Wenn man ein Star ist, kennt man viele Stars
Der amerikanische Maler und Filmemacher Julian Schnabel präsentiert sich in der Galerie OstLicht als Fotograf.
WIEN. Er ist sich seiner Berühmtheit bewusst, ganz lässig schlendert Julian Schnabel durch die Galerie OstLicht, was die Fotografen beim gut besuchten Pressegespräch freut, „Hello, everybody“. An den Galeriewänden hängen zahlreiche großformatige Fotografien, die seit 2002 entstanden sind. Viele wirken wie Skizzen, es gibt Aufnahmen aus den Ateliers des Künstlers, aber auch eine Serie „Crazy People“mit Gesichtern, die nicht umsonst wie „Wanted“-Porträts wirken. Schnabel nahm nicht nur die Fotos aus den 1920er-Jahren mit seiner Polaroid neu auf, sie wurden auf eine Polyesterleinwand transferiert und wie ein Schleier zieht sich violette Tinte über zwei dieser ins Kolossale gesteigerten, „crazy“wirkenden Menschengesichter. Vor allem hat Julian Schnabel eine Reihe von Freunden porträtiert. Manche erkennt man sofort, mangels Beschriftung muss man bei anderen überlegen, Stichwort „Hollywood“passt meistens. Ein Mickey Rourke ist ebenso ein spezieller Charakterdarsteller wie Lou Reed, von dem es mehrere Aufnahmen gibt. Max von Sydow ist da, William Dafoe und Christopher Walken starren ebenfalls finster in die Kamera. Die Künstlerin Marina Abramović sitzt wie eine Installation auf Fliesen da, Plácido Domingo steht anscheinend backstage in einer Römeruniform, bis auf seinen linken Fuß ist das Bild jedoch völlig unscharf. Und dann gibt es noch Familienmitglieder. „Die meisten Leute auf diesen Fotos kenne ich wirklich gut“, erklärt Schnabel, für das Porträtieren brauche man so etwas wie Vertrauen. Seine Selbstporträts wirken inszeniert, nicht nur, wenn Schnabels Kampfhund Milton mit ins Bild kommt.
Das Erstaunliche aber ist das „Werkzeug“, mit dem Schnabel arbeitet. Mitten in der Galerie steht ein kühlschrankgroßes Gerät, eine Polaroid-20x24-Inch-Kamera aus den 1970er-Jahren, von der es weltweit nur sechs handgefertigte Exemplare gibt. „Mit ihr ist alles eins zu eins. Sie ist sehr körperlich“, sagt Julian Schnabel. „Normalerweise steht so eine Kamera in einem Studio. Ich nehme sie aber zum Beispiel auch gern mit an den Strand“, behauptet Schnabel und zeigt seine neuesten, quasi druckfrischen Werke: Am vergangenen Dienstag machte der Künstler in einem Wiener Garten ein paar Großformat-Polaroid-Aufnahmen, darunter ein Paarporträt als Hochzeitsgeschenk für den OstLicht-Galeristen Peter Coeln und seine Frau.
Coeln nennt den Preis von je 19.800 Euro für die gerahmten und signierten Polaroids „schnabelmäßig sehr moderat“. Wer über genügend Mittel verfügt, kann sich auch für die Gemälde entscheiden, die allerdings kosten je 320.000 Euro.