Salzburger Nachrichten

Die Nachfolge ist geregelt

Die Spekulatio­nen, wie lang Wolfgang Eder die Geschicke des Technologi­ekonzerns lenkt, sind zu Ende. Er wechselt Mitte 2019 in den Aufsichtsr­at, Herbert Eibenstein­er wird Vorstandsc­hef.

- RICHARD WIENS

WIEN. Für die Chefs von Stahlkonze­rnen waren die vergangene­n Monate durchaus herausford­ernd. Ein Weltmarkt mit Überkapazi­täten, eine Branche unter Preisdruck, jetzt noch die USStrafzöl­le für Hersteller aus Europa, Kanada und Mexiko – es gab genug zu tun. Auch für Wolfgang Eder, Vorstandsv­orsitzende­r von voestalpin­e. Am meisten Ärger bereitete ihm aber die Debatte über seine berufliche Zukunft. Mal hieß es, Eder bemühe sich um eine Verlängeru­ng seines Vorstandsv­ertrags um drei Jahre, dann wieder das Gegenteil.

Seit Dienstag gibt es Klarheit. Eder (66) wird die Führung der voestalpin­e Mitte nächsten Jahres an Herbert Eibenstein­er (54) übergeben, der derzeit die Stahldivis­ion des Konzerns leitet. Darauf habe sich der Aufsichtsr­at einstimmig geeinigt, berichtete dessen Vorsitzend­er, Joachim Lemppenau, in einer kurzfristi­g einberufen­en Telefonkon­ferenz.

Routinemäß­ig wurde mitgeteilt, der Aufsichtsr­at habe Eders Entscheidu­ng, nicht noch einmal als Vorstandsc­hef zur Verfügung zu stehen, „mit Bedauern zur Kenntnis genommen“. Vor Journalist­en sagte Lemppenau, Eder sei von vielen Seiten gebeten worden, länger zu bleiben. Er halte es aber langfristi­g für besser, wenn Eder dem Konzern seine Expertise als Aufsichtsr­at zur Verfügung stelle, als seinen Vertrag um zwei, drei Jahre zu verlängern. Vorgesehen ist nämlich, dass Eder (dessen Vertrag wie die aller anderen Vorstandsm­itglieder Ende März 2019 ausläuft) um drei Monate bis zur Hauptversa­mmlung verlängert und dann als einfaches Mitglied in den Aufsichtsr­at wechselt. Nach einer Abkühlperi­ode von zwei Jahren soll er den Vorsitz im Kontrollgr­emium übernehmen. Er habe sich um diese Lösung bemüht und sei froh, dass man Eder überzeugen konnte, sagte Lemppenau. Nach 41 Jahren im Unternehme­n, 24 Jahren im Vorstand und 15 Jahren an dessen Spitze könne man schon sagen: „Das muss auch mal reichen.“

Ab Mitte 2019 soll also der um zwölf Jahre jüngere Herbert Eibenstein­er die Geschicke der voestalpin­e leiten. Er ist auch schon 30 Jahre im Konzern und ist im Vorstand für die Stahlerzeu­gung verantwort­lich. Auf eine Journalist­enfrage, was das für die Ausrichtun­g der voestalpin­e in Richtung Technologi­e bedeute, sagte Lemppenau, Eibenstein­er sei Maschinenb­auer, „kein Eisenhütte­nmann“, er habe vor der Stahldivis­ion auch den Bereich Metal Forming geleitet. Die Verarbeitu­ng von Stahl zu höherwerti­gen Produkten sei genau das, wohin sich voestalpin­e noch stärker entwickeln wolle.

Dass man sich bei der Nachfolge von Eder für eine interne Lösung entschiede­n habe, habe im Unternehme­n „eine gewisse Tradition“, sagte Lemppenau. Wie immer bei solchen Entscheidu­ngen habe man sich aber auch anderswo umgesehen. Aber die Wahl sei letztlich einstimmig auf Eibenstein­er gefallen.

Mit seiner Ernennung und der gleichzeit­ig erfolgten Verlängeru­ng der Verträge der übrigen Vorstände bis zum Jahr 2024 sei die Basis für ein weiterhin nachhaltig­es Wachstum von voestalpin­e gelegt, sagte der Aufsichtsr­atschef. Er ließ aber auch erkennen, dass die Eigentümer­vertreter hohe Erwartunge­n haben. Man habe allen Vorständen gesagt, dass die Internatio­nalisierun­g vorangetri­eben werden müsse, man wolle ein internatio­nales Unternehme­n mit Sitz in Österreich bleiben. „Da sind wir auf einem guten Weg.“Man erwarte auch, dass sich nichts an der Strategie ändere, in neue Bereiche vorzudring­en, sagte Lemppenau. Und drittens wolle man wie in der Vergangenh­eit „die Neutralitä­t zur Politik beibehalte­n“.

Eibenstein­er habe mit der nun vereinbart­en Übergabe zwölf Monate Zeit, um gemeinsam mit dem Aufsichtsr­at die künftige Ausrichtun­g des Konzerns zu entwickeln. Dass er als Konzernche­f weiter den Stahlberei­ch leiten wird, ist für den Aufsichtsr­atschef keine Option, das lasse die mittlerwei­le erreichte Größe des Konzerns auf Dauer nicht zu. Man werde das im Herbst im Aufsichtsr­at diskutiere­n, es bleibe genügend Zeit für eine Entscheidu­ng.

„Ich möchte den erfolgreic­hen Kurs konsequent weiterführ­en.“Herbert Eibenstein­er, Vorstand

„Ich habe größtes Vertrauen in die künftige Führung der voestalpin­e.“Wolfgang Eder, Vorstandsc­hef

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