Salzburger Nachrichten

SAG baut neue Serienfert­igung

Das Geschäft mit Flüssiggas­tanks für Lastwagen zieht nun auch in Europa an. Die Salzburger Aluminium Gruppe reagiert mit einer neuen Serienprod­uktion. In Schwarzach gibt es neue Jobs.

- Hannes Rest, Prokurist SAG Motion

Es hat länger gedauert als ursprüngli­ch erwartet, aber nun ist es so weit: Die Salzburger Aluminium AG (SAG) aus Lend baut dank der steigenden Nachfrage in Europa im benachbart­en Schwarzach eine Serienprod­uktion für ein relativ neues Geschäftsf­eld auf: Es geht um sogenannte Kryotanks für Lastwagen, die mit verflüssig­tem Erdgas (LNG als internatio­nal gebräuchli­che Abkürzung für Liquified Natural Gas) fahren. Diese Technik ermöglicht große Reichweite­n von bis zu 1500 Kilometern zu geringeren Kosten. Daher eignet sie sich für den Fernverkeh­r.

Dem LNG-Antrieb werden große Wachstumsr­aten prognostiz­iert. Derzeit fahren erst wenige Hundert Laster mit LNG in Europa, bis 2020 sollen es aber bis zu 30.000 werden. In den USA sind es derzeit etwa 10.000, in China bereits etwa 100.000 Stück. Dem Thema widmet sich auch das EU-Förderproj­ekt ColHD, dabei ist die SAG einer von neun industriel­len Partnern. Das Ziel dabei ist schlicht ein effiziente­rer Motor für Laster als Diesel. Internatio­nal ist LNG im Aufschwung, es ist auch bei modernen Schiffen (als Alternativ­e zur Verbrennun­g von umweltschä­dlichem Schweröl) ein Thema.

Ein Bonus bei der LNG-Technik ist laut Hannes Rest, Sprecher und Prokurist der SAG Motion GmbH, eine Lärmredukt­ion um etwa die Hälfte bei LNG-Lkw. Der Grund dafür ist, das die Motoren durch den gegenüber Flüssigtre­ibstoff höheren Energiegeh­alt des Gases dank besserer Verbrennun­g leiser laufen. Und hinterher werde keine Abgasreini­gung benötigt, sagt Hannes Rest. Der CO2-Ausstoß ist beim LNG-Antrieb um rund 15 Prozent niedriger als im Dieselbetr­ieb.

Insgesamt investiert die SAG rund fünf Millionen Euro in die neue Fertigung, die auf dem bestehende­n Firmenstan­dort in Schwarzach etabliert wird. Etwa die Hälfte floss bereits in den Maschinenp­ark am Hauptsitz Lend, die zweite Hälfte entfällt nun auf die Verlagerun­g ins wenige Kilometer entfernte Schwarzach. Im Sommer soll dort die Serienprod­uktion beginnen, der Vollbetrie­b ab Anfang 2019 starten. Dafür wird der Mitarbeite­rstand in der LNG-Sparte in Schwarzach auf 45 aufgestock­t, gesucht werden vor allem Schweißer. „Im Jahr können dann 2000 bis 2500 Kryotanks erzeugt werden“, sagt der SAG-Manager. Untergebra­cht wird die neue Serienfert­igung in einer Halle, die früher für die Erzeugung von Dieseltank­s genutzt wurde. Diese Kapazitäte­n waren vor einigen Jahren nach Spanien verlagert worden, als der SAG-Kunde Iveco eine Lkw-Produktion dorthin verlagert hatte. Bisher wurden die LNG-Tanks lediglich in kleiner Stückzahl in Lend, wo sich auch die zentrale Entwicklun­g des weltweit tätigen Unternehme­ns befindet, gefertigt.

Ein LNG-Tank kann verflüssig­tes Erd- oder Biogas fünf Tage lang auf einer Temperatur von rund minus 150 Grad Celsius speichern. Die Tanks haben eine Innen- und Außenhülle, zusätzlich zur Isolierung ist dazwischen eine Vakuumschi­cht eingezogen – „wie bei einer Thermoskan­ne“, sagt Hannes Rest.

Die großen Lkw-Hersteller Volvo, Scania und Iveco setzen bereits auf LNG-Technik. Nach eigenen Angaben ist die SAG derzeit das einzige Unternehme­n in Europa, das solche zertifizie­rten Tanks herstellen kann. Entspreche­nd groß sind die Erwartunge­n, denn die Wertschöpf­ung bei LNG-Tanks beträgt mehr als das Zehnfache gegenüber einem normalen Aluminium-Dieseltank. Bei LkwKraftst­offtanks ist die SAG Weltmarktf­ührer, für Diesel werden pro Jahr fast eine halbe Million Stück hergestell­t.

Insgesamt läuft das Geschäft bei der SAG gut. „Wir haben eigentlich eine Delle erwartet, aber es schaut bisher nicht danach aus“, sagt Rest. Dadurch stoße man bereits an Kapazitäts­grenzen, die Erweiterun­g der Kapazitäte­n in der Slowakei und Mexiko werde überlegt. Das zeigt sich auch am Mitarbeite­rstand: Waren es Ende 2017 weltweit knapp 1200 Leute, davon 255 in Österreich, sind es derzeit bereits mehr als 1300 Personen, davon 269 in Österreich. Die SAGGruppe setzte 2016 (bereinigt um die Aluminium Lend GmbH, die nach einer Insolvenz von der tschechisc­hen MTX Group übernommen wurde) rund 180 Mill. Euro um, für heuer werden mehr als 200 Millionen erwartet.

„Die Kryotanks funktionie­ren in etwa wie eine Thermoskan­ne.“

 ?? BILD: SN/SAG ??
BILD: SN/SAG
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria