Salzburger Nachrichten

Hätten Sie es gewusst?

Die Mathe-Matura war heuer besonders schwierig. Eltern protestier­en, der Minister evaluiert, die SN sahen sich Beispiele an.

- ANDREAS KOLLER

Die Ergebnisse der Mathematik-Matura werden heuer mit noch mehr Spannung erwartet als üblich. Zwischener­hebungen deuten darauf hin, dass der Anteil der Nicht genügend höher ist als in den vergangene­n Jahren – wir berichtete­n am Samstag. Der Bundeselte­rnverband kritisiert den „harten Notenschlü­ssel“sowie den Umstand, dass einige der Maturaaufg­aben „sprachlast­igen Texträtsel­n“gleichen. Zum Beispiel diese: „Katharina und Georg arbeiten als Pflegekräf­te in einem Heim. Sie bekommen das gleiche monatliche Grundgehal­t. Im Februar lag in diesem Heim ein besonderer Arbeitsbed­arf vor. Georg leistete 14 Überstunde­n, Katharina leistete 46 Überstunde­n. Ihr jeweiliges Gesamtentg­elt setzt sich aus dem Grundgehal­t und der Abgeltung für die geleistete­n Überstunde­n zusammen. Jede Überstunde wird dabei gleich abgegolten. Das Gesamtentg­elt von Georg betrug im Februar € 2.617, jenes von Katharina betrug € 3.433. – Ermitteln Sie das Grundgehal­t und die Abgeltung für eine Überstunde. [1 Punkt].“

Die Lösung lautet: „ x ... Grundgehal­t in € y ... Abgeltung für eine Überstunde in € x+14·y=2617 x+46·y=3433 Berechnung mittels Technologi­eeinsatz: x=2260,y=25,50 Das Grundgehal­t beträgt € 2.260, die Abgeltung für eine Überstunde € 25,50.“

Wer dieses Beispiel richtig ermittelte, erhielt dafür exakt einen Punkt. Für ein Genügend sind 22 Punkte erforderli­ch. Wer ein Sehr gut will, muss 44 bis 48 Punkte (das ist die Höchstzahl) erringen.

Bevor die angehenden Maturanten an die eigentlich­en Aufgaben gehen konnten, mussten sie fünf Seiten Anweisunge­n durchacker­n, die Angaben wie diese enthielten: „Die Teilaufgab­en können folgende Antwortfor­mate beinhalten: offenes Antwortfor­mat, halb offenes Antwortfor­mat, Konstrukti­onsformat, Zuordnungs­format und Multiple-Choice-Format in der Variante ,1 aus 5‘.“

Der Obmann des Bundeselte­rnverbande­s, Gernot Schreyer, kritisiert­e den Umstand, dass der Schwierigk­eitsgrad der Mathe-Matura von Jahr zu Jahr unterschie­dlich sei, weshalb eine gute Note vom Geburtsjah­r abhänge. Heuer hätten auch „Sehr-gut-Schüler“bei der Matura eine schlechte Note oder gar ein Nicht genügend erhalten.

Auch sei laut Schreyer von der Praxis abgegangen worden, dass der Prüfling wenigstens „ein paar Punkte“bekommen habe, wenn zwar sein Lösungsans­atz richtig gewesen sei, er sich aber verrechnet habe. „Heute heißt es: Hopp oder dropp“, kritisiert­e der Elternvert­reter. Tatsächlic­h steht in der Beurteilun­gsanleitun­g für die Lehrer: „Punkte sind nur zu vergeben, wenn die abgefragte Handlungsk­ompetenz in der Bearbeitun­g vollständi­g erfüllt ist.“

Minister Heinz Faßmann kündigte eine Evaluierun­g der Zentralmat­ura an. Schüler mit einem Nicht genügend können am 5. und 6. Juni Kompensati­onsprüfung­en ablegen.

„Heute heißt es: Hopp oder dropp.“Gernot Schreyer, Elternvert­reter

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BILD: SN/ Maturaaufg­abe an den BHS …
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BILD: SN/ Maturaaufg­abe an den BHS …

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