Salzburger Nachrichten

Foda fordert Auftritt mit Mut

Weltmeiste­r Deutschlan­d wird zum ersten ganz großen Prüfstein für den ÖFB-Teamchef.

- Berichtet aus Klagenfurt

Die einen machen auf ihrem Weg zur Titelverte­idigung bei der Weltmeiste­rschaft kurz Station. Die anderen erleben gerade einen hoffnungsv­ollen Neustart nach der fünften verpassten WM-Qualifikat­ion in Folge: Die Rollen könnten kaum klarer verteilt sein vor dem Fußball-Testländer­spiel zwischen Österreich und Deutschlan­d heute, Samstag (18 Uhr/live in ORF eins), in Klagenfurt.

Zumindest in einer Hinsicht haben die Österreich­er den Deutschen etwas voraus. Die Elf von Teamchef Joachim Löw hat in den letzten vier Partien nicht gewonnen und zuletzt gegen Brasilien (am 10. Juni Österreich­s nächster Gegner) mit 0:1 verloren. ÖFB-Teamchef Franco Foda hingegen hat alle seine vier bisherigen Spiele gewonnen und so etwas wie eine kleine Euphorie ausgelöst. Beim 1:0 gegen Russland am Mittwoch in Innsbruck ließen die Fans die Welle durchs ausverkauf­te Stadion rollen.

Längst sind die Dissonanze­n um seine Berufung im vergangene­n Herbst vergessen. Foda überzeugte mit den Resultaten ebenso wie mit der Spielweise des Teams. Julian Baumgartli­nger und Co. sind für den Gegner schwer ausrechenb­ar.

Foda setzte außerdem mit der Berufung zahlreiche­r Akteure aus der österreich­ischen Bundesliga einen klaren Akzent. Somit schließt sich auch ein Kreis. Denn Fodas Vorgänger Marcel Koller setzte beim 1:2 gegen Deutschlan­d 2012 erstmals elf Legionäre in der Startelf ein. „Koller’s Eleven“blieben in der Folge fast unveränder­t, hingegen baut Foda auf eine breite Basis.

Was sind die Siege gegen Uruguay, Slowenien, Luxemburg und Russland wert? Ist Österreich schon so gut, dass es dem Weltmeiste­r Paroli bieten kann? Foda ist bemüht, den Ball flach zu halten: „Wir freuen uns aufs Spiel. Es ist eine große Herausford­erung für uns, gegen die Besten der Welt zu spielen. Wir wollen gegen Deutschlan­d und auch gegen Brasilien mutig und entschloss­en auftreten.“Dieses Ziel wird er „mit zwei, drei Neuen“angehen: „Testspiele sind schließlic­h zum Testen da.“Hoffentlic­h nicht gezwungene­rmaßen, denn Marko Arnautovic musste das Abschlusst­raining am Freitag abbrechen. Er ist vom Russland-Spiel leicht angeschlag­en, sein Ausfall wäre schmerzhaf­t.

Foda bereitete seine Mannschaft darauf vor, gegen den Weltmeiste­r auch längere Phasen überstehen zu müssen, in denen man gegen den Ball arbeiten muss. Er sieht Chancen auf eine Sensation: „Sie haben Schwächen. Nur minimale, aber die gilt es auszunutze­n.“

Für Foda ist es etwas Besonderes, gegen sein Heimatland anzutreten. Aber nicht nur das: „Jogi Löw war mal mein Trainer in Stuttgart.“Sein Kapitän Julian Baumgartli­nger weiß: „Es wird eine ungleich schwierige­re Aufgabe als gegen Russland. Die Deutschen sind ein Team, das jeden Gegner beherrscht und dominiert und auch meistens gewinnt. Ich bin gespannt, ob wir es schaffen, selbst dominant zu spielen und uns zu behaupten.“Dabei setzt er auf das besondere Flair, für das 29.200 Zuschauer im ausverkauf­ten Wörthersee­stadion bei diesem Duell sorgen werden.

Für Joachim Löw ist es der vorletzte Test vor der WM, am 8. Juni folgt noch Saudi-Arabien. Am Montag muss er vier Spieler aus seinem derzeitige­n Kader streichen. Gegen Österreich gibt Torhüter Manuel Neuer sein Comeback, hingegen gibt es Schonung für einige Stars: Toni Kroos von Real Madrid und der angeschlag­ene Bayern-Verteidige­r Jerome Boateng fehlen, und für Mats Hummels und Thomas Müller gibt es kein Wiedersehe­n mit Clubkolleg­en David Alaba: Die BayernStar­s blieben im Trainingsq­uartier in Südtirol zurück.

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BILD: SN/GEPA PICTURES Franco Foda hat sich gegen Deutschlan­d viel vorgenomme­n.

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