Der Wähler, sein Wille und seine Wahl
Wie sollen Politiker sein? Wünsche und Wirklichkeit anhand eines Beispiels.
Wenn man Wähler fragt, wie Politiker sein sollten, kommen immer die gleichen Antworten: Sie sollten ehrlich sein, sollten unbeirrt ihren Weg gehen und sich nicht von Meinungsumfragen oder schlechter Presse zu faulen Kompromissen hinreißen lassen und ihr Fähnchen nach dem Wind drehen. Ich finde, Astrid Rössler war so eine Politikerin.
Sie hätte es sich viel einfacher machen können. Sie hätte zum Beispiel den „Astrid-80er“auf der Autobahn mit ein paar halbseidenen Argumenten zurücknehmen können, hätte sich medienwirksam an den Nockstein ketten können, wohl wissend, dass das reine Show wäre und die 380-kVLeitung keineswegs verhindern würde, sie hätte, anstatt eine zukunftsweisende, aber in der Öffentlichkeit nur sehr schwer vermarktbare Änderung der Raumordnung auf Schiene zu bringen, auch bequem die grüne Klientel bedienen und bei vielen kleinen Initiativen Trittbrett fahren können, und, und, und. Damit hätte sie wahrscheinlich ein paar Prozent mehr erreicht und wäre noch im Amt. Aber das wollte sie nicht, weil das nicht ihr Stil war und sie sich nicht verbiegen wollte. Als das Wahlergebnis enttäuschend für sie war, hat sie die Konsequenzen gezogen und ist zurückgetreten.
Ich finde, dass das in Zeiten der aalglatten politischen Schlangenmenschen und zynischen Machtjonglierer, die im Liegen umfallen und es nachher noch gekonnt schönreden, bemerkenswert ist, und dass wir viel mehr solche Politikerinnen und Politiker bräuchten – wohlgemerkt in allen Parteien. Und würden sich die werten Wählerinnen und Wähler an der Urne öfter für das gewünschte Rückgrat und nicht für das zur Maske gecoachte Designerlächeln entscheiden, gäbe es wahrscheinlich auch mehr davon.