Salzburger Nachrichten

„Hier gibt es keinen Schutz vor dem Wolf“

Wie lange es auf der Gruberalm noch Tiere gibt, ist ungewiss. Viele Züchter lassen Ziegen und Schafe aus Angst vor dem Wolf im Tal.

- ANTON PRLIĆ

Die beiden Ziegen für den Streichelz­oo der Hintergrub­enbachhütt­e waren heuer die Ersten. Eigentlich sind sonst die reinrassig­en Pinzgauer Ziegen von Josef Wesenauer die ersten Tiere auf der Gruberalm am Fuße des Gruberhorn­s in der Osterhorng­ruppe. Wegen des trockenen Wetters ist Züchter Josef Wesenauer mit dem Almauftrie­b heuer aber später dran: Bis jetzt gab es noch nicht genug Blätter für seine Ziegen.

Seit zehn Jahren sind die Pinzgauer Ziegen – eine bedrohte Rasse – auf der Alm. Für den Züchter und die Bauern sei das eine Winwin-Situation, sagt Wesenauer. „Meine Tiere sind nach dem Sommer einfach fitter. Und die Ziegen halten die steilen Almflächen vom Gebüsch frei. Ein Jahr später können an diesen Stellen dann die Kühe der Bauern fressen.“

Am Wochenende kommen Wesenauers Ziegen auf die Gruberalm. Jetzt ist er dabei, die Flächen einzuzäune­n. Das Gebiet, das er absteckt, hat er vorher mit den Bauern vereinbart. Es ist jene Fläche, die später als Weidefläch­e genutzt werden soll. Der 1,10 Meter hohe Elektrozau­n soll die Tiere davon abhalten, weiter ins Gebirge aufzusteig­en. Als Schutzmaßn­ahme vor dem Wolf tauge der Zaun nicht, sagt Wesenauer. Dafür sei er zu niedrig. „Aber etwas anderes lässt sich in dem steilen Gebiet nicht machen. Ich muss den Zaun ja mehrmals pro Saison umstecken. Schutz vor dem Wolf gibt es hier keinen.“

Auch die drei Almbauern beobachten die Rückkehr des Wolfes mit großer Sorge. Werner Matieschek betreibt die Mayerlehen­alm. Die Hütte ist seit 1909 durchgehen­d bewirtscha­ftet. Matieschek ist seit 30 Jahren mit seinen Nutztieren auf der Alm. Wirtschaft­lich sei der Almauftrie­b nicht, sagt der Bauer. Er ist einer von vielen Idealisten, die in Salzburg die vielfältig­e Almenlands­chaft am Leben erhalten. „Die Menschen sehen alle nur die Idylle, wenn sie hier nach oben kommen. Aber kaum einer weiß, was alles dahinterst­eckt.“

Was es bedeutet, Almbauer zu sein, erklärt Matieschek jedes Jahr vielen Schulklass­en bei Besuchen in seiner Hütte. Auch die verschiede­nen Wildtiere erklärt er den Kindern. Er sei Biobauer und Naturschüt­zer, sagt Matieschek. Für den besonderen Schutzstat­us des Wolfes habe er dennoch kein Verständni­s. „Es gibt Hunderte Arten, die ausgerotte­t sind, sei es Insekten oder Lurche. Diese Tiere hatten einfach keine Lobby. Warum nimmt man jetzt den Wolf da heraus?“

Schützen könne man sich hier nicht, davon ist Matieschek überzeugt. Über den Vorschlag, ge-

„Die Leute sollen wissen, was wir verlieren könnten.“ Werner Matieschek, Almbauer

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BILDER: SN/ANTON PRLIC Auf der Gruberalm beginnt die das Gebiet für seine Ziegen ab. Saison. Josef Wesenauer steckt
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