Abba gibt es nie mehr wieder
Seit sich die Bandmitglieder von Abba nach dreißig Jahren wieder im Tonstudio getroffen haben und einen neuen Song aufnahmen, reißen die Spekulationen um eine Wiedervereinigung nicht ab. Was sagt der Frontman dazu?
Bei der Eröffnung einer neuen Zusatzausstellung im populären Abba-Museum in Stockholm zu den Solokarrieren der vier Abba-Mitglieder Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad, Benny Andersson und Björn Ulvaeus ergab sich ein SN-Interview mit dem Frontmann der legendenumwobenen Popband, Björn Ulvaeus. SN: Herr UIvaeus, Abba-Fans warten auf die beiden neuen Songs, die ihr vier zusammen eingespielt habt. Können Sie etwas über die Songs verraten? Erkennt man Abba wieder? Ulvaeus: Ja, Sie klingen sehr nach Abba, wir sind ja Abba. Einer von den beiden Songs ist nicht so sehr Disco, er ist im 6/8-Takt komponiert. Aber beide sind als richtige Abba-Songs wiederzuerkennen. Mehr sage ich jetzt nicht zu den Liedern. Ihr müsst einfach abwarten, bis sie rauskommen. SN: Wird es denn noch mehr neue Abba-Songs geben? Sie meinen, noch mehr Songs neben den beiden, die wir nun eingespielt haben? Ja, also das weiß man nie. Aber ich schließe weitere neue Songs definitiv nicht aus. SN: Erstmals seit über 30 Jahren sind Sie vier zusammen ins Tonstudio gegangen. Wie hat sich das angefühlt, wieder zusammen Musik zu machen? Benny und Anni-Frid haben ja auch zwei Kinder und sehen sich deshalb regelmäßiger, ansonsten habt Ihr aber sehr separat gelebt, wenn auch zumeist in Stockholm. Nun ja, ich muss sagen, dass sich das letztlich total fantastisch angefühlt hat. Wir wussten ja zunächst nicht, wie es sich erstmals wieder seit 1982 anfühlen würde, wieder zusammen in so einem Milieu zu stehen, also in einem Studio. Das war „schwupps“zurück in die alte Zeit, als ob es nie eine Pause gegeben hätte. Nach all den Jahren zusammen damals und all den gemeinsamen Erlebnissen wuchs zwischen uns ein sehr enges Band. Wir haben so viel zusammen durchgemacht. Das Band war da und noch genauso stark wie damals. Das fühlten wir alle bei den Aufnahmen. Die Zusammenarbeit lief, wie damals auch, wie am Schnürchen. Da ist etwas sehr Spezielles zwischen uns. SN: Warum habt Ihr euch damals überhaupt getrennt. Ihr wart zwei Paare, Sie und Agnetha und Benny und Frida, die sich dann auch wieder getrennt haben. Das lag daran, dass wir Anfang der 1980er unterschiedliche Interessen entwickelten. Benny und ich wollten sehr gern ein Musical schreiben, Agnetha und Frida wollten sich gern als eigenständige Sängerinnen versuchen und Soloplatten aufnehmen. Gänzlich trennen wollten wir uns 1982 eigentlich gar nicht. Unser Gedanke damals war, dass wir nur für eine begrenzte Zeit unsere eigenen Projekte verfolgen und dann wieder als Abba zusammenkommen. Aber es läuft manchmal anders, als man annimmt. SN: Verstehen Sie den grandiosen Hype, der weltweit um Sie vier gemacht wird? Das war ja eine Sensation, als bekannt wurde, dass Sie sich für zwei neue Songs wiedervereinigt haben. Nun ja, eigentlich nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Wir dachten eher, dass wir Schritt für Schritt wieder in Vergessenheit geraten würden, als wir 1982 Abba auflösten. Aber es ist schön, dass unsere Musik noch immer so geschätzt wird. SN: Was hat es denn mit den Avataren auf sich, die Ihre Songs im Dezember im BBCFernsehen und 2019 auf einer Welttournee aufführen werden. Sie sagten, es sei toll, dass Sie dann mit Ihrem Hund in Stockholm spazieren gehen können, während Sie gleichzeitig als digitales Björn-Hologramm in Tokio auftreten. Das klingt komisch: Abba-Musik der 1970er ist so tief menschlich, so warm. Verträgt sich das denn mit kalten computeranimierten, beweglichen 3DVersionen auf der Bühne? Nein, unsere Avatare werden überhaupt nicht kalt sein! Die werden aussehen wie richtige Menschen, und ich verspreche eines: Unsere vier Avatare werden mit viel Humor und viel menschlicher Wärme auftreten. Das wird auch mehr als nur eine gewöhnliche Bühnenshow sein, in der wir in der Ecke stehen und Musik machen. SN: Aber Sie können sich trotzdem nicht vorstellen, doch noch einmal zusammen persönlich aufzutreten? Also, ehrlich gesagt, waren wir schon damals in den 70er-Jahren nicht besonders darin verliebt, live aufzutreten. Wir mochten die Arbeit im Aufnahmestudio lieber. Von den zehn oder besser gesagt acht Jahren, die wir zusammen aktiv waren, waren wir nur gut sieben Monate auf Tour. Mehr war es schon damals nicht. SN: Also werden wir Abba nie wieder live erleben? Nein, nein, nein, nein – absolut nicht, völlig ausgeschlossen. Das wird nie passieren. Da waren die Erwartungen etwas hochgesteckt, als die Leute kürzlich von unserer Wiedervereinigung geredet haben. Keine Chance.
„Da ist etwas sehr Spezielles zwischen uns.“