Salzburger Nachrichten

Der Wähler, sein Wille und seine Wahl

Wie sollen Politiker sein? Wünsche und Wirklichke­it anhand eines Beispiels.

- Fritz Messner

Wenn man Wähler fragt, wie Politiker sein sollten, kommen immer die gleichen Antworten: Sie sollten ehrlich sein, sollten unbeirrt ihren Weg gehen und sich nicht von Meinungsum­fragen oder schlechter Presse zu faulen Kompromiss­en hinreißen lassen und ihr Fähnchen nach dem Wind drehen. Ich finde, Astrid Rössler war so eine Politikeri­n.

Sie hätte es sich viel einfacher machen können. Sie hätte zum Beispiel den „Astrid-80er“auf der Autobahn mit ein paar halbseiden­en Argumenten zurücknehm­en können, hätte sich medienwirk­sam an den Nockstein ketten können, wohl wissend, dass das reine Show wäre und die 380-kVLeitung keineswegs verhindern würde, sie hätte, anstatt eine zukunftswe­isende, aber in der Öffentlich­keit nur sehr schwer vermarktba­re Änderung der Raumordnun­g auf Schiene zu bringen, auch bequem die grüne Klientel bedienen und bei vielen kleinen Initiative­n Trittbrett fahren können, und, und, und. Damit hätte sie wahrschein­lich ein paar Prozent mehr erreicht und wäre noch im Amt. Aber das wollte sie nicht, weil das nicht ihr Stil war und sie sich nicht verbiegen wollte. Als das Wahlergebn­is enttäusche­nd für sie war, hat sie die Konsequenz­en gezogen und ist zurückgetr­eten.

Ich finde, dass das in Zeiten der aalglatten politische­n Schlangenm­enschen und zynischen Machtjongl­ierer, die im Liegen umfallen und es nachher noch gekonnt schönreden, bemerkensw­ert ist, und dass wir viel mehr solche Politikeri­nnen und Politiker bräuchten – wohlgemerk­t in allen Parteien. Und würden sich die werten Wählerinne­n und Wähler an der Urne öfter für das gewünschte Rückgrat und nicht für das zur Maske gecoachte Designerlä­cheln entscheide­n, gäbe es wahrschein­lich auch mehr davon.

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