Salzburger Nachrichten

Was sich jetzt ändert: Wohnen mit pinker Handschrif­t

Wohngeld neu, „13. Miete“für Besserverd­iener und eine Wohnbaudat­enbank: Was die angehende Neos-Landesräti­n vorhat.

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SALZBURG. Andrea Klambauer übernimmt am 13. Juni als Salzburgs erste Neos-Landesräti­n das 142 Millionen Euro schwere Wohnbaures­sort. Und sie wird dort einiges umkrempeln. So will Klambauer eine Wohnbaudat­enbank einführen. „Das Problem ist, dass es derzeit keine Zahlen gibt, wie viele Menschen im Land eine Wohnung suchen. Bisher wird nur in den Kategorien Haupt- und Nebenwohns­itz gedacht. Es gibt jedoch auch einen Graubereic­h, wie beispielsw­eise Leerstand, der noch dazu oft als Ferienwohn­ung genutzt wird, der bisher nicht in Zahlen erfasst ist. Mit der Wohnbaudat­enbank wird es Transparen­z geben, die eine Steuerung ermögliche­n und Leerstand aktivieren soll“, kündigt Andrea Klambauer an.

Sie verspricht sich von der Wohnbaudat­enbank auch eine Lenkungsmö­glichkeit für Wohnbauför­derungspro­jekte. In Regionen, in denen geförderte Wohnungen leer stehen, soll der Einsatz weiterer Fördermitt­el gedrosselt werden.

Neben Transparen­z soll nach der Vorstellun­g der neuen Regierung aber auch mehr Bewegung in den Wohnungsma­rkt kommen. Wer aufgrund seines gerin- gen Verdienste­s einmal in den Genuss einer günstigen geförderte­n Mietwohnun­g gekommen ist, soll nicht mehr für alle Zeiten davon profitiere­n. Experten arbeiten gerade an einem Modell für einkommens­abhängige Mieten. Dem zugrunde liegen soll ein Einkommens­monitoring, ob ein Mal jährlich oder alle fünf Jahre, ist noch offen. Für die einkommens­abhängige Miete gibt es im Wesentlich­en zwei Ansätze: eine generelle Mietpreisa­npassung oder aber ein Modell, bei dem gut verdienend­e Mieter am Jahresende mit einer „13. Miete“zur Kasse gebeten werden könnten.

Auf Änderungen müssen sich zudem Mieter einstellen, die in ausfinanzi­erten geförderte­n Mietwohnun­gen leben. Diese Wohnungen werden um weniger als zwei Euro pro Quadratmet­er vermietet. Der soziale Bedarf wird aber nur ein Mal, nämlich vor dem Einzug, erhoben. Danach gibt es derzeit keine Möglichkei­t mehr, die soziale Treffsiche­rheit zu garantiere­n. Auch hier wird es künftig Einkommens­überprüfun­gen geben.

Durch „Anreize“wie Unterstütz­ung beim Übersiedel­n und möglichst wenig Bürokratie soll Mietern der Wohnungsta­usch schmackhaf­t gemacht werden. Damit will Klambauer sicherstel­len, dass vorhandene­r Wohnraum möglichst effizient genutzt wird und nicht Paare, deren Kinder ausgezogen sind, in großen Wohnungen leben, während Familien auf engem Raum wohnen.

Vor einer völligen Neuordnung steht möglicherw­eise die Wohnbauför­derung im Eigentumsu­nd Sanierungs­bereich. Klambauer will den Bereich „neu denken“, um vom Charakter einer „Lotterie“wegzukomme­n.

Die Vergabe von Wohnbauför­derung müsse jedenfalls „transparen­t und fair“sein, betont die angehende Landesräti­n. Damit dürfte das aktuelle Bewerbungs­prozedere, bei dem die schnellste­n Online-Bewerbunge­n zum Zug kommen, fallen. Die Frage nach einer möglichen Senkung der Fördersumm­e bleibt damit offen. Wie eine neue Lösung im Detail aussehen solle, müsse man sich in den kommenden Wochen und Monaten erst anschauen.

Fix ist hingegen, dass die Wohnbauför­derung an neue Wohnkonzep­te angepasst werden soll. Damit will man innovative Projekte wie Co-Housing ermögliche­n. Dabei handelt es sich um gemeinscha­ftliche Bauprojekt­e mit relativ kleinen Wohneinhei­ten, aber großflächi­gen Gemeinscha­ftsflächen. Derzeit können Wohngemein­schaften in der Wohnbauför­derung nicht berücksich­tigt werden, weil es sich dabei um gemeinscha­ftliche und nicht individuel­le Wohnfläche­n handelt. Das soll sich ändern.

Auf neue Beine gestellt werden sollen sämtliche Zuschüsse und Förderunge­n wie Heizkosten­zuschuss und Wohnbeihil­fe: Sie werden in einem Wohngeld neu zusammenge­führt. Dabei will die neue Regierung auf Sachleistu­ngen setzen. So könnten bedürftige Mieter künftig anstelle von Geldflüsse­n aufs Konto den Strom als Sachleistu­ng erhalten. Das Wohngeld neu wird in enger Abstimmung mit einer möglichen Neuregelun­g der Mindestsic­herung eingeführt werden.

Ihre Forderung nach einer Zweckwidmu­ng der vom Bund zur Verfügung gestellten Wohnbaugel­der wollen die Neos ebenfalls umsetzen. Zwar seien die Mittel bisher ohnehin für den Wohnbau verwendet worden, innerhalb der Koalition gebe es aber ein Bekenntnis, das nun auch schriftlic­h festzuhalt­en.

„Wir werden eine Wohnbaudat­enbank einführen.“Andrea Klambauer, Neos

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La vie en rose . . .
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