Regionen passen sich dem Klimawandel an
Starkregen, Stürme, Hitze: Der Klimawandel zwingt Österreich zum Umdenken. Wie 20 Regionen sich darauf einstellen.
Wetterkapriolen, so weit das Auge reicht: 20 österreichische Regionen – unter ihnen der Pongau – entwickeln Ideen, wie man auf den Klimawandel reagieren soll. In der Steiermark und in Niederösterreich werden indes die Schäden der jüngsten Unwetter beseitigt.
WIEN, BISCHOFSHOFEN. Nach den heftigen Unwettern der vergangenen Tage klingt es fast wie eine Hiobsbotschaft: Forscher der Uni Graz prognostizieren, dass sich die Zahl außerordentlicher Wetterereignisse ohne Klimaschutzmaßnahmen bis zum Ende des Jahrhunderts um etwa 20 bis 30 Prozent erhöhen wird.
Wie mit dem Trend umgegangen werden kann, hat der Klima- und Energiefonds am Mittwoch in Wien gezeigt. Präsentiert wurden Ideen aus 20 Regionen in ganz Österreich. Mit dabei: der Pongau, genauer gesagt die sieben Gemeinden, Bischofshofen, Werfenweng, Flachau, Wagrain, Dorfgastein, Kleinarl und St. Martin. Diese haben sich 2016 zusammengeschlossen und bilden nun eine Klimawandel-Anpassungsmodellregion (KLAR). Wie die anderen 19 Regionen arbeiten sie daran, das Beste aus dem sich langsam, aber sicher ändernden Klima zu machen.
Das Hauptsorgenkind im Pongau bleibt der Tourismus. „Vor 20 Jahren kamen Skigebiete ohne Schneekanonen aus. Heute haben wir eine Dichte von beinahe 100 Prozent, wenn es um künstliche Beschneiung geht“, erklärt Stephan Maurer vom Regionalverband im SN-Gespräch. Touristiker könnten sich nicht mehr darauf verlassen, dass es zum Saisonstart Schnee gebe.
Doch der Klimawandel hat im Pongau durchaus auch gute Seiten. „Wegen eines Starkregens sind letztes Jahr in Kleinarl Seen entstanden, die nicht mehr abgeflossen sind. Einheimische und Gäste nutzen sie mit ihrem blitzblauen Wasser, das wie in der Karibik aussieht“, sagt Cathrine Maislinger, die das KLARProjekt derzeit managt. Welche Projekte die sieben Salzburger Gemeinden umsetzen werden? „Wir erleben eine Renaissance der Sommerfrischler und bieten den Gästen aus heißen Großstädten gesundes Schlafen ohne Klimaanlage“, nennt Maislinger ein Beispiel.
Josef Plank vom Umweltministerium betonte am Mittwoch in Wien, dass der Klimawandel sich in den Bundesländern unterschiedlich auswirke. „Waldbesitzer im Westen wollen wissen, welche Bäume sie pflanzen sollen, und Winzer im Osten, welche Rebsorten Bestand haben.“So wichtig der Klimaschutz und internationale Maßnahmen seien, so sehr brauche es auch die Regionen, um Strategien zu erarbeiten, damit die Menschen sich auf neue Gegebenheiten einstellten.
Den 20 Modellregionen steht heuer ein Budget von 2,1 Millionen Euro zur Verfügung; der Pongau erhielt bislang insgesamt 105.000 Euro zur Ausarbeitung seiner Pläne. Für die Umsetzung soll es im kommenden Jahr mehr Geld geben.
„Wegen der sich anbahnenden Klimakatastrophe sind zentrale Wirtschaftssektoren im Land bedroht“, sagte Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Die Schäden, mit denen durch extremes Wetter zu rechnen sein werde, könnten jährlich 8,8 Milliarden Euro und mehr verschlingen, warnte Höbarth.
Einen guten Teil machen die Schäden in der Landwirtschaft aus. Sie rechnet heuer mit deutlichen Ernteausfällen. Tausende Hektar wurden durch Hagel, Starkregen oder Überflutungen zerstört. Auch Schädlinge vermehrten sich in der Wärme stark und werden zunehmend zum Problem. Der Schaden in der Landwirtschaft liegt bereits jetzt bei mehr als 15 Millionen Euro.