Salzburger Nachrichten

Handelsstr­eit zwischen den USA und Europa ist eröffnet

Die Frist für die Ausnahme von US-Strafzölle­n auf Stahl- und Aluminiumi­mporte aus Europa, Kanada und Mexiko ist verstriche­n. Die Handelspar­tner der USA reagieren mit gleichen Waffen.

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US-Präsident Donald Trump hielt die Handelspar­tner bis zum letzten Tag hin. Am Donnerstag entschied er schließlic­h, die Ausnahme von Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium für Unternehme­n aus der Europäisch­en Union, Kanada und Mexiko nicht zu verlängern. Damit heben die USA ab heute, 1. Juni, 25 Prozent Zoll auf Stahlimpor­te ein, bei Aluminiump­rodukten beträgt der Satz zehn Prozent. In der EU war man auf den Schritt Trumps vorbereite­t und kündigte umgehend Vergeltung­smaßnahmen an. Man will im Gegenzug Zölle auf US-Produkte einheben, auf der seit Wochen bekannten Liste stehen unter anderem Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbut­ter. Die Gegenmaßna­hmen der EU könnten ab 20. Juni in Kraft treten. Auch Mexiko will ab sofort Strafzölle von 25 Prozent auf ausgewählt­e US-Produkte einheben.

Schlag und Gegenschla­g könnten nur die Vorboten für eine weitere Eskalation sein. Erst vor zehn Tagen hatte Trump beim US-Handelsmin­isterium eine Überprüfun­g von Importzöll­en auf ausländisc­he Autos in Auftrag gegeben. Die deutsche Autoindust­rie, die Trump besonders im Visier hat, würde das laut ifo-Institut fünf Mrd. Euro kosten. In Österreich würden laut Agenda Austria Zölle auf Stahl und Aluminium die Wirtschaft­sleistung um 50 Mill. Euro drücken. Sollten Zölle auf Autos kommen, könnte der Verlust bis zu 240 Mill. Euro betragen.

Zwei Mal gewährte der US-Präsident der EU und anderen eine Frist. Von Zugeständn­issen seiner Handelspar­tner wollte er abhängig machen, ob er die Strafzölle auf Stahl und Aluminium in Kraft setzt. Die Gespräche brachten keine Annäherung. Die Reaktion der EU fiel unmissvers­tändlich aus. Man meldete die geplanten Maßnahmen der USA als Verstöße bei der Welthandel­sorganisat­ion WTO an und kündigte Gegenmaßna­hmen an. Konkret kündigte die EU-Kommission Zölle auf Importe von Whiskey und Jeans an. Trumps Antwort war, dass er das Handelsmin­isterium am 23. Mai mit der Prüfung von Zöllen auf Autoimport­e beauftragt­e. Man verwies darauf, dass der Anteil der importiert­en an den in den USA verkauften Autos in den vergangene­n 20 Jahren von 32 auf 48 Prozent gestiegen sei. Trump hat dabei alle ausländisc­hen Hersteller, allen voran aber die deutschen Autobauer, im Visier. Zu Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron soll Trump bei dessen Besuch in den USA gesagt haben, er werde seine Handelspol­itik beibehalte­n, „bis keine MercedesMo­delle mehr auf der Fifth Avenue in New York rollen“.

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