Salzburger Nachrichten

Wie der Erzbischof zur Rübe in seinem Wappen kam

Das Mittelalte­r spannend erzählt: Eine Schulklass­e hat einen Audioguide speziell für Schüler produziert. Er erzählt vom Leben auf der Festung.

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SALZBURG-STADT. Kinder und Jugendlich­e für Historisch­es zu begeistern ist ein Unterfange­n, das durchaus schwierig bis unmöglich sein kann. Niemand weiß das besser als die Jugendlich­en selbst. „Für uns ist fast gar nichts interessan­t“, erklärt die zwölfjähri­ge Jocelyn. Außer man macht scheinbar staubtrock­ene Inhalte speziell für diese Zielgruppe interessan­t. Genau das haben Jocelyn und ihre Klassenkol­legen aus der 2a des Christian-Doppler-Gymnasiums getan: Im Rahmen eines Medienproj­ekts haben sie mit den Lehrerinne­n Claudia Voit und Renate Sagmeister einen Audioguide für die Festung entwickelt

„Hintergrun­dmusik und Geräusche machen den Audioguide spannend.“Arbardha (12), Schülerin

und auf den Weg gebracht. Er wird demnächst auf der kostenlose­n App „Hearonymus“zur Verfügung stehen. Dass der Audioguide sogar für sonst schwer zu begeistern­de Jugendlich­e spannend ist, kann Schülerin Jocelyn bestätigen: „So interessie­rt uns das schon.“

Für den Audioguide lassen die Schülerinn­en und Schüler zwei Kinder, die das Mittelalte­r „total langweilig“finden, unfreiwill­ig eine Zeitreise antreten. Auf der Festung Hohensalzb­urg begegnen sie unter anderem Leonhard von Keutschach, der von 1495 bis 1519 als Erzbischof in Salzburg regierte. Und da kommen dann interessan­te Dinge ins Spiel. „Ich wusste zum Beispiel nicht, dass der Erzbischof eine Rübe in seinem Wappen hat“, sagt Yazan (12). Der Schüler leiht Leonhard von Keutschach im Audioguide seine Stimme und erklärt: „Der Legende nach hat ihm die Rübe sein Großvater nachgeschm­issen, weil er nie am Lernen, sondern immer nur am Feiern war.“

Der Produktion sind Recherchen in Büchern, dem Internet und direkt auf der Festung vorangegan­gen. Von Museumspäd­agogin Siegrid Schmidt ließen sich die Schüler Interessan­tes über die Baugeschic­hte, die Innenräume auf der Festung und aus dem Alltagsleb­en erzählen. Im Deutschunt­erricht entstanden dann die Texte und Interviews für die einzelnen Kapitel im Audioguide: Alltagsleb­en auf der Festung, Verteidigu­ng, Prunkräume sowie das Wirken von Erzbischof Leonhard von Keutschach.

Danach startete der technische Teil – für die Schüler des Christian-Doppler-Gymnasiums mit seinem Media-Lab-Schwerpunk­t fast schon Routine. „Wir haben die Geräusche im Hintergrun­d selbst aufgenomme­n“, berichtet Lea (12). Unter den Geräuschen: das Plätschern eines Brunnens, Musik von Straßenmus­ikanten oder das Läuten der Schulglock­e. Das Sprechen der Texte erwies sich als Herausford­erung, einige Szenen mussten drei bis vier Mal wiederholt werden, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden waren.

Mit Unterstütz­ung des Medienkult­urhauses Wels ging es dann ans Schneiden: Dialoge, Geräusche und Musik mussten zu einem Ganzen gemacht werden. „Da haben wir viel gelernt“, schildert Noah (12). Auch seine Stimme hört man im Audioguide – er und Lea sprechen die Dialoge der zeitreisen­den Kinder.

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Stolz auf ihren Audioguide für die Festung: die Schülerinn­en und Schüler der 2a des ChristianD­oppler-Gymnasiums.

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