Salzburger Nachrichten

Der Wolf muss Angst lernen

- 5400 Hallein

Das Zusammenle­ben mit Wölfen wird so, wie es sich der Mensch heutzutage vorstellt, nicht funktionie­ren. Der Wolf mied früher die menschlich­e Nähe, da er intensiv bejagt wurde, und wagte sich nur in extremen Situatione­n, z. B. wenn er seine Jungen nicht mehr sattkriege­n konnte, in die Nähe des Menschen, um sich ein Tier zu holen, was dank der Hirten meist vereitelt wurde.

Heute weiß der Wolf, auch wenn er eine gewisse Scheu vor dem Menschen selbst hat, dass ihm von diesem keine Gefahr droht. Er sucht sogar seine Nähe auf, wenn er dort Weidetiere vermutet, die er leicht und ungestraft erbeuten kann. Er tötet nicht nur ein Tier, um seinen unbändigen Hunger zu stillen, sondern gleich mehrere, weil sie ihm wie im Schlaraffe­nland auf dem Tablett serviert werden. Er kostet von allen ein wenig und zieht dann zur nächsten „Jausenstat­ion“weiter.

So kann es nicht weitergehe­n! Der Wolf muss wieder lernen, dass vom Menschen Lebensgefa­hr ausgeht. Um dieses zu erreichen, fällt mir nichts anderes als der gezielte Abschuss ein, aber dazu ist die Jägerschaf­t scheinbar nicht imstande. Es wäre also wünschensw­ert, wenn jemand ein Mittel fände, das den Wölfen panische Angst vor Menschen einjagt, ohne Tiere „entnehmen“zu müssen.

Auf diese Weise würde ein halbwegs annehmbare­s Zusammenle­ben von Menschen, Wölfen und Weidetiere­n möglich werden. Dann braucht man in den meisten Fällen auch keine Hirtenhund­e mehr, denn von diesen geht größere Gefahr für den Menschen (Wanderer usw.) aus als von den Wölfen selbst. Von der bisher üblichen Art der Sommerhalt­ung von Weidevieh in den Bergen wie etwa umherziehe­nde Schafherde­n u. a. wird man sich wohl verabschie­den müssen. Dr. Horst Moosleitne­r

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