Salzburger Nachrichten

In Guatemala suchen Retter nach weiteren Opfern

Der Ausbruch des Feuervulka­ns überrascht­e die Bewohner in seiner Schnelligk­eit und Heftigkeit. Dutzende Menschen starben. Immer wieder kommt es zu verheerend­en Vulkanausb­rüchen.

- SN-ham, dpa

GUATEMALA-STADT. Bilder des Grauens bieten sich Rettungskr­äften in Guatemala nach dem verheerend­en Ausbruch des Feuervulka­ns: In einigen Häusern entdeckten Feuerwehrl­eute ganze Familien, die bei dem schweren Unglück ums Leben kamen. In den Spitälern kämpften die Ärzte am Dienstag weiter um das Leben der Verletzten, die mitunter schwerste Verbrennun­gen erlitten haben. Bei dem Ausbruch des Vulkans am Sonntag kamen mindestens 65 Menschen ums Leben, wie der Katastroph­enschutz des mittelamer­ikanischen Landes mitteilte. Die Zahl könnte aber noch weiter steigen.

Insgesamt sind rund um den Berg mehr als 1,7 Millionen Menschen von dem Ausbruch betroffen. Etwa 3200 Dorfbewohn­er haben sich in Sicherheit gebracht, knapp 2000 suchen Schutz in Notunterkü­nften.

Das Forensisch­e Institut des Landes identifizi­erte bisher 17 Todesopfer. Die ersten Opfer wurden bereits beigesetzt. Die übrigen Toten wurden in Leichenhal­len gebracht, wo ihre Identität festgestel­lt werden soll, wie der Institutsl­eiter Fanuel García mitteilte. Die Einsatzkrä­fte des lateinamer­ikanischen Landes arbeiteten ohne Pause, um den Betroffene­n zu helfen, teilte die Regierung auf Twitter mit. Aus mehreren Ländern sei Hilfe durch Ärzte angeboten worden, sagte der guatemalte­kische Vizepräsid­ent Jafeth Cabrera. Die Tore des Landes stünden dafür offen, erklärte der Politiker.

Der Direktor des guatemalte­kischen Instituts für Vulkanolog­ie, Eddy Sánchez, sagte: „Die Energie des Vulkans sinkt und wird weiter sinken.“Der Vulkan ist einer von drei aktiven Vulkanen in Guatemala. Seit 2002 zeigt der etwa 3700 Meter hohe Berg wieder eine verstärkte Aktivität. Erst im Mai war der Vulkan ausgebroch­en und hatte eine Schlammlaw­ine ausgelöst.

In der Vergangenh­eit kam es weltweit immer wieder zu verheerend­en Vulkanausb­rüchen: So starben im Jahr 2014 in Japan bei der Eruption des Ontake mehr als 60 Menschen. Im Jahr 2013 erwachte der Vulkan Sinabung auf der indonesisc­hen Insel Sumatra nach 400 Jahren wieder. Fünf Monate später, im Februar 2014, starben mindestens 16 Menschen durch heißen Ascheregen. Auf der indonesisc­hen Insel Java brach im Jahr 2010 der Merapi aus. Er gehört zu den gefährlich­sten Vulkanen der Welt. 350 Menschen kamen bei der stärksten Eruption seit 1872 ums Leben. Rund 280.000 Menschen mussten die Gegend verlassen. Bei einer Eruption im Jahr 1930 wurden 1300 Menschen getötet, im Jahr 1994 mehr als 60. Der Merapi spuckt auch derzeit Asche in den Himmel. In Indonesien gibt es mehr als 130 aktive Vulkane – so viele wie sonst nirgendwo.

In der Demokratis­chen Republik Kongo kam es im Jahr 2002 zu einem schweren Unglück, als im Osten des Landes der Vulkan Nyiragongo ausbrach und das Zentrum der Stadt Goma zerstörte. Mehr als 100 Menschen kamen ums Leben.

Auch heuer kam es zu zahlreiche­n Vulkanausb­rüchen. Vor allem im oder rund um den Pazifik leben die Menschen vielerorts wie auf einem Pulverfass. Hier kann die Erde mit Urgewalt explodiere­n. Der sogenannte Pazifische Feuerring, die geologisch aktivste Zone der Erde, zieht sich knapp 40.000 Kilometer um den größten Ozean wie ein Hufeisen. Hier befinden sich rund 450 aktive Vulkane, die Hälfte aller aktiven der Welt. Der Feuerring beginnt in Chile, zieht sich die Küsten Südund Nordamerik­as hinauf bis zu den Aleuten und den Kurilen im Nordpazifi­k, verläuft weiter Richtung Süden über Japan, die Philippine­n, den Ostrand Indonesien­s nach Neuseeland und bis zur Antarktis.

Die Bewegungen der Kontinente sorgen dafür, dass ein Teil der Erdkruste dort unter einem anderen abtaucht. Lösen sich auftretend­e Spannungen plötzlich, kommt es zu Erschütter­ungen.

Die Einsatzkrä­fte arbeiten ohne Pause

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BILDER: SN/AFP/AP Die ersten Opfer wurden bereits beigesetzt. Indessen warten Feuerwehrl­eute auf den nächsten Einsatz.
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