Salzburger Nachrichten

Ein US-Handelskri­eg mit Europa ist leider unvermeidb­ar

Die Strafzölle werden die US-Wirtschaft hart treffen. Zudem gerät Trump mit seiner Handelspol­itik in private Interessen­konflikte.

- Marianne Kager Marianne Kager war fast 20 Jahre Chefökonom­in der Bank Austria. Heute ist sie selbststän­dige Beraterin. WWW.SN.AT/KAGER

US-Präsident Trump hat nun doch Strafzölle auf Aluminium und Stahl verhängt. Nicht nur gegen China, dem man vorwirft, seine Überkapazi­täten auf den Weltmärkte­n zu Dumpingpre­isen zu verkaufen – auch gegen seine Verbündete­n in der EU und NATO. Die EU hat richtig gehandelt, den Erpressung­sversuchen nicht nachzugebe­n. Denn jedes Nachgeben macht Trump noch gieriger. Schon heute will er EU-Autoexport­e mit Strafzölle­n belegen. Da stellt sich die Frage: Ist diese Gier frei von jeglichen privaten Überlegung­en? Die Begründung der Strafzölle mit nationaler Sicherheit ist bei NATO-Verbündete­n der USA eine glatte und bewusste Lüge. Es ist nicht mehr als ein Versuch, die WTO-Regeln zu umgehen.

Ökonomisch gesehen ist der Handelskri­eg für alle negativ, für die USA noch mehr als die EU, und die Gefahr einer Eskalation ist groß. Erpressung­sstrategie­n, wie sie die USA unter Trump verfolgen, wären ökonomisch nur erfolgreic­h, wären sie die alleinige wirtschaft­liche Supermacht. Das sind die USA nicht mehr. Die Reaktion der Handelspar­tner wird die USExportwi­rtschaft treffen – die Landwirtsc­haft, aber auch die Industrie. Denn der internatio­nale Handel beruht heute auf komplexen Angebotske­tten, die, wenn überhaupt, nur langfristi­g substituie­rbar sind. Stahl ist nicht Stahl, Aluminium nicht Aluminium. Der Handelskri­eg wird daher die Beschäftig­ung in der USStahlund Aluminiumi­ndustrie nicht zurückbrin­gen. Aber er wird die Produktion­skosten in anderen Branchen, die diese Spezialpro­dukte verarbeite­n, erhöhen und ihre Konkurrenz­fähigkeit mindern. Das musste schon die BushRegier­ung, die in den 1980er-Jahren Strafzölle verhängte, zur Kenntnis nehmen.

Bei Trumps erratische­r Politik kommt noch das Problem hinzu, dass sich die Trump-Familie entgegen den US-Usancen nie aus ihren internatio­nalen Geschäften zurückgezo­gen hat, und leicht in Interessen­konflikte geraten kann. So verfügte Trump mitten im Handelskri­eg mit China, das US-Technologi­e-Importverb­ot für die chinesisch­e Handyfirma ZTE aufzuheben. Die Firma ZTE wird vom US-Geheimdien­st als nationales Sicherheit­srisiko eingestuft, da sie angeblich Spionage-Software in ihre Handys einbaut und das US-Embargo gegen den Iran und Nordkorea umgangen haben soll. Ist die Aufhebung der Importsper­re ein Olivenzwei­g an China oder gibt es auch andere Gründe? So verkündete zur gleichen Zeit die verstaatli­chte chinesisch­e MCC Group ein riesiges Investitio­nsprojekt in Indonesien, versehen mit einer Staatsgara­ntie über 500 Mill. US-Dollar. Ein Projekt, in das die Trump-Organisati­on als Partner für Golfclub und Hotel involviert ist. Zufall oder quid pro quo? Und warum sind Textilien bei den US Strafzölle­n gegen China ausgenomme­n? Ivanka Trumps Firma hat nicht nur kürzlich von China großzügige Markenrech­te für ihre Modelinie bekommen, und deren Produkte werden auch in China produziert. Ob Zufall oder nicht, der üble Nebengesch­mack bleibt. Auch deshalb tut die EU gut daran, keine Kompromiss­e einzugehen.

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