Drei Frauen glänzen in Führungsrollen
Wie reüssieren Frauen in einem patriarchalen Machtgefüge? Margarete, Maria und Katharina taugen als Vorbilder für Managerinnen.
Sogar drei ruhmreiche, charakterfeste und vorbildliche Europäerinnen konnten ihre Karriere nur als zweite Wahl beginnen. „Frauenüberschuss“nennt die Kunsthistorikerin Dagmar Eichberger als Grund dafür, dass etwa Margarete von Österreich Regentin der Niederlande wurde. Aus Männermangel und weil ihm ein Familienmitglied vertrauenswürdiger erschienen sei als ein fremder Minister, habe Karl V. seine Tante als Statthalterin bestellt.
Wie sich Margarete sowie deren Nichten Maria von Ungarn und Katharina von Portugal in Führungspositionen behauptet haben, ist nun in Schloss Ambras zu studieren. Bei der Eröffnung am Mittwochabend wurde bereits jene Eigenschaft dieser Frauen hörbar, die die neue Ausstellung sichtbar macht: Sie waren kunstsinnig. So erklangen ein Lieblingslied Margaretes und ein vertontes Gedicht Marias. Die ausgestellten Porträts zeigen diese Frauen schlicht, aber exquisit gekleidet. Auch sonst umgaben sich die drei mit Schönem: Sie sammelten Kunst und Exotika. So bietet Ambras eine Premiere. Erstmals wird das weibliche Mäzenatentum der Habsburger aufbereitet.
Dieser drei Herrscherinnen haben sich drei Forscherinnen angenommen: Ambras-Direktorin Veronika Sandbichler hat Annemarie Jordan Gschwend aus Zürich und Dagmar Eichberger aus Heidelberg als Kuratorinnen geholt. „Wir sind geprägt von der Ende des 20. Jahrhunderts beginnenden feministischen Kunstgeschichte“, bestätigt Dagmar Eichberger. „Doch wir sagen nicht: Diese Frauen sind besser als Männer!“Hier gelte es, Frauen als Mitwirkende im europäischen Herrschergefüge vorzustellen und dem entgegenzuwirken, was viele männliche Kunsthistoriker durchgesetzt hätten: dass mächtige Frauen verkannt, verschwiegen oder schlechtgemacht würden.
Dass Margarete, Maria und Katharina Sammlerinnen, Bauherrinnen und Kunstagentinnen waren, hat mit ihrem Reichtum zu tun. „Maximilian I. hatte tolle Ideen, aber er war knapp bei Kasse“, schildert Annemarie Jordan Gschwend. Daher sei seine Hinterlassenschaft reich an preiswerten Druckgrafiken. Hingegen war seine Tochter Margarete eine vermögende Witwe. Und anders als in anderen Herrscherfamilien durften habsburgische Frauen ihr Vermögen eigenmächtig verwalten und vererben.
Ein weiterer Erfolgsfaktor war, dass sogar diese prächtigen Frauen die Vorherrschaft der Männer nie infrage stellten. Die drei hätten sich stets als „Tochter des Kaisers“, „Tante des Kaisers“oder „Schwester des Kaisers“verstanden; sie hätten die Männer als Oberhäupter akzeptiert, beteuert Dagmar Eichberger. Sie ließen sich – wie Maria und Katharina – an europäische Höfe verheiraten, wurden dort aber eigenständig aktiv: als Netzwerkerinnen und Diplomatinnen. Solches Talent bezeugt der „Damenfrieden von Cambrai“: Weil die Kriegsführer Karl V. und Franz I. nicht verhandeln wollten, verabredeten Margarete von Österreich und Luise von Savoyen jene Bedingungen, die die Männer dann unterschrieben.
Diese Frauen sahen sich als Mitwirkende in einem weit über ihre Generation hinausreichenden Ganzen. Dies bestätigt ihre Frömmigkeit. Und dies bringen ihre Porträtgalerien des Hauses Habsburg ebenso zum Ausdruck wie die Genealogien, die sich – neben Wissenschaft, Gebetbüchern und Literatur – in ihren Bibliotheken finden.
In Anbetracht der Wirkungsradien dieser Frauen ist die Ausstellung mit etwa 100 Exponaten in fünf Räumen winzig. Doch welch exquisite Auswahl! Nur Außergewöhnliches und Prägnantes haben die Kuratorinnen ausgewählt und die sowieso kostbaren, weil aus Erbschaften wie jenen von Margarete, Maria und Katharina bestückten Bestände des Kunsthistorischen Museums um einzigartige Leihgaben angereichert – wie aus portugiesischem Privatbesitz einen edelsteinbesetzten Fingerhut aus Ceylon. Wer brauchte den? Katharina war talentierte Näherin und trug an ihrem Gürtel stets Fingerhut, Schere und Nadeln. Hingegen benützte Maria jene Armbrust, die nun in einer Vitrine liegt: Sie war leidenschaftliche Reiterin und Jägerin und trug stets Hosen unter den Röcken. Ausstellung: