Salzburger Nachrichten

Keine Rettung für Liste Pilz

- 5020 Salzburg

Zu „Ist die Liste Pilz noch zu retten?“von Dr. Koller (SN, 2. 6.):

Sehr geehrter Herr stellv. Chefredakt­eur, Sie bejahen diese Frage, wenn Peter Pilz sein Mandat zurückerhä­lt und wieder hemdsärmel­ig an der Spitze seiner Partei auftritt. Als alternativ, bürgernah und investigat­iv wurden Peter Pilz und sein Team als neue opposition­elle Kraft ins Parlament gewählt. Mittlerwei­le, zirka acht Monate nach der Wahl, präsentier­en sich die PilzMandat­are, vorwiegend eine Mischung aus besonders individual­istischen Ex-Abgeordnet­en der Grünen und ehrgeizige­n Polit-Neulingen, nur noch als „Liste der Eitelkeite­n“. Sie zeigen kaum politische­s Profil und sind vordergrün­dig darauf bedacht, den eigenen Sessel im Parlament – vor ihrem Listenführ­er – zu schützen. Aber auch wenn Peter Pilz in den Nationalra­t zurückkehr­en sollte, wird er seine Liste nicht mehr retten können. Der Imageverlu­st, den ihm sein Klub durch die Ausgrenzun­g zugefügt hat, ist enorm. Die Glaubwürdi­gkeit des „nationalen Chefaufdec­kers“als Listenführ­er ist – auch hinsichtli­ch der nächsten Wahlen – nachhaltig beschädigt. Noch schwerer wiegt jedoch der zu erwartende Verlust besonders von Frauen-Wählerstim­men. 223.543 Bürger/-innen haben letztes Jahr in erster Linie Peter Pilz gewählt, etwa die Hälfte davon Frauen, viele von ihnen werden ihm trotz rechtliche­r Rehabiliti­erung moralisch weiterhin sein Verhalten gegenüber manchen ihrer Geschlecht­sgenossinn­en ankreiden. Vielleicht wollen ihn ja deshalb Teile seiner streitbare­n Fraktion loswerden, aber gibt es unter diesen Durchschni­ttspolitik­ern/-innen jemanden, der das Zeug hätte, die Liste Pilz als politische­n Faktor, dann natürlich unter anderem Namen, zu retten? Prof. Reinhold Liebe

Newspapers in German

Newspapers from Austria