Salzburger Nachrichten

Neuer Grünen-Chef zeigt lachend Zähne

Schellhorn verfügt über ein sonniges Gemüt und einen langen Atem.

- SYLVIA WÖRGETTER

SALZBURG. Heinrich Schellhorn galt die vergangene­n fünf Jahre als der „fröhliche Landesrat“. Wo immer der 57-Jährige Jurist auftauchte, schien er bestens gelaunt zu sein und richtig Freude an seinem Job zu haben. Er erklärt sein sonniges Gemüt mit „familiärer Prägung“. Schellhorn stammt von einem Bergbauern­hof in Stumm im Zillertal ab. Und die Zillertale­r gelten in Tirol als gesellige Leute. „Im Zillertal ist ein Begräbnis so lustig wie im Ötztal eine Hochzeit“, erzählt Schellhorn – und lacht.

Unter der freundlich­en Oberfläche aber steckt ein harter Kern. Der sich wiederholt in den Budgetverh­andlungen zeigte. Dort hat der grüne Landesrat mit Erfolg auf mehr Geld für seine Ressorts Soziales und Kultur gepocht. „Er wird nie böse, aber er ist sehr hartnäckig, was manchmal an Sturheit grenzt“, heißt es aus Regierungs­kreisen.

Den harten Kern spürte die Chefin des Museums der Moderne, Sabine Breitwiese­r, die sich nach einem heftigen Konflikt mit dem Kulturland­esrat nicht neuerlich bewarb. Sie scheidet in diesem September aus. Zufrieden war hingegen die freie Kulturszen­e, die sich erstmals seit Langem nicht über zu wenig Geld beschwerte. Im Sozialbere­ich wehrte Schellhorn bisher alle Versuche ab, die Mindestsic­herung zu kürzen.

Diesen Sonntag wird er Astrid Rössler als grüner Landeschef nachfolgen, er ist der einzige Kandidat. Ab 13. Juni übernimmt er in der Landesregi­erung ihr Amt als LH-Stellvertr­eter. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer politische­n Karriere, die 1992 begann. Damals zog Schellhorn – er war gerade Rechtsanwa­lt geworden – für die Aktion Lebenswert­es Hallein in die Gemeindeve­rtretung der Salinensta­dt ein. Ab 1994 folgten zwei Perioden als grüner Stadtrat – zunächst für Raumordnun­g, dann für Kultur und Jugend. Nach Wahlverlus­ten 2004 schied Schellhorn aus der Stadtpolit­ik aus.

In der Öffentlich­keit wurde es ruhig um den Rechtsanwa­lt. Im Hintergrun­d aber blieb er bei den Grünen im Vorstand als Finanzrefe­rent aktiv. Und so war er zur Stelle, als nach dem Wahlsieg 2013 regierungs­erfahrenes Personal gebraucht wurde: „Es war nach 22 Jahren als Rechtsanwa­lt volles Risiko, aus dem Beruf auszusteig­en“, sagt er, „aber ich hätte es mir mein Leben lang nicht verziehen, diese einmalige Chance nicht zu ergreifen.“

Schellhorn beschreibt sich so: „Der lange Atem gehört zu meiner Persönlich­keit.“Den wird der Vater von drei erwachsene­n Söhnen brauchen, wenn er die Salzburger Grünen nach dem Wahldebake­l vom 22. April wieder aufrichten will.

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BILD: SN/APA/BARBARA GINDL Heinrich Schellhorn folgt Astrid Rössler.

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