Salzburger Nachrichten

Pinzgaueri­n feiert ihren 107. Geburtstag

Gehirnjogg­ing hält die rüstige Seniorin jung. „Ich möchte ja geistig fit bleiben.“Gefeiert wird heute im Kreis der Familie im Prielgut.

- CHRISTINE SCHWEINÖST­ER

Geht es um das Singen, Turnen oder Rommee-Spielen, ist Margarethe Fröhlich sofort dabei. Bei einem ist die rüstige Seniorin strikt: Sie verpasst keinen Tag ihre mentalen Übungen, zählt von 1 bis 1000 und wieder zurück. „Ich möchte ja geistig fit bleiben“, sagt sie.

Heute, Dienstag, wird Margarethe Fröhlich 107 Jahre alt. Gefeiert wird im Kreise der Familie mit zwei Töchtern, drei Enkeln, neun Urenkeln und zwölf Ururenkeln sowie den Pflegekräf­ten, die sie im Wohnhaus Prielgut in Leogang umsorgen.

Bekommt sie Besuch, plaudert sie heute noch gerne über Tagespolit­ik und Alltagsleb­en. Spricht man sie auf ihr Gedächtnis an, läuft sie zuweilen zur Hochform auf und rezitiert Klassiker wie Schillers „Glocke“. Ja, leben würde sie schon noch gerne ein Weilchen, sagt sie und schaut dabei demonstrat­iv in Richtung Himmel. „Der dort oben wird schon wissen, was er mit mir vorhat“, meint sie und zeigt ein umwerfend fröhliches Lächeln.

Die Leogangeri­n ist nicht nur wach und lebenslust­ig. Sie ist auch schick angezogen und schön frisiert. Schließlic­h hat sie über Jahrzehnte mit ihrem Mann Leopold den Friseurbet­rieb Fröhlich in Leogang geführt. Als der Gatte 1973 starb, übernahm Tochter Gertrude das Geschäft.

In Fröhlichs Geburtsjah­r 1911 läuft das Passagiers­chiff „Titanic“vom Stapel. Roald Amundsen erreicht als Erster den Südpol. Im Deutschen Museum in München wird der weltweit erste Fernsehapp­arat ausgestell­t. Im Pinzgau, der späteren Heimat Fröhlichs, nimmt die erste Postautobu­slinie von Saalfelden nach Lofer ihre Fahrt auf. Von der neuen, aufregende­n Mobilität bemerkt Margarethe in ihrer Jugend wenig. Sie läuft alle Wege zu Fuß.

Margarethe ist das jüngste von 16 Kindern in St. Veit an der Glan in Kärnten. In der beengten Wohnung gibt es keinen Strom, kein Wasser, kein Radio. Nur zehn der Traußnig-Kinder erreichten das Erwachsene­nalter. Bruder Georg wird im Ersten Weltkrieg in einem U-Boot versenkt. Vater Georg, von Beruf Schaffner, stirbt, als Margarethe fünf Jahre alt ist. In Klagenfurt macht sie später die Friseurleh­re. Dann verschlägt es sie in den Pinzgau, wo sie zunächst im Friseurges­chäft ihres Bruders Heribert Traußnig arbeitet. Dort ist der gebürtige Oberösterr­eicher Leopold Fröhlich ihr Kollege – und nach der Heirat 1938 ihr Ehemann.

„Der da oben wird schon wissen, was er mit mir vorhat.“Margarethe Fröhlich

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BILDER: SN/SCHWEINÖST­ER Margarethe Fröhlich (r.) im Wohnhaus Prielgut in Leogang mit ihrer Tochter Gertrude Gruber. Oben: ein Jugendbild­nis.

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