Keine Rettung für Liste Pilz
Zu „Ist die Liste Pilz noch zu retten?“von Dr. Koller (SN, 2. 6.):
Sehr geehrter Herr stellv. Chefredakteur, Sie bejahen diese Frage, wenn Peter Pilz sein Mandat zurückerhält und wieder hemdsärmelig an der Spitze seiner Partei auftritt. Als alternativ, bürgernah und investigativ wurden Peter Pilz und sein Team als neue oppositionelle Kraft ins Parlament gewählt. Mittlerweile, zirka acht Monate nach der Wahl, präsentieren sich die PilzMandatare, vorwiegend eine Mischung aus besonders individualistischen Ex-Abgeordneten der Grünen und ehrgeizigen Polit-Neulingen, nur noch als „Liste der Eitelkeiten“. Sie zeigen kaum politisches Profil und sind vordergründig darauf bedacht, den eigenen Sessel im Parlament – vor ihrem Listenführer – zu schützen. Aber auch wenn Peter Pilz in den Nationalrat zurückkehren sollte, wird er seine Liste nicht mehr retten können. Der Imageverlust, den ihm sein Klub durch die Ausgrenzung zugefügt hat, ist enorm. Die Glaubwürdigkeit des „nationalen Chefaufdeckers“als Listenführer ist – auch hinsichtlich der nächsten Wahlen – nachhaltig beschädigt. Noch schwerer wiegt jedoch der zu erwartende Verlust besonders von Frauen-Wählerstimmen. 223.543 Bürger/-innen haben letztes Jahr in erster Linie Peter Pilz gewählt, etwa die Hälfte davon Frauen, viele von ihnen werden ihm trotz rechtlicher Rehabilitierung moralisch weiterhin sein Verhalten gegenüber manchen ihrer Geschlechtsgenossinnen ankreiden. Vielleicht wollen ihn ja deshalb Teile seiner streitbaren Fraktion loswerden, aber gibt es unter diesen Durchschnittspolitikern/-innen jemanden, der das Zeug hätte, die Liste Pilz als politischen Faktor, dann natürlich unter anderem Namen, zu retten? Prof. Reinhold Liebe