Die Nachfolge ist geregelt
Die Spekulationen, wie lang Wolfgang Eder die Geschicke des Technologiekonzerns lenkt, sind zu Ende. Er wechselt Mitte 2019 in den Aufsichtsrat, Herbert Eibensteiner wird Vorstandschef.
WIEN. Für die Chefs von Stahlkonzernen waren die vergangenen Monate durchaus herausfordernd. Ein Weltmarkt mit Überkapazitäten, eine Branche unter Preisdruck, jetzt noch die USStrafzölle für Hersteller aus Europa, Kanada und Mexiko – es gab genug zu tun. Auch für Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender von voestalpine. Am meisten Ärger bereitete ihm aber die Debatte über seine berufliche Zukunft. Mal hieß es, Eder bemühe sich um eine Verlängerung seines Vorstandsvertrags um drei Jahre, dann wieder das Gegenteil.
Seit Dienstag gibt es Klarheit. Eder (66) wird die Führung der voestalpine Mitte nächsten Jahres an Herbert Eibensteiner (54) übergeben, der derzeit die Stahldivision des Konzerns leitet. Darauf habe sich der Aufsichtsrat einstimmig geeinigt, berichtete dessen Vorsitzender, Joachim Lemppenau, in einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz.
Routinemäßig wurde mitgeteilt, der Aufsichtsrat habe Eders Entscheidung, nicht noch einmal als Vorstandschef zur Verfügung zu stehen, „mit Bedauern zur Kenntnis genommen“. Vor Journalisten sagte Lemppenau, Eder sei von vielen Seiten gebeten worden, länger zu bleiben. Er halte es aber langfristig für besser, wenn Eder dem Konzern seine Expertise als Aufsichtsrat zur Verfügung stelle, als seinen Vertrag um zwei, drei Jahre zu verlängern. Vorgesehen ist nämlich, dass Eder (dessen Vertrag wie die aller anderen Vorstandsmitglieder Ende März 2019 ausläuft) um drei Monate bis zur Hauptversammlung verlängert und dann als einfaches Mitglied in den Aufsichtsrat wechselt. Nach einer Abkühlperiode von zwei Jahren soll er den Vorsitz im Kontrollgremium übernehmen. Er habe sich um diese Lösung bemüht und sei froh, dass man Eder überzeugen konnte, sagte Lemppenau. Nach 41 Jahren im Unternehmen, 24 Jahren im Vorstand und 15 Jahren an dessen Spitze könne man schon sagen: „Das muss auch mal reichen.“
Ab Mitte 2019 soll also der um zwölf Jahre jüngere Herbert Eibensteiner die Geschicke der voestalpine leiten. Er ist auch schon 30 Jahre im Konzern und ist im Vorstand für die Stahlerzeugung verantwortlich. Auf eine Journalistenfrage, was das für die Ausrichtung der voestalpine in Richtung Technologie bedeute, sagte Lemppenau, Eibensteiner sei Maschinenbauer, „kein Eisenhüttenmann“, er habe vor der Stahldivision auch den Bereich Metal Forming geleitet. Die Verarbeitung von Stahl zu höherwertigen Produkten sei genau das, wohin sich voestalpine noch stärker entwickeln wolle.
Dass man sich bei der Nachfolge von Eder für eine interne Lösung entschieden habe, habe im Unternehmen „eine gewisse Tradition“, sagte Lemppenau. Wie immer bei solchen Entscheidungen habe man sich aber auch anderswo umgesehen. Aber die Wahl sei letztlich einstimmig auf Eibensteiner gefallen.
Mit seiner Ernennung und der gleichzeitig erfolgten Verlängerung der Verträge der übrigen Vorstände bis zum Jahr 2024 sei die Basis für ein weiterhin nachhaltiges Wachstum von voestalpine gelegt, sagte der Aufsichtsratschef. Er ließ aber auch erkennen, dass die Eigentümervertreter hohe Erwartungen haben. Man habe allen Vorständen gesagt, dass die Internationalisierung vorangetrieben werden müsse, man wolle ein internationales Unternehmen mit Sitz in Österreich bleiben. „Da sind wir auf einem guten Weg.“Man erwarte auch, dass sich nichts an der Strategie ändere, in neue Bereiche vorzudringen, sagte Lemppenau. Und drittens wolle man wie in der Vergangenheit „die Neutralität zur Politik beibehalten“.
Eibensteiner habe mit der nun vereinbarten Übergabe zwölf Monate Zeit, um gemeinsam mit dem Aufsichtsrat die künftige Ausrichtung des Konzerns zu entwickeln. Dass er als Konzernchef weiter den Stahlbereich leiten wird, ist für den Aufsichtsratschef keine Option, das lasse die mittlerweile erreichte Größe des Konzerns auf Dauer nicht zu. Man werde das im Herbst im Aufsichtsrat diskutieren, es bleibe genügend Zeit für eine Entscheidung.
„Ich möchte den erfolgreichen Kurs konsequent weiterführen.“Herbert Eibensteiner, Vorstand
„Ich habe größtes Vertrauen in die künftige Führung der voestalpine.“Wolfgang Eder, Vorstandschef