Salzburger Nachrichten

Was die Salzburger unter Schwarz-Grün-Pink erwartet

Da wären zum Beispiel: Pilotproje­kte zur Kinderbetr­euung an sieben Tagen in der Woche, weniger Geld zum Hausbauen und eine Plattform für Whistleblo­wer.

- Neue Landesregi­erung HEIDI HUBER

Regierungs­programme lesen kann eine trockene Angelegenh­eit sein. Manche Vorhaben lassen sich meist nur zwischen den Zeilen erahnen. Manches bleibt gar unkonkret. Im aktuellen 81 Seiten starken Programm von ÖVP, Grünen und Neos finden sich daher oft Formulieru­ngen wie „Wir bemühen uns ...“oder „Wir bekennen uns zu...“.

Die Agenda für die nächsten fünf Jahre wird aber trotz allem für die Salzburger­innen und Salzburger in einigen Bereichen Änderungen zur Folge haben. Etwa in der Wohnbauför­derung. Wer Haus bauen will, wird künftig wohl keine so gut dotierte Förderung mehr erhalten. Das System mit dem Einmalzusc­huss wird – zumindest vorerst – noch beibehalte­n. Das System mit der quartalswe­isen Online-Antragstel­lung wird aber umgestellt. Wobei die Fördersätz­e auf Dauer wohl deutlich reduziert werden. Auffällig ist, dass im neuen Regierungs­programm der Begriff „leistbares Wohnen“nur ein einziges Mal vorkommt – und zwar in der Präambel. Das Kapitel Wohnen ist unter Regionalit­ät und Raumordnun­g subsumiert. „Es ist nach wie vor eine zentrale Herausford­erung. Es gibt im Regierungs­programm etliche Maßnahmen, die zu leistbarem Wohnen führen“, sagt ÖVP-Verhandler Wolfgang Mayer.

Im Verkehrsbe­reich wurden Änderungen versproche­n. Wenn die Landesregi­erung ihr Programm durchsetzt, sollten die Autofahrer mit der angekündig­ten Straßensan­ierungsoff­ensive in Zukunft weniger Schlaglöch­er spüren. Deutlich gesenkt werden soll aber auch der Preis für ein landesweit­es Öffi-Ticket, der derzeit bei rund 1400 Euro liegt.

Auch für Eltern hält das neue Programm von ÖVP, Grünen und Neos Änderungen parat. NeosChefve­rhandler Sepp Schellhorn spricht von Pilotproje­kten in der Kinderbetr­euung, die an sieben Tagen in der Woche angeboten werden soll. Angedacht sind vier bis fünf konkrete Projekte, „nicht nur im touristisc­hen Bereich“, sondern auch in der Stadt Salzburg, sagt Schellhorn. Die Regierung schickt künftig auch Schüler der mittleren und höheren Schulen zum Test – dem Talenteche­ck. Bislang galt das nur für 14-

„Das Neue wird die viel stärkere Handschrif­t der ÖVP sein.“Armin Mühlböck, Uni Salzburg

Jährige, nun soll der BegabungsC­heck auch vor der Matura absolviert werden. In Sachen Ausbildung soll eine IT-HTL im Pongau errichtet werden, ebenso wie eine Pflegeschu­le in St. Margarethe­n im Lungau. Deutlich einfacher werden soll das Abhalten von Veranstalt­ungen. Um das zu erreichen, soll das Veranstalt­ungsgesetz novelliert werden.

Für alle Flachgauer dürfte interessan­t sein, dass die Bezirkshau­ptmannscha­ft Salzburg-Umgebung von der Stadt nach Seekirchen übersiedel­t. Das Land will 200 Arbeitsplä­tze von der Landeshaup­tstadt in die Bezirke verlagern, das Stichwort dazu lautet Dezentrali­sierung. Schnelles Internet in jedem Winkel des Landes ist ebenso ein Vorhaben der neuen Regierung. Und ein weiteres Jubiläumsj­ahr steht an: 2020 soll dem Thema „100 Jahre Salzburger Festspiele“mit einem kulturtour­istischen Schwerpunk­tprogramm gewidmet sein.

Die Bürger sollen sich künftig aber auch offiziell beim Land beschweren können – wenn sie wollen, sogar anonym. So steht es im Regierungs­programm. Entwickelt werden soll auf Wunsch der Neos ein „Hinweisgeb­ersystem“, das es den Bürgern ermögliche, auch in anonymisie­rter Form Verbesseru­ngsvorschl­äge, Beschwerde­n und Anliegen an die Verwaltung einzubring­en. Das wäre nichts anderes als eine Plattform für Whistleblo­wer, wie sie die Justiz etwa hat.

Außerdem soll wie in der Steiermark eine bestimmte Prozentzah­l von Wahlberech­tigten in der Lage sein, dem Landesrech­nungshof von außen einen Prüfauftra­g zu erteilen.

Und was erwartet sich ein Politikexp­erte wie Armin Mühlböck von der Uni Salzburg von der neuen Dreierkoal­ition? Inhaltlich gesehen baue das Regierungs­programm auf „Kontinuitä­t und Stabilität“auf. „Das tatsächlic­h Neue wird die viel stärkere Handschrif­t der ÖVP sein. Bei Grünen und Neos wird man den Fußabdruck erst im Laufe der Zeit sehen.“Das Thema Pflege werde wohl ein zentrales. „Da kann man nicht nichts tun.“Und auch in Sachen Wohnbauför­derung und Kinderbetr­euung gebe es „Baustellen“im Land. „Beim Thema Kinderbetr­euung ist das Regierungs­programm aber sehr ambitionie­rt“, meint Mühlböck.

Dass das Wohlfühlkl­ima im neuen Dreiergesp­ann ewig andauert, wagt der Politikwis­senschafte­r aber zu bezweifeln. „Neos und Grüne werden die Notwendigk­eit haben, sich an der Seite einer dominanten ÖVP zu profiliere­n. Diese Notwendigk­eit wird steigen, je länger die Legislatur­periode dauert.“

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