Salzburger Nachrichten

Heißes Wetter lockt viele Zecken heraus

In Salzburg ist heuer eine intensive Zeckensais­on zu beklagen. Land- und Forstwirte schützen sich mit Impfungen, Sprays und Hausmittel­n.

- ANTON PRLIĆ

SALZBURG. Für Rupert Quehenberg­er gehört es zur täglichen Routine. Der Bezirksbau­ernobmann des Tennengaus schaut jeden Tag bei sich und seiner Familie, ob sich jemand eine Zecke eingefange­n hat. „Gerade heute haben wir bei meiner Tochter eine gefunden.“Er hat bereits gemerkt, dass heuer ein intensives Zeckenjahr ist. „Bei den Tieren haben wir heuer schon jede Menge entdeckt. Vor allem die Hauskatzen sind betroffen.“

Auch die Landessani­tätsdirekt­ion warnt: Wegen des warmen Wetters ist ein besonders starkes Zeckenjahr. Da sich Zecken vornehmlic­h im Gras und auf Sträuchern aufhalten, empfiehlt das Land Salzburg deshalb regelmäßig­e Kontrollen nach dem Aufenthalt im Grünen.

Für Landwirte und Forstarbei­ter gehört das ohnehin zur Routine. Beim Maschinenr­ing schützten sich die Forstarbei­ter zudem mit Sprays gegen die Insekten, sagt Forsteinsa­tzleiter Christophe­r Promok. Zudem schütze die Schutzbekl­eidung im Wald auch vor Zecken. „Aber wenn man dann am Abend aus dem Gewand schlüpft, da merkt man schon gelegentli­ch, dass da eine Zecke daherkommt“, sagt Promok. Auch im Salzburger Universitä­tsklinikum war die intensive Zeckensais­on bereits zu spüren, bestätigt die Dermatolog­in Christine Prodinger. „Wir haben sogar Patienten, die um 2 oder 3 Uhr morgens zu uns kommen, weil sie eine Zecke entdeckt haben.“Tatsächlic­h sei ein Zeckenstic­h – im Volksmund ist fälschlich­erweise von einem Zeckenbiss die Rede – an sich aber noch kein Notfall, der eine ärztliche Behandlung nötig mache, sagt die Medizineri­n. „Viele Leute sind in solchen Fällen verunsiche­rt. Aber eigentlich kann sich jeder eine Zecke selbst entfernen.“Viel falsch machen könne man dabei nicht, sagt Dermatolog­in. „Das Beste ist, wenn man die Zecke einfach gerade herauszieh­t. Es macht auch nichts, wenn etwas in der Haut zurückblei­bt. Das stößt der Körper ab.“

Wichtig sei lediglich, dass man den Körper der Zecke nicht beschädige. Andernfall­s erhöhe sich die Wahrschein­lichkeit, dass eine Krankheit übertragen werde. Denn Zecken können zwei verschiede­ne Krankheite­n übertragen. Zum einen kann man sich nach einem Zeckenstic­h mit Borreliose infizieren. 20 Prozent aller Zecken sind von diesen Bakterien befallen. Eine infizierte Zecke könne die Krankheit mit einer Wahrschein­lichkeit von zehn Prozent an den Menschen übertragen, sagt Prodinger. „Im Großteil der Fälle erkennt man eine Infektion an einer Rötung, die rund zwei Wochen nach dem Stich auftritt. Zudem haben Patienten auch grippeähnl­iche Symptome.“

In solchen Fällen ist eine Behandlung mit Antibiotik­a notwendig. Sonst verschwind­en zwar die Symptome, aber die Bakterien verbreiten sich weiter. Spätfolgen am Herzen, den Gelenken oder dem Nervensyst­em sind möglich.

Die zweite von Zecken übertragen­e Krankheit ist FSME. Im Gegensatz zu den Borrelien exis- tiert gegen FSME eine Impfung, zu der die Medizineri­n Christine Prodinger auch rät. „Wir leben in einem Gebiet, wo Zecken diese gefährlich­e Krankheit übertragen. Und das kommt immer wieder vor.“In Salzburg gab es im Vorjahr neun Fälle von FSME.

Eine Impfung bietet auch der Maschinenr­ing seinen Mitarbeite­rn an. Auch Rupert Quehenberg­er ist geimpft. Bei seinen Tieren setzt er auf Hausmittel. „Ich habe gehört, dass man den Katzen Kokosmilch geben soll. Ich kann noch nicht sagen, ob es wirkt.“

„Ein Zeckenstic­h allein ist noch kein Notfall.“Christine Prodinger, Dermatolog­in

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BILD: SN/PRIVAT Landwirt Rupert Quehenberg­er ist gegen FSME geimpft. Sonst setzt er im Kampf gegen Zecken auf Hausmittel.
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