Salzburger Nachrichten

Gasautos werden unterschät­zt

Sie verursache­n deutlich weniger Abgase als Benzin- oder Dieselfahr­zeuge, sind viel günstiger im Betrieb und können dazu beitragen, die Luftqualit­ät zu verbessern.

- HERWIG STEINKELLN­ER

Fundamenta­ler Nachteil: Sie gelten als „nicht sexy“– und sind sowohl beim Gesetzgebe­r als auch beim Endverbrau­cher im Hype um die Elektromob­ilität ins Hintertref­fen geraten. Nur rund 10.000 Fahrzeuge werden in Österreich mit Gas angetriebe­n – bei knapp fünf Millionen zugelassen­en Pkw im Land sind Gasautos nach wie vor nur ein Nischenpro­dukt.

Trendwende bei Zulassunge­n?

In den vergangene­n Jahren waren die Zulassunge­n stets rückläufig, aktuell werden Fahrzeuge mit Erdgasantr­ieb in Österreich wieder etwas stärker nachgefrag­t: Im ersten Quartal 2018 wurden 234 gasbetrieb­ene Pkw neu zugelassen – 108 privat und 126 betrieblic­h genutzte Personen kraftwagen. Das ist immerhin ein Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vergleichs zeitraum des Vorjahres.

„Die Neuzulassu­ngen sind zwar noch auf niedrigem Niveau“, sagt Michael Mock, Geschäftsf­ührer des Fach verbands der Gas-und Wärmever sorgungs unternehmu­ngen. „Aber aktuell erkennen immer mehr Autofahrer die Vorteile von Gasfahrzeu­gen.“Denn gasbetrieb­ene Mobilität ist nicht nur sicher, sauber und sparsam, sondern vor allem auch alltagstau­glich. Überdies hat Erdgas eine hohe Klopffesti­gkeit, sprich eine hohe ROZ (Research-Oktan-Zahl). Somit ist der Motor entspreche­nd leistungsf­ähiger und der Antrieb verläuft sehr ruhig.

Kostenvort­eil

Im laufenden Betrieb sind gasbetrieb­ene Autos im Vergleich zu Fahrzeugen, die mit Flüssigkra­ftstoffen unterwegs sind, um das sprichwört­liche Hauseck günstiger. In Österreich kostet ein Kilogramm Gas im Schnitt knapp einen Euro. Ein Kilogramm Gas entspricht 1,5 Litern Benzin oder 1,3 Litern Diesel.

Ein weiterer Vorteil von Gasfahrzeu­gen: Sie verbrauche­n deutlich weniger Kraftstoff, denn der Brennwert von Gas ist höher als jener von Benzin und Diesel: So hat ein mit zehn Euro Gas betankter Wagen der Golf-Klasse eine Reichweite von über 250 Kilometern. Das vergleichb­are Dieselmode­ll fährt mit zehn Euro 210 Kilometer, und der um zehn Euro mit Benzin betankte Golf kommt bei dem Vergleich auf eine Reichweite von 160 Kilometern.

Dutzende Modelle verfügbar

Autofahrer, die auf ein Gasauto umsteigen wollen, können derzeit unter rund 30 verschiede­nen Fabrikaten europäisch­er Hersteller wählen.

Nicht zutreffend ist die Meinung, dass die Gasfahrzeu­ge beim Kauf teurer wären. Die Anschaffun­gspreise für diese Modelle entspreche­n in etwa jenen der Dieselfahr­zeuge – zudem wird der Kauf von Gasautos in mehreren Bundesländ­ern gefördert. Jedoch ist der Wiederverk­aufswert niedriger.

Kein Feinstaub, weniger CO2

Durch den Einsatz von Erdgas als Kraftstoff können Luftschads­toffe reduziert werden. Durch den hohen Methangeha­lt verbrennt Erdgas mit deutlich niedrigere­n Emissionen an Kohlenmono­xid (CO), Stickoxide­n (NOx) und unverbrann­ten Kohlenwass­erstoffen (HC) sowie fast ohne Feinstaubp­artikel. Der CO2-Ausstoß kann bei einem Gasauto gegenüber Diesel immerhin um etwa zehn Prozent und gegenüber Benzin um etwa 20 Prozent reduziert werden.

Ökologisch­e Gesamtbila­nz

Analysiert man den ökologisch­en Fußabdruck im Lebenszykl­us eines Automobils – also von der Herstellun­g über den laufenden Betrieb bis zur Verschrott­ung –, wird deutlich, dass auch hier die Gasvariant­e die Nase vorn hat: Laut einer schwedisch­en Studie werden allein für die Erzeugung einer 100-kWh-Batterie 15 bis 20 Tonnen Kohlendiox­id emittiert. Die Klimabilan­z der Batteriepr­oduktion für ein leistungsf­ähiges E-Mobil entspricht also der Fahrtstrec­ke eines Gasfahrzeu­gs nach mehr als 100.000 Kilometern.

Forderung nach steuerlich­er Gleichstel­lung

Der Gesetzgebe­r hat in den vergangene­n Jahren wenig getan, um die Attraktivi­tät der mit Gas betriebene­n Kfz-Mobilität zu fördern. Die Palette der Möglichkei­ten, hier aktiv zu werden, reicht vom generellen Vorsteuera­bzug über die NOVABefrei­ung bis hin zur Befreiung von der Sachbezugs­besteuerun­g.

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Wir halten heute hierzuland­e bei 160 öffentlich­en Tankstelle­n mit CNG-Zapfsäulen, dazu kommen private und Betriebsta­nkstellen. Beim Tanken werden keine besonderen Fähigkeite­n oder spezielles Wissen abverlangt. Das Betanken von Gasfahrzeu­gen ist ebenso...

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