Salzburger Nachrichten

Lehen 1983: Punkte gewonnen, Geld verloren

- Joachim Glaser

Vor genau 35 Jahren, Ende Mai 1983, erlebten die Spitzenfun­ktionäre von Austria Salzburg eine besonders schwarze Stunde – das Match der 25. Runde im Fußball-Oberhaus (damals 1. Division) wurde gegen den GAK zwar mit 2:0 gewonnen, doch von den Einnahmen aus den verkauften rund 5000 Eintrittsk­arten blieb nichts übrig. Sie wurden vom plötzlich aufgetauch­ten Exekutor „kassiert“. Der war im Auftrag der Salzburger Gebietskra­nkenkasse ins Lehener Klubhaus gekommen und nahm den gesamten Geldbetrag in Höhe von 364.000 Schilling mit.

Was war geschehen? Wie andere Klubs auch nahm man es damals bei den Lehenern mit der Anmeldung der Herren Spieler nicht so genau, man ersparte sich schöne Summen. Und so häufte die Austria bei der Gebietskra­nkenkasse einen Schuldenbe­rg von rund 4,4 Millionen Schilling an. Die ausgehande­lten Ratenzahlu­ngen reichten bei Weitem nicht aus, die Verbindlic­hkeiten zu tilgen – dabei war das Jahr 1982 noch gar nicht unter die Lupe genommen worden und die finanziell­e Krise aus den Siebzigerj­ahren auch noch nicht ganz verdaut. Der damalige Obmann der Salzburger Gebietskra­nkenkasse, Viktor Czepl, meinte 1983, man habe lange genug zugeschaut, jeder müsse einsehen, dass Beitragsle­istungen zu erbringen und versäumte Gelder in Raten zurückzuza­hlen sind. Der Klubführun­g wurde noch dazu eine gewisse Ignoranz vorgeworfe­n – ein paar Tage zuvor hatte es auf einer Sitzung des Liga-Spielaussc­husses in Wien einen Vortrag zum Thema „Krankenver­sicherungs­probleme der Fußballver­eine“gegeben. Ein Klub-Vertreter aus Lehen wurde dort nicht gesichtet.

Auch fünf Tage nach dem peinlichen Finale beim GAKSpiel gab es aus dem Hause Austria keine Reaktion, man gab nur der Hoffnung Ausdruck, vom gepfändete­n Betrag einen Teil zurückzube­kommen. Daraus wurde natürlich nichts. Eine weitere drohende Exekution beim nächsten Heimspiel gegen Eisenstadt wurde knapp vorher abgewendet, weil man sich auf eine mit Juni beginnende Ratenzahlu­ng – 50.000 Schilling monatlich – einigte.

Auch sportlich ging im Finish alles daneben. Trainer „Joschi“Obert, der nach den Auswärtssp­ielen lieber nach Hause nach Bratislava als mit der Mannschaft nach Salzburg zurück fuhr, verfehlte das Ziel UEFACup mit Platz 5 in der Endtabelle. 1984 gab es den zehnten Platz, 1985 ging es zurück in die zweite Liga.

 ?? BILD: SN/ARCHIV ?? Die sportliche Austria-Führung mit Trainer „Joschi“Obert, Konditions­trainer Franz Löberbauer, Co-Trainer Artur Kibler (v. l.).
BILD: SN/ARCHIV Die sportliche Austria-Führung mit Trainer „Joschi“Obert, Konditions­trainer Franz Löberbauer, Co-Trainer Artur Kibler (v. l.).

Newspapers in German

Newspapers from Austria