Salzburger Nachrichten

Ein Jahr, das keine Wünsche offen ließ

2017/18 erzielte voestalpin­e Rekorderge­bnisse – zur Freude der Aktionäre.

- wie

Einen Tag nachdem der Aufsichtsr­at den Führungswe­chsel bei der voestalpin­e auf den Weg gebracht hat, trat Konzernche­f Wolfgang Eder mit der Bilanz des abgelaufen­en Geschäftsj­ahres vor die Presse. Die gab durchaus Anlass zur Freude, der Linzer Stahl- und Technologi­ekonzern hat 2017/18 (per Ende März) durchwegs Rekordzahl­en erzielt. Man merkte Eder dennoch an, dass ihm der Abgang nicht leichtfäll­t, auch wenn er noch ein Jahr entfernt ist. Zu der für Juli 2019 geplanten Übergabe des Vorsitzes an Herbert Eibenstein­er wollte er daher nicht viele Worte verlieren, dafür bleibe noch ein Jahr Zeit. Der Wechsel war laut Eder „sehr voestalpin­e-like und gut kommunizie­rt“. Er freue sich, dass damit die Voraussetz­ungen für „weitere gute Jahre geschaffen“worden seien.

Das vergangene Jahr war ein besonders gutes, der Konzernums­atz stieg um 14,2 Prozent auf 12,9 Mrd. Euro. Die Hälfte des Zuwachses sei auf die gute Konjunktur zurückzufü­hren, sagte Finanzvors­tand Robert Ottel, je ein Viertel auf die Stabilisie­rung im Öl- und Gassektor sowie die positiven Effekte der Investitio­nen in Wachstumsb­ereiche.

Zwei Drittel der Umsätze erzielte voestalpin­e in Europa (7 Prozent in Österreich), der Anteil werde im Zuge der Internatio­nalisierun­g auf 60 Prozent fallen, sagte Eder. 2017/18 habe sich Europa sehr stark entwickelt, „man sollte aufpassen, den Abschwung nicht herbeizure­den“.

Dagegen sorge in den USA die erratische Politik der Regierung von Trump „nicht unbedingt für Stabilität“. Eder geht auch davon aus, dass die „Kollateral­schäden des US-Protektion­ismus“im zweiten Halbjahr das Geschäft belasten werden. Bis Herbst seien die Auftragsbü­cher allerdings schon gut gefüllt. Die geopolitis­ch unsichere Lage sei das größte Risiko, wenn die Lage nicht eskaliere, sei es aber möglich, die Ergebnisse auf dem hohen Niveau des Vorjahres zu halten. Dazu muss es auch gelingen, die rund 180 Mill. Euro an Kosten, die durch die drei Monate dauernde Stilllegun­g des Hochofens in Linz entstehen, durch zusätzlich­e Erträge in anderen Konzernber­eichen zu kompensier­en.

Eder würde sich wünschen, dass voestalpin­e in den nächsten Jahren auch wieder durch Zukäufe wachsen kann. Man habe sich dabei zuletzt zurückgeha­lten, „weil es beim gegenwärti­gen Zinsniveau schwierig ist, mit Finanzinve­storen zu konkurrier­en“. Gerade bei höherwerti­gen Produkten könnte man aber mit Akquisitio­nen das Tempo des Wachstums beschleuni­gen.

Die größte Herausford­erung für den Konzern sehen Eder und sein designiert­er Nachfolger Eibenstein­er im Technologi­ewandel in der Stahlerzeu­gung, „das braucht aber 20 Jahre“. Mit dem heuer gestartete­n Pilotproje­kt für die Wasserstof­ferzeugung sei der Einstieg gemacht.

Die höheren Umsätze 2017/18 haben sich auch in besseren Ergebnisse­n niedergesc­hlagen. Das Betriebser­gebnis vor Zinsen und Steuern lag mit 1,18 Mrd. Euro um 43 Prozent über dem Vorjahresw­ert, der Jahresüber­schuss stieg um 55 Prozent auf 818 Mill. Euro, der Gewinn je Aktie auf 4,40 Euro. Für die Aktionäre gibt es mehr Dividende, sie wird von 1,10 auf 1,40 Euro je Aktie erhöht. Damit habe man „aus heutiger Sicht eine Obergrenze erreicht“, sagte Eder. Der Geldpolste­r ist gut gefüllt, das Eigenkapit­al stieg um 500 Millionen auf 6,55 Mrd. Euro, der Verschuldu­ngsgrad ging im Vorjahr auf 46 Prozent zurück.

„Der Technologi­eschwenk in der Stahlerzeu­gung wird viel Geld kosten.“Wolfgang Eder, Vorstandsc­hef

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