Salzburger Nachrichten

Thailand schließt Traumstran­d Maya Bay

Auf Mallorca werden Fäkalien direkt ins Meer geleitet.

- BILD: SN/AP/AKCHAI LALIT

Weißer Sand, türkisblau­es Wasser und Korallen zum Angreifen nahe – der Traumstran­d aus dem Hollywood-Film „The Beach“wurde täglich von 5000 Touristen besucht. Damit ist vorerst Schluss. Von heute an ist er für vier Monate gesperrt. Damit soll sich die Maya Bay im Süden Thailands vom Ansturm der Touristen erholen, denn die Umweltschä­den sind massiv. Experten zweifeln, dass die viermonati­ge Pause genug ist. Ideal wäre eine dauerhafte Schließung. Doch Thailand ist vom Tourismus abhängig. Probleme, die man auch auf Mallorca kennt.

Mallorca steht für weiße Strände, blaue Buchten und sommerlich­es Badevergnü­gen. Vielerorts mag das stimmen, aber rund um die Inselhaupt­stadt Palma täuscht der Eindruck – und zwar gewaltig. Statt ungetrübte­r Urlaubsfre­uden lauern hier trübe Fäkalienab­wässer unter der Oberfläche. „Wenn es regnet, öffnen die Stadtwerke die Schleusen und leiten die Abwässer direkt und ungereinig­t ins Meer“, erzählt Aina Barceló aus Portixol, einem populären Vorort von Palma.

Aber die Klärwerke der Balearenin­sel sind veraltet und überforder­t: Dem durch die Bevölkerun­g und den Touristena­nsturm ausgelöste­n Druck halten sie schon lange nicht mehr stand. Ihre kleine Tochter lässt Barceló hier jedenfalls nicht mehr ins Wasser, stattdesse­n fährt sie eine Stunde bis an den Strand eines Naturschut­zgebietes.

Während die Fäkalien weitgehend unsichtbar sind, ist es der Müll in der Region nicht. Ein Räumfahrze­ug hat ihn von der Promenade an den Strand geschoben. Kinder spielen umgeben von Damenbinde­n, Wattestäbc­hen und Spritzen. Die Hygieneart­ikel stammen aus den Toiletten der mallorquin­ischen Hauptstadt, landen im Meer und werden von dort wieder an Land geschwemmt.

Neus Truyol leitet die Stadtwerke in Palma. Sie gibt zu, dass die Stadt ein Problem hat. „Jedes Mal, wenn es regnet, sind die Klärwerke überlastet. Sie können nicht all das Regenwasse­r aufnehmen, und so mischt es sich mit dem Abwasser der Haushalte“, erläutert sie. Was dann am Klärwerk ankomme, sei so viel, dass Teile des Abwassers ungefilter­t ins Meer geleitet würden. Das derzeit regierende linke Bündnis aus MES und PSOE erreichte immerhin, dass das zuständige Umweltmini­sterium in Madrid den Bau eines neuen Klärwerks zugesagt hat. Doch das wird Jahre dauern – und wirkt doch nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Alice Manson von der Umweltorga­nisation „Ondine“läuft mit gesenktem Kopf über den Strand von Portixol. Sie findet zwei Insulinspr­itzen im Sand, eine davon offen und mit nach oben gebogener Nadel. Sie fordert Bürger und Urlauber auf, sich endlich verantwort­lich zu verhalten. „Es liegt nicht allein am Klärwerk, diesen Müll zurückzuha­lten, sondern vor allem auch an uns, ihn zu vermeiden.“

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BILD: SN/APA (AFP)/JAIME REINA Urlaubsfre­uden können getrübt sein.

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