Russland ist Österreichs Gaslieferant Nummer eins
WIEN. Wenn der russische Präsident Österreich besucht, geht es selbstverständlich immer um internationale Politik. Aber es geht fast immer auch um Gas und Öl. Als Wladimir Putin 2014 in Wien zu Gast war, unterschrieben Gazprom und OMV den Vertrag über die South-Stream-Pipeline, die inzwischen ad acta gelegt ist. Diesmal ist das 50-Jahr-Jubiläum des ersten Gasliefervertrags der Anlass für Putins Kurzvisite. Die Feier fand Montagabend in der Hofburg statt, wo OMV-Chef Rainer Seele den russischen Energieminister Alexander Novak und Gazprom- Chef Alexei Miller begrüßen konnte. Am Dienstag verlängerten OMV und Gazprom den Vertrag für die Lieferung von sibirischem Gas, der bis 2028 gelaufen wäre, bis zum Jahr 2040.
Auf rund fünf Mrd. Euro belief sich der Außenhandel 2017 zwischen Österreich und Russland, das damit in der Liste der Handelspartner Platz 16 einnimmt. Das täuscht über die Bedeutung, denn als Gaslieferant nimmt Russland eine überragende Stellung ein. 70 Prozent des inländischen Bedarfs wird mit russischem Erdgas gedeckt. Gas und Erdölprodukte machen rund vier Fünftel der russischen Exporte nach Österreich aus. Das wiederum liefert vor allem Maschinen, Eisen und Stahl sowie Metallwaren. Ein Viertel der österreichischen Ausfuhren nach Russland entfiel im Vorjahr auf medizinische und pharmazeutische Produkte.
Die EU-Sanktionen als Folge der russischen Annexion der Krim (sie laufen bis Ende Juli und werden wohl verlängert) haben in Österreichs Handelsbilanz Spuren hinterlassen. Nach einem Rekord von 3,5 Mrd. Euro 2013 haben sich die Exporte in den folgenden drei Jahren fast halbiert. Betroffen waren vor allem Lebensmittel, deren Importe Russland als Antwort auf die EU-Sanktionen (aktuell bis Ende
2017 hat sich der Handel wieder deutlich belebt
2018) beschränkte. Zudem verteuerte der Wertverlust des Rubel den Lebensmittelimport aus dem Westen für Russen empfindlich. Selbst wenn Russland seine Importbeschränkungen lockern sollte, dürfte es Österreich schwerfallen, verlorene Marktanteile zurückzuerobern, sagt Rudolf Lukavsky, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Moskau. Russland habe die Sanktionen genutzt, um seine Importabhängigkeit zu reduzieren, in der Landwirtschaft habe es Fortschritte gegeben.
Dass der Rubel wieder erstarkte, hat Österreichs Tourismus belebt. 2017 gab es bei den Ankünften russischer Touristen ein Plus von rund einem Viertel, die Zahl der Nächtigungen stieg um fast ein Fünftel.