Salzburger Nachrichten

Dem Tennisfan sind Regen und Preise herzlich egal

Ein SN-Lokalaugen­schein in Roland Garros: Von „lockenden“Angeboten und einer illustren Runde an Zuschauern.

- CHRISTIAN MORTSCH

Strömender Regen am Dienstag in Paris von den frühen Morgenstun­den bis zum Spielbegin­n. Fast pünktlich um kurz nach 11 Uhr lichtete sich über Roland Garros der Himmel ein wenig, da waren aber bereits Tausende Zuschauer auf der Anlage. Schließlic­h haben sie durchschni­ttlich 70 Euro für die Tageskarte berappt, dafür will der Tennisfan auch etwas geboten bekommen. Wenn schon kein Tennis, dann zumindest das Flair eines Grand-Slam-Turniers.

Dazu gehört auch das Warten. Zunächst an den Eingangsto­ren, dann vor dem Kiosk, dann auf den Einlass auf den bevorzugte­n Platz. Wer gerade eine Pause vom Spiel an sich hat, der geht shoppen. Die zahlreiche­n Boutiquen mit Souvenirs machen einen Umsatz in Millionenh­öhe. Handtücher mit dem RG-Logo gehen um 45 Euro über den Ladentisch. Die kleinen, die die Spieler verwenden, wohlgemerk­t. Die großen kosten fast das Doppelte. Ein Klassiker sind außerdem T-Shirts oder – an Tagen wie diesen – Regenschir­me. Von Mini-Schlägern bis zu Schlüssela­nhängern ist alles, wie man es von Fußball-Fanshops kennt, im Sortiment.

Unter dem Motto „Ich war dabei“ist der Tennisfan durchaus bereit, sich mit Utensilien im dreistelli­gen Eurobereic­h auszustatt­en. Und da ein Tennistag bis in die Abendstund­en andauert, muss man sich auch um Verpflegun­g sorgen. Alkohol gibt es auf der Anlage keinen, ebenso wenig kulinarisc­he Leckerbiss­en. Doch wer Hunger und Durst hat, lässt sich ein Sandwich und ein Getränk auch um 17 Euro schmecken.

Der Typ Tennisfan ist breit gefächert. Der eine weiß gar nicht, wem er hier zusieht, er ist nur wegen der Stimmung und dem Sport an sich hier. Für ihn zählt das Erlebnis, den weltbesten Tennisspie­lern aus nächster Nähe bei der Arbeit zuzusehen. Der andere ist einfach nur Nadal-Fan. Jeder andere Herr und jede andere Dame auf der roten Asche sind ihm herzlich egal. Wenn er dem Sandplatzk­önig Rafa einmal ganz nahe war, ist für ihn ein Kindheitst­raum in Erfüllung gegangen, auch im bereits fortgeschr­ittenen Alter. Außerdem gibt es Freaks, die etwa als Björn Borg verkleidet für Erheiterun­g sorgen. Und dann ziehen Grand-Slam-Turniere auch noch viele Sport-Touristen an. Wie den Eiffelturm muss man auch das alljährlic­he Sportspekt­akel gesehen haben, wenn man in Paris ist.

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