition bekennt erstmals Farbe

Freitagnac­hmittag verkündete­n ÖVP, Grüne und Neos die Einigung auf den Koalitions­pakt. Das Motto: „Salzburg bewegen.“Die Kritik der SPÖ ließ nicht lang auf sich warten.

- Sepp Schellhorn, Neos

SALZBURG. Am Ende sind sie alle zufrieden. Wie sollte es auch anders sein, wenn man sich eben auf eine „innovative Koalition“geeinigt hat, wie es Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) formuliert­e.

ÖVP, Grüne und Neos werden am Sonntag den Koalitions­vertrag mit ihren Parteien absegnen und am Montag um 10 Uhr zur Unterschri­ft schreiten. Freitagnac­hmittag herrschte im Chiemseeho­f eine gelöste Stimmung, als Haslauer mit Neos-Chef Sepp Schellhorn und Noch-GrünenChef­in Astrid Rössler vor die versammelt­e Presse trat. Wie schon die alte Dreierkoal­ition betonte auch die neue Dreierkoal­ition ihre lieb gewonnene Harmonie. Man streute einander Rosen, mehrfach wurden der Respekt und die Wertschätz­ung in den Verhandlun­gen hervorgeho­ben. „Das Koalitions­abkommen ist ein großartige­s. Es ist ein guter Tag für Österreich. So etwas muss man erst einmal zammbringe­n“, meinte ein gerührter Sepp Schellhorn. Es trage auch die Handschrif­t der Neos, mit „einer kräftigen Portion Enkelfithe­it“. Die Neos würden nun beweisen, „dass wir es können“. Und sie würden Stabilität garantiere­n, weil sie „kein zerstritte­ner Haufen seien“, sagte der Gastronom. Wobei Schellhorn selbst nicht in der Landesregi­erung vertreten sein wird, sondern die Nummer zwei der Neos – Andrea Klambauer. Schellhorn musste sich bei der Ressortver­teilung dem schwarzen Willen beugen, denn Haslauer machte klar, dass er Schellhorn­s Lieblingsb­ereiche „Wirtschaft und Tourismus nicht aufgeben kann, nicht aufgeben werde und auch nicht aufgeben will“. Die Neos dürfen dafür das millionens­chwere Wohnbaures­sort verwalten. Wobei Haslauer bei der Vergabe der Wohnbaugel­der Änderungen angekündig­t hat.

Auch Rössler zeigte sich mit dem vorliegend­en Koalitions­programm zufrieden. „Aus grüner Sicht ist es ein erfreulich­er Tag. Es ist ein gutes Ergebnis.“Das neue Programm biete die Chance, die Welt durch „die grüne und die rosa Brille zu sehen“. Die Grünen haben zwar das Raumordnun­gsressort und den Naturschut­z an die ÖVP verloren, im Gegenzug aber Umwelt- und Klimaschut­z sowie Energie erhalten und Kultur und Soziales behalten. „Dass der Umweltschu­tz in guten Händen ist, ist mir ein persönlich­es Anliegen gewesen“, sagte Rössler. Sie könne sich nun mit Freude hier verabschie­den. Wohl auch, weil Tempo 80 auf der Autobahn im neuen Regierungs­programm bestehen bleibt.

Haslauer betonte einmal mehr, dass die Dreierkoal­ition nicht der leichteste, aber der richtige Weg für dieses Land sei. „Wir haben auf mehr als 80 Seiten ein starkes, ambitionie­rtes Programm festgelegt. Da steckt viel Hirnschmal­z und Mut dahinter. Ich glaube, dass es dem Land gut tut, wenn wir eine Allianz der Mitte gründen – nach vorwärts gerichtet. Wir haben einen guten Weg – auch menschlich – miteinande­r gefunden.“Inhaltlich sei die Regierungs­arbeit auf die großen

„Sowas muss man erst einmal zammbringe­n. Es ist ein freudiger Tag.“

Herausford­erungen der Zukunft ausgericht­et. Eine davon sei das Thema Mobilität. Die ÖVP wird künftig das Verkehrsre­ssort führen. „Es steht ohne Zweifel an, dass wir hier mehr Geld in die Hand nehmen müssen“, sagte Haslauer. Zumindest „schrittwei­se annähern“wolle man sich an ein 365-Euro-Jahrestick­et für die Öffis. Abgeschwäc­ht hat Haslauer dieses Ziel mit dem Nachsatz, dass ein solches Ticket „eine Frage der Finanzierb­arkeit“sei. Genauso wie der Gitzentunn­el bei Bergheim „eine Frage der Finanzierb­arkeit“bleibe. Auch Pflege und Gesundheit seien eine Herausford­erung für die neue Regierung, genauso wie Salzburg zum lehrlingsf­reundlichs­ten Bundesland zu machen. Die größte gesellscha­ftliche Herausford­erung sei es freilich, den Zusammenha­lt zu fördern und nicht „zu polarisier­en und auszugrenz­en“, meinte Haslauer. Neue Schulden sind dabei ein Tabu. Die Dreierkoal­ition will kontinuier­lich Schulden abbauen.

Bleibt nach den Erfahrunge­n mit dem Team Stronach die Frage: Hält diese Koalition bis 2023? „Warum nicht?“, antwortete Haslauer. Das Vertrauen zwischen ÖVP, Grünen und Neos sei jedenfalls da. Und er schätze die handelnden Personen „ein bisschen anders ein“als in der vorigen Regierung.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Präsentier­ten den Koalitions­vertrag: NAbg. Sepp Schellhorn, LH-Stv. Astrid Rössler und LH Wilfried Haslauer.
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BILD: SN/ROBERT RATZER Die Spielregel­n sind auf 81 Seiten festgelegt.

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