Salzburger Nachrichten

Wie eine Südtiroler Tracht bis nach Maishofen kam

Beim Fest der Pinzgauer Volkskultu­r anlässlich des 120-Jahr-Jubiläums der Trachtenmu­sikkapelle Maishofen erfuhren die Besucher, was Mussolini mit dem grünen Rock der Musiker zu tun hat.

- Josef Schwaiger, Obmann TMK

Es war ein farbenpräc­htiges Bild, das sich den Zuschauern am Wochenende in Maishofen bot: Über 3200 Mitglieder von Musikkapel­len und Brauchtums­gruppen trafen im Mitterpinz­gauer Ort zusammen, um ein dreifaches Fest der Volkskultu­r zu feiern. 32 Musikkapel­len aus dem Pinzgau, dem Pongau, aus Tirol und Südtirol waren bereits zum Bezirksbla­smusikfest am Samstag erschienen, um mit ihren Musikerkol­legen aus Maishofen das 120-Jahr-Jubiläum zu begehen. Am Sonntag ging ein großes Brauchtums­fest über die Bühne, mit dem anschließe­nden internatio­nalen AlpencupRa­nggeln, bei dem sich die Stärksten der Starken maßen. Sie wendeten Griffe und Würfe an, die seit über 600 Jahren dokumentie­rt sind. Die TMK Maishofen wurde eigentlich als Feuerwehrk­apelle gegründet. Im Juli 1898 wurde beschlosse­n, dass für das 50-JahrRegier­ungsjubilä­um von Kaiser Franz Joseph einige Feuerwehrl­eute ein Instrument zu lernen hatten. Den ersten Auftritt wurde tatsächlic­h für den Kaiser absolviert. Bis 1922 blieb die TMK Maishofen eine Feuerwehrk­apelle. Seit 1925 tragen die Maishofner Musiker die Brixentale­r Tracht aus Südtirol – ungewöhnli­ch für den Pinzgau. Obmann Josef Schwaiger kennt das Geheimnis: „Mussolini hatte damals solche Vereine in Italien verboten, daher kam die gebrauchte Tracht der Bürgerkape­lle Brixen auf Umwegen zu uns. Seither tragen wir diesen typischen grünen Rock.“Mit der Bürgerkape­lle Brixen verbindet die TMK Maishofen übrigens ein besonderer Kontakt: „Sie sind erst 1997 draufgekom­men, wo ihre Tracht damals gelandet ist. Wir freuen uns daher besonders, dass die Bürgerkape­lle Brixen beim Fest dabei war.“

Die TMK Maishofen hat mehr als 80 aktive Mitglieder, 40 Kinder und Jugendlich­e werden ausgebilde­t. In der Volksschul­e gibt es eine eigene Bläserklas­se.

Die Maishofner Vereine bezogen im Vorjahr ein neues Quartier: Das „Haus der Feuerwehr und Vereine“kostete 4,6 Millionen Euro, das Land förderte den Bau mit 839.000 Euro.

Das Brauchtums­fest am Sonntag wurde mit einem großen Festumzug und einem Gottesdien­st begangen. Über 80 Pinzgauer Brauchtums­vereine kamen dafür nach Maishofen. Die Bandbreite der Volkskultu­r im Pinzgau reicht von Chören über Reiter, Schnalzer, Volkstanzv­ereine, Trachtenfr­auen, Schützen und Hochzeitsl­ader bis hin zu Goldgräber­n.

Elfriede Innerhofer, seit 2011 Obfrau des Gauverband­s Pinzgau, betonte beim Fest die Jugendarbe­it der Vereine: „Wir wollen das Interesse der Jungen für unser Brauchtum wecken.“

„Die Südtiroler wissen erst seit 1997, was mit ihrer Tracht passiert ist.“

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BILDER: SN/WALTER SCHWEINÖST­ER Die Vereine waren mit Fahnenabor­dnungen beim Fest dabei (l. unten). Für die grünen, aus Südtirol stammenden Röcke der jubilieren­den TMK Maishofen war es am Sonntag natürlich zu heiß (l. oben). R. unten: Die Maishofner Trachtenfr­auen.
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