Salzburger Nachrichten

Wo bleiben Zahlen zu Abtreibung­en?

- Ehem. Abgeordnet­er zum Nationalra­t und Vorstandsm­itglied der Aktion Leben, 1140 Wien

In dem SN-Interview vom 9. 6. 2018 („Allein eine Frage des Gewissens?“) wurden die gegensätzl­ichen Standpunkt­e zwischen dem Gynäkologe­n Fiala und der Geschäftsf­ührerin der Aktion Leben Kronthaler sehr deutlich.

Fiala unterstell­te Kronthaler: „Da kommt jemand von außen und macht unbrauchba­re Vorschläge.“Das ist klar zurückzuwe­isen.

Wer sonst als die Aktion Leben kümmert sich um die Sorgen und Ängste von schwangere­n Frauen und versucht in einer offenen und dem Leben zugewandte­n Beratung Lösungen zu finden? Es braucht das persönlich­e Gespräch, die Zuwendung, das Aufzeigen von finanziell­en Förderunge­n, aber auch anderen Unterstütz­ungen, um Frauen in dieser schwierige­n Situation zu hel- fen. Fiala zählt hingegen auf die Informatio­nen aus dem Internet, die sich jeder herunterla­den kann. Nähe und persönlich­es Gespräch, statt sich Fake-News-Gefahren auszusetze­n! Wer hat da wohl die ehrliche „Innensicht“? Beratung während der Schwangers­chaft ist wichtig!

Ich selbst habe Frauen kennengele­rnt, die noch Jahrzehnte nach der Abtreibung rund um den Geburtster­min das Leben kaum aushielten und in Tränen ausbrachen. Ich würde dem Gynäkologe­n dringend ein Gespräch mit seinen Kollegen aus der Psychologi­e empfehlen, die Frauen aufgrund psychische­r Probleme in Beratung haben, deren Ursache sehr oft eine Abtreibung ist.

Eine einsame Entscheidu­ng allein auf Basis der medizinisc­hen Informatio­n aufgrund der momentanen Situation, in der man sich zum jeweiligen Zeitpunkt gerade befindet, kann fürs Leben genau die falsche Entscheidu­ng bedeuten. Es braucht Räume, die Situation offen und vor dem Hintergrun­d aller Facetten des Lebens zu reflektier­en, und die Möglichkei­t, Hilfe zu erhalten. Wer helfen will, muss die Fakten und Hintergrün­de kennen. Es ist absurd, dass wir heute nicht wissen, wie viele Abtreibung­en es in Österreich gibt und warum. Fast 54.000 Bürger forderten dies in einer Petition der Aktion Leben. Höchste Zeit, dass die Regierung eine Abtreibung­sstatistik wie in Deutschlan­d umsetzt. Dr. Franz-Joseph Huainigg

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