Thiem setzt Ausrufezeichen
Mit einem beeindruckenden Viersatzsieg über Stefanos Tsitsipas zieht Österreichs Tennisstar bei den French Open in die dritte Runde ein. Schon heute wartet dort ein großer Unbekannter.
Dominic Thiem hat seine Rolle als Mitfavorit bei den French Open mit einem Viersatzsieg in der zweiten Runde über Stefanos Tsitsipas eindrucksvoll untermauert. Nicht wenige hatten gestaunt, als Österreichs Tennisstar das Finale öffentlich als „logisches Ziel“ausgerufen hatte. Zumindest vorerst lässt er diesen Worten auch Taten folgen. Thiem präsentierte sich über weite Strecken von seiner besten Seite und besiegte den starken 19-jährigen Griechen 6:2, 2:6, 6:4, 6:4.
„Das war nahe an der Topform“, sagte der Weltranglistenachte noch auf dem Platz. Das Duell des zweifachen Paris-Halbfinalisten mit dem aufstrebenden Jungstar war auch international zum Zweitrundenschlager ausgerufen worden. Etwas überraschend wurde das Match aber „nur“auf Court 18, dem viertgrößten Platz in Roland Garros, angesetzt. Dieser platzte dann aus allen Nähten. Weit mehr als die 2200 Zuschauer, für die der neue Platz ausgerichtet ist, drängten sich am Mittwochabend ins kleine Stadion und wurden nicht enttäuscht.
Thiem startete perfekt und nutzte die anfängliche Unsicherheit seines Gegners zur souveränen Satzführung. Dann verlor der Österreicher ein wenig den Faden und Tsitsipas zeigte, warum er als künftiger Top-10-Spieler gehandelt wird. Bei 1:1 in Sätzen war klar, dass das Match nicht mehr zu Ende gespielt werden kann. Umso wichtiger war dann der dritte Durchgang, in dem beide höchstklassiges Tennis boten. Mit einer Brachialleistung gelang Thiem kurz vor Einbrechen der Dunkelheit das Break zum 5:4. Wenig später servierte er den Satz aus und feuerte sich dabei ungewohnt enthusiastisch an, als hätte er bereits gewonnen. Wenig später wurde das Match vertagt.
„Der Gewinn des dritten Satzes war der Schlüssel zum Erfolg. Es hat sich fast wie ein Sieg angefühlt“, sagte Thiem. Der Österreicher machte dann dort weiter, wo er aufgehört hatte. Bei eigenem Aufschlag war er unantastbar und gab nur mehr einen Punkt ab. Zum 3:2 schaffte er das Break. „Wie er die Breaks dann bestätigt hat, war das Beste, an das ich mich von ihm erinnern kann“, sagte der sonst stets kritische Trainer Günter Bresnik. Knallharte Winner von der Vorhand, gemischt mit Stoppbällen – Thiem war in Spiellaune und verwertete nach 2:40 Stunden seinen zweiten Matchball. „Der vierte Satz war einer der besten Sätze von mir überhaupt. Dazu die unglaubliche Atmosphäre. Ich bin bereit für alles, was noch kommt“, sagte Thiem.
Dem 24-Jährigen gelang damit eine besondere Revanche für die Niederlage in Barcelona, wie er verriet. Dort hatte sich Tsitsipas beim Handshake offensichtlich nicht sportlich verhalten. „Was er am Netz gesagt hat, das würde ich und die meisten anderen Spieler nicht machen. Aber er ist ja noch jung und kann noch viel lernen“, erklärte Thiem mit einem Lächeln.
Jung ist auch sein nächster Gegner. Heute, Freitag (14.30 Uhr, live auf ORF Sport+), wird er vom unbekannten Italiener Matteo Berrettini gefordert. Der war vor dem Turnier die Nummer 96 der Welt und ist auch für Thiem noch ein unbeschriebenes Blatt. „Ich weiß, wie er aussieht, sonst aber gar nichts von ihm. Aber Günter hat ihn gegen Ernests vier Sätze beobachtet“, sagt Thiem über den 22-Jährigen, der in der zweiten Runde Bresniks zweiten Schützling Ernests Gulbis in vier Sätzen besiegt hatte.
So kündigte Thiem auch eine recht ungewöhnliche Vorbereitung an: „Trainieren werde ich nicht mehr, dafür schaue ich mir so viel wie möglich von ihm auf YouTube an.“Bresnik ergänzte aus seinen Beobachtungen: „Der hackt auf alles drauf, bewegt sich gut, hat einen Touch. Die Italiener nennen ihn den italienischen (Milos) Raonic, schöner und nicht so kraftvoll. Wir werden sehen, ob es stimmt.“
„So gut wie stellenweise in diesem Match habe ich Dominic noch nie erlebt.“