Dabei beim Aufstieg des Architekten
Martin Gerlach jun. begleitete Adolf Loos mit seiner Kamera und „übersetzte“Architektur.
Erst hat er sich abschätzig geäußert über die Fotografie und die Architekturfotografie im Speziellen, als aber 1931 eine Monografie seiner Bauten erscheinen sollte, war er derjenige, der geradezu pingelig über die Aufnahmen wachte. Dabei hatte Adolf Loos im Berufsfotografen Martin Gerlach ohnehin einen Bruder im Geiste der Neuen Sachlichkeit gefunden, der es verstand, Bauten geradezu monumental, als Propaganda ins Bild zu setzen. Dennoch wurde herumretuschiert, was das Zeug hielt, um die verschachtelten Bauten von Loos, der auch Niveau- und Größenunterschiede liebte, möglichst „schön“abzubilden. Wenn man das Glück hat, mit dem Kurator Walter Moser durch die kleine, feine Ausstellung im Photoinstitut Bonartes geführt zu werden, wird man auf diverse Unstimmigkeiten aufmerksam gemacht. Der Chefkurator der Fotosammlung der Albertina hat sich schon in seiner Diplomarbeit mit dem Thema beschäftigt, die allermeisten der ausgestellten Fotografien stammen auch aus der Albertina.
„Sie sehen also, die Photographie sagt nichts. Die Photographie zeichnet hübsche oder weniger hübsche Bilder“, so wird Loos zitiert. Mit den „hübschen Bildern“von Martin Gerlach scheint er immerhin zufrieden gewesen zu sein. Der Fotograf gab sich auch redlich Mühe, spannende Perspektiven zu finden, wobei er mit Winkeln, Säulen, Spiegeln und Flächen geradezu abstrakte Wirkungen erzielen konnte. Die Fassade der Villa Moller in der Starkfriedgasse im 18. Wiener Gemeindebezirk wollte Loos quasi auch als Statement verstanden wissen und seine Vorreiterrolle in der Architektur der neuen Sachlichkeit untermauern. Wenn er auch nach außen hin die Fotografie verachtete, so war er dennoch involviert, wie eine Aufnahme der Villa von der Gartenseite zeigt, wo Loos als „diskreter“ Beobachter in der Terrassentür zu entdecken ist, wenn man genau schaut.
Im Falle der Doku-Fotografien eines Loos-Hauses in Payerbach – heute ein Hotel – wurde sogar die Aussicht vor dem Panoramafenster „herbeigeschwindelt“.
Die Aufnahmen von Martin Gerlach, der sich als Avantgardist sah, werden ergänzt durch eine Reihe weiterer Architekturfotografien.
Denn auch ein Architekt wie Walter Gropius empfand die Fotografie als Werbemittel geeignet, sofern seine Bauten – etwa die Meisterhaussiedlung in Dessau – nur angemessen „hübsch“dargestellt wurden. Dafür „inszenierte“eine Fotografin wie Lucia Moholy die Bauhaus-Architektur im besten Licht. Es erstaunt, wie zeitlos modern alle diese Bauten sind. Walter Moser gelang eine Ausstellung, die gleichermaßen Freunde der Fotografie als auch der Architektur anzusprechen vermag.