„Mein logisches Ziel muss das Finale sein“
Als Turniersieger startet Dominic Thiem heute in die French Open. Österreichs Tennisstar erkennt die Risiken, vor allem aber seine Chance.
Am späten Samstagnachmittag hatte Dominic Thiem in Lyon seinen zehnten ATP-Turniersieg perfekt gemacht. Danach Siegerehrung, Kofferpacken und mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV ab nach Paris. Dort standen am Sonntag eine Trainingseinheit und ein Medientermin auf dem Programm. Und schon heute, Montag (2. Spiel nach 11 Uhr/live ORF Sport +), beginnt für Österreichs Tennisstar das wohl wichtigste Turnier des Jahres.
Es geht Schlag auf Schlag, von körperlicher oder mentaler Müdigkeit will Thiem nach drei hart erkämpften Marathonsiegen in Lyon aber nichts wissen. „Das Selbstvertrauen ist groß und die Beine sind schnell. Ich bin zu 100 Prozent bereit“, sagt Thiem. Dass er wie in den Runden zuvor auch im Finale von Lyon gegen Gilles Simon eineinhalb Sätze lang seine Leistung nicht abrufen konnte, beunruhigt ihn nicht: „Es ist ein gutes Zeichen, wenn ich schlecht spiele, aber trotzdem gewinne. Das macht sogar mehr Spaß, als wenn es von Anfang an leicht von der Hand geht“, sagt Thiem, der gegen den Franzosen 3:6, 2:4, 15:40 zurücklag, ehe er einen Gang zulegte und seinen 200. Sieg und zehnten Titel auf der ATP-Tour mit 3:6, 7:6(1), 6:1 feierte.
Der 24-Jährige hat auch eine Erklärung, warum er zuletzt in vielen Matches gegen vermeintlich schwächere Gegner über die volle Distanz gehen musste. „Das ist mein Charakter. Ich neige dazu, im Match nur das Nötigste zu machen, um zu gewinnen, und daran muss ich sicher arbeiten, um das zu ändern, denn das kann nicht immer gut gehen.“Gelegenheit dazu hat er heute zum Auftakt gegen den weißrussischen Qualifikanten Ilja Iwaschka, die Nummer 119 der Weltrangliste.
Der Auftritt auf dem drittgrößten Platz in Roland Garros, der altehr- würdigen „Stierkampfarena“, soll freilich nur ein gelungener Start in jenes Turnier sein, wo er in den vergangenen zwei Jahren im Halbfinale stand. Seither ist der Österreicher auch international einer der gefragtesten Spieler. Einige Hundert Zuschauer verfolgten sein Training mit Sam Querrey, die internationale Presse sieht ihn als ersten Herausforderer von Rafael Nadal, der ebenfalls heute ins Geschehen eingreift. Und Thiem nimmt die Rolle an: „Ich war hier zwei Mal im Halbfinale und man will immer besser werden. Also muss mein logisches Ziel das Finale sein. Ich weiß, dass ich das erreichen kann. Ich weiß aber auch, dass es dafür drei, vier sehr gute Leistungen braucht, sonst bin ich weg, bevor das Turnier so richtig begonnen hat.“
Für die große Sensation am zweiten Spieltag von Paris sorgte Kataryna Kozlova. Die Ukrainerin schaltete überraschend die lettische Titelverteidigerin Jelana Ostapenko mit 7:5 und 6:3 aus. Damit haben die French Open schon ihre erste große Sensation. Im Vorjahr war der 21Jährigen selbst mit dem Finalsieg gegen Simona Halep (4:6, 6:4, 6:3) eine der größten Überraschungen in Paris seit Jahren gelungen.