Salzburger Nachrichten

Mietzuschü­sse nun doch erlaubt

Westliche Bundesländ­er, Wien und Armutskonf­erenz machten gegen Kürzungen mobil. Bundesregi­erung lenkte Donnerstag­nachmittag ein.

- JOB

Nach heftigen Protesten machte die Regierung einen Rückzieher bei der Mindestsic­herung. Von einer Obergrenze ist nicht mehr die Rede.

Feiertägli­cher Paukenschl­ag bei der Mindestsic­herung. Nach massiver Kritik durch Wien, die westlichen Bundesländ­er und die Armutskonf­erenz machte die Bundesregi­erung am Donnerstag­nachmittag einen Rückzieher: Man werde den Ländern nun doch keine starren Maximalbet­räge für die Mindestsic­herung vorgeben, hieß es in einer „Klarstellu­ng“von Regierungs­sprecher Peter Launsky. Die Mietzuschü­sse seien nicht von der Mindestsic­herungsreg­elung umfasst, den Ländern stehe es weiterhin frei, diese zu gewähren.

Bei der Regierungs­klausur hatte die schwarz-blaue Koalition ihr Reformmode­ll als „Obergrenze“für die Länder bezeichnet. In den westlichen Ländern und in Wien hätte das teils massive Kürzungen bedeutet. Mittwoch und Donnerstag kam es daher zu heftigen Protesten.

Die Regierungs­pläne bedeuteten für die meisten betroffene­n Familien weniger Geld, stellte die Armutskonf­erenz fest. Sogar Familien mit zwei Elternteil­en und nur einem Kind erhielten weniger. Das erste Kind würde zwar etwas höhere Zuschüsse bekommen (216 statt z. B. 155 Euro in der Steiermark), die Eltern aber weniger (1208 statt 1295 Euro). Der Verlust der Eltern fresse das Plus beim ersten Kind auf.

Alleinerzi­eherinnen würden – entgegen der Darstellun­g der Regierung – in vielen Fällen nicht von der Neuregelun­g profitiere­n. Zwar würden alleinerzi­ehende Mütter und Väter mit zwei Kindern in fünf Bun- desländern künftig mehr Geld erhalten. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg sowie in Wien wäre es aber weniger, wenn die Mietzuschü­sse wegfielen.

Für die „Westachse“hatte der der Tiroler ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf bereits am Mittwoch Widerstand angekündig­t. Klar sei, dass die Bundesländ­er Spielräume bräuchten, um unterschie­dliche Wohn- und Lebenshalt­ungskosten abzudecken. Der Salzburger Sozialland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne) sagte den SN: „Wohnkosten sind im Westen höher. Das muss in der Mindestsic­herung durch flexible Beträge abgebildet werden.“

Auch der Wiener Gesundheit­sund Sozialstad­trat Peter Hacker (SPÖ) hatte am Donnerstag­vormittag die von der Bundesregi­erung vorgelegte­n Zahlen korrigiert. Eine österreich­ische Alleinerzi­eherin mit zwei Kindern in Wien habe nicht wie behauptet bisher 1174 Euro erhalten, sondern bis zu 1451,50 (inkl. 122,48 Euro Mietbeihil­fe).

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BILD: SN/S. SCHENKER „Westachse“: Salzburger Landesrat Heinrich Schellhorn.

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