„Hier gibt es keinen Schutz vor dem Wolf“
Wie lange es auf der Gruberalm noch Tiere gibt, ist ungewiss. Viele Züchter lassen Ziegen und Schafe aus Angst vor dem Wolf im Tal.
Die beiden Ziegen für den Streichelzoo der Hintergrubenbachhütte waren heuer die Ersten. Eigentlich sind sonst die reinrassigen Pinzgauer Ziegen von Josef Wesenauer die ersten Tiere auf der Gruberalm am Fuße des Gruberhorns in der Osterhorngruppe. Wegen des trockenen Wetters ist Züchter Josef Wesenauer mit dem Almauftrieb heuer aber später dran: Bis jetzt gab es noch nicht genug Blätter für seine Ziegen.
Seit zehn Jahren sind die Pinzgauer Ziegen – eine bedrohte Rasse – auf der Alm. Für den Züchter und die Bauern sei das eine Winwin-Situation, sagt Wesenauer. „Meine Tiere sind nach dem Sommer einfach fitter. Und die Ziegen halten die steilen Almflächen vom Gebüsch frei. Ein Jahr später können an diesen Stellen dann die Kühe der Bauern fressen.“
Am Wochenende kommen Wesenauers Ziegen auf die Gruberalm. Jetzt ist er dabei, die Flächen einzuzäunen. Das Gebiet, das er absteckt, hat er vorher mit den Bauern vereinbart. Es ist jene Fläche, die später als Weidefläche genutzt werden soll. Der 1,10 Meter hohe Elektrozaun soll die Tiere davon abhalten, weiter ins Gebirge aufzusteigen. Als Schutzmaßnahme vor dem Wolf tauge der Zaun nicht, sagt Wesenauer. Dafür sei er zu niedrig. „Aber etwas anderes lässt sich in dem steilen Gebiet nicht machen. Ich muss den Zaun ja mehrmals pro Saison umstecken. Schutz vor dem Wolf gibt es hier keinen.“
Auch die drei Almbauern beobachten die Rückkehr des Wolfes mit großer Sorge. Werner Matieschek betreibt die Mayerlehenalm. Die Hütte ist seit 1909 durchgehend bewirtschaftet. Matieschek ist seit 30 Jahren mit seinen Nutztieren auf der Alm. Wirtschaftlich sei der Almauftrieb nicht, sagt der Bauer. Er ist einer von vielen Idealisten, die in Salzburg die vielfältige Almenlandschaft am Leben erhalten. „Die Menschen sehen alle nur die Idylle, wenn sie hier nach oben kommen. Aber kaum einer weiß, was alles dahintersteckt.“
Was es bedeutet, Almbauer zu sein, erklärt Matieschek jedes Jahr vielen Schulklassen bei Besuchen in seiner Hütte. Auch die verschiedenen Wildtiere erklärt er den Kindern. Er sei Biobauer und Naturschützer, sagt Matieschek. Für den besonderen Schutzstatus des Wolfes habe er dennoch kein Verständnis. „Es gibt Hunderte Arten, die ausgerottet sind, sei es Insekten oder Lurche. Diese Tiere hatten einfach keine Lobby. Warum nimmt man jetzt den Wolf da heraus?“
Schützen könne man sich hier nicht, davon ist Matieschek überzeugt. Über den Vorschlag, ge-
„Die Leute sollen wissen, was wir verlieren könnten.“ Werner Matieschek, Almbauer