Dann halt aus bloßem Egoismus
Der Fall des Ali W. und zwei Fragen, die sich daraus ergeben.
Die Fakten sind klar: Das Asylansuchen von Ali W. wurde in zweiter Instanz negativ beschieden, deshalb wurde der junge Mann letzte Woche festgenommen und sollte abgeschoben werden, obwohl er gerade eine Kellnerlehre absolviert, gut Deutsch spricht und bestens integriert ist. Sein Glück war, dass sich sein Arbeitgeber, die ARGE Kultur in Salzburg und deren Obmann Bernhard Jenny, für ihn einsetzten und den Fall an die Öffentlichkeit brachten, was eine riesige Welle der Solidarität auf vielen Ebenen auslöste. Daraufhin wurde er unter Auflagen bis auf weiteres wieder freigelassen. Viele seiner sich ebenfalls in einer Lehre befindlichen und gut integrierten Schicksalsgenossen hatten dieses Glück nicht.
Nun stellen sich zwei Fragen: Muss es nicht eine fatale Wirkung auf alle Asylsuchenden haben, wenn die gut integrierten und deshalb leicht aufzufindenden viel öfter von Abschiebungen betroffen sind als jene, die – sehr oft auch mit gutem Grund, denn es sind wahrlich nicht alle Engel! – untergetaucht sind? Und ist es nicht schlicht und einfach dumm, wenn ein Land, in dem ständig händeringend nach Personal im Gastgewerbe und einigen anderen Branchen gesucht wird, Menschen, die sich bisher vorbildlich verhalten haben und die diesen Mangel lindern könnten, zwangsweise aus dem Land schafft? Gegenpositionen dazu gibt es ja von (fast) allen Seiten, nur müssten endlich praktikable Lösungen folgen.
Und bevor mir jetzt wieder die infame Gutmenschenkeule drübergezogen wird, die übrigens viel mehr über den Schläger als über den Geschlagenen aussagt: Nein, wir müssen sie nicht aus Nächstenliebe hierbehalten, es kann auch aus bloßem Egoismus sein, wenn einige damit leichter leben können.