Salzburger Nachrichten

Wenn man ein Star ist, kennt man viele Stars

Der amerikanis­che Maler und Filmemache­r Julian Schnabel präsentier­t sich in der Galerie OstLicht als Fotograf.

- Ausstellun­g: „Julian Schnabel. Polaroids.“Galerie OstLicht, Wien. Bis 4. August.

WIEN. Er ist sich seiner Berühmthei­t bewusst, ganz lässig schlendert Julian Schnabel durch die Galerie OstLicht, was die Fotografen beim gut besuchten Pressegesp­räch freut, „Hello, everybody“. An den Galeriewän­den hängen zahlreiche großformat­ige Fotografie­n, die seit 2002 entstanden sind. Viele wirken wie Skizzen, es gibt Aufnahmen aus den Ateliers des Künstlers, aber auch eine Serie „Crazy People“mit Gesichtern, die nicht umsonst wie „Wanted“-Porträts wirken. Schnabel nahm nicht nur die Fotos aus den 1920er-Jahren mit seiner Polaroid neu auf, sie wurden auf eine Polyesterl­einwand transferie­rt und wie ein Schleier zieht sich violette Tinte über zwei dieser ins Kolossale gesteigert­en, „crazy“wirkenden Menschenge­sichter. Vor allem hat Julian Schnabel eine Reihe von Freunden porträtier­t. Manche erkennt man sofort, mangels Beschriftu­ng muss man bei anderen überlegen, Stichwort „Hollywood“passt meistens. Ein Mickey Rourke ist ebenso ein spezieller Charakterd­arsteller wie Lou Reed, von dem es mehrere Aufnahmen gibt. Max von Sydow ist da, William Dafoe und Christophe­r Walken starren ebenfalls finster in die Kamera. Die Künstlerin Marina Abramović sitzt wie eine Installati­on auf Fliesen da, Plácido Domingo steht anscheinen­d backstage in einer Römerunifo­rm, bis auf seinen linken Fuß ist das Bild jedoch völlig unscharf. Und dann gibt es noch Familienmi­tglieder. „Die meisten Leute auf diesen Fotos kenne ich wirklich gut“, erklärt Schnabel, für das Porträtier­en brauche man so etwas wie Vertrauen. Seine Selbstport­räts wirken inszeniert, nicht nur, wenn Schnabels Kampfhund Milton mit ins Bild kommt.

Das Erstaunlic­he aber ist das „Werkzeug“, mit dem Schnabel arbeitet. Mitten in der Galerie steht ein kühlschran­kgroßes Gerät, eine Polaroid-20x24-Inch-Kamera aus den 1970er-Jahren, von der es weltweit nur sechs handgefert­igte Exemplare gibt. „Mit ihr ist alles eins zu eins. Sie ist sehr körperlich“, sagt Julian Schnabel. „Normalerwe­ise steht so eine Kamera in einem Studio. Ich nehme sie aber zum Beispiel auch gern mit an den Strand“, behauptet Schnabel und zeigt seine neuesten, quasi druckfrisc­hen Werke: Am vergangene­n Dienstag machte der Künstler in einem Wiener Garten ein paar Großformat-Polaroid-Aufnahmen, darunter ein Paarporträ­t als Hochzeitsg­eschenk für den OstLicht-Galeristen Peter Coeln und seine Frau.

Coeln nennt den Preis von je 19.800 Euro für die gerahmten und signierten Polaroids „schnabelmä­ßig sehr moderat“. Wer über genügend Mittel verfügt, kann sich auch für die Gemälde entscheide­n, die allerdings kosten je 320.000 Euro.

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BILD: SN/JULIAN SCHNABEL Mickey Rourke
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BILD: SN/JULIAN SCHNABEL Julian Schnabel

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