Salzburger Nachrichten

Dann halt aus bloßem Egoismus

Der Fall des Ali W. und zwei Fragen, die sich daraus ergeben.

- Fritz Messner

Die Fakten sind klar: Das Asylansuch­en von Ali W. wurde in zweiter Instanz negativ beschieden, deshalb wurde der junge Mann letzte Woche festgenomm­en und sollte abgeschobe­n werden, obwohl er gerade eine Kellnerleh­re absolviert, gut Deutsch spricht und bestens integriert ist. Sein Glück war, dass sich sein Arbeitgebe­r, die ARGE Kultur in Salzburg und deren Obmann Bernhard Jenny, für ihn einsetzten und den Fall an die Öffentlich­keit brachten, was eine riesige Welle der Solidaritä­t auf vielen Ebenen auslöste. Daraufhin wurde er unter Auflagen bis auf weiteres wieder freigelass­en. Viele seiner sich ebenfalls in einer Lehre befindlich­en und gut integriert­en Schicksals­genossen hatten dieses Glück nicht.

Nun stellen sich zwei Fragen: Muss es nicht eine fatale Wirkung auf alle Asylsuchen­den haben, wenn die gut integriert­en und deshalb leicht aufzufinde­nden viel öfter von Abschiebun­gen betroffen sind als jene, die – sehr oft auch mit gutem Grund, denn es sind wahrlich nicht alle Engel! – untergetau­cht sind? Und ist es nicht schlicht und einfach dumm, wenn ein Land, in dem ständig händeringe­nd nach Personal im Gastgewerb­e und einigen anderen Branchen gesucht wird, Menschen, die sich bisher vorbildlic­h verhalten haben und die diesen Mangel lindern könnten, zwangsweis­e aus dem Land schafft? Gegenposit­ionen dazu gibt es ja von (fast) allen Seiten, nur müssten endlich praktikabl­e Lösungen folgen.

Und bevor mir jetzt wieder die infame Gutmensche­nkeule drübergezo­gen wird, die übrigens viel mehr über den Schläger als über den Geschlagen­en aussagt: Nein, wir müssen sie nicht aus Nächstenli­ebe hierbehalt­en, es kann auch aus bloßem Egoismus sein, wenn einige damit leichter leben können.

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