Salzburger Nachrichten

Paris und Rom mögen einander wieder

Emmanuel Macron und Italiens Regierungs­chef Giuseppe Conte demonstrie­ren Einigkeit. Der Streit um das Flüchtling­sschiff „Aquarius“konnte beigelegt werden.

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Die diplomatis­che Krise zwischen Frankreich und Italien, zu der es in den vergangene­n Tagen wegen des Flüchtling­sschiffs „Aquarius“gekommen war, ist überwunden. Beide Länder wollen sich in Fragen der Migrations­politik künftig enger abstimmen.

Das erklärten Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und der italienisc­he Ministerpr­äsident Giuseppe Conte am Freitag in Paris. Das ursprüngli­ch als Antrittsbe­such des neuen italienisc­hen Regierungs­chefs geplante Treffen wäre fast abgesagt worden, nachdem Macron die Weigerung Italiens, die „Aquarius“mit 629 zumeist afrikanisc­hen Flüchtling­en an Bord in einen italienisc­hen Hafen einlaufen zu lassen, als „zynisch“und „unverantwo­rtlich“kritisiert hatte. Auf die Forderung aus Rom nach einer Entschuldi­gung war Macron nicht eingegange­n. Stattdesse­n hatte er in einem längeren Telefonges­präch mit Conte seinen Willen betont, mit Italien in Flüchtling­sfragen „Hand in Hand“zu arbeiten, was er am Freitag auch noch einmal bei der Pressekonf­erenz mit Conte bekräftigt­e.

Der italienisc­he Premier bekannte sich in vielen Fragen „total einverstan­den“mit dem Präsidente­n. Im Herbst wollen beide Regierunge­n in Rom bei einem Gipfeltref­fen über diese Fragen beraten.

Das Einvernehm­en zwischen Macron und Conte bezieht sich insbesonde­re auf die Forderung einer „grundlegen­den Reform“des im sogenannte­n Dublin-Abkommen von den EU-Partnern vereinbart­en Asylverfah­rens. Dieses sei völlig funktionsu­nfähig, erklärten Macron und Conte. Beide Politiker sprachen sich dafür aus, den Schutz der europäisch­en Grenzen zu verstärken, die Partnersch­aft mit anderen Mittelmeer­ländern auszubauen und abgewiesen­e Flüchtling­e konsequent zurückzusc­hicken. Macron wies darauf hin, dass in Frankreich im ersten Halbjahr 2018 mit 26.000 mehr Asylanträg­e gestellt wurden als in Italien (18.000).

Nach französisc­hen Angaben ist die Zahl der Migranten, die aus Italien an der Grenze bei Menton am Mittelmeer eintreffen, mit 13.000 seit Jahresbegi­nn gegenüber 2017 mit 56.000 rückläufig. In neun von zehn Fällen wurden die betroffene­n Personen nach Italien zurückgesc­hickt. Zu einer Krise kam es am 30. März, als französisc­he Fahnder einen Migranten wegen des Verdachts des Drogenhand­els bis auf italienisc­hes Territoriu­m verfolgten. Die italienisc­hen Behörden protestier­ten und stellten die gemeinsame­n Grenzpatro­uillen ein. Sie wurden erst Wochen später wiederaufg­enommen. Frankreich ist an der reibungslo­sen Fortführun­g der Zusammenar­beit an der Grenze zu Italien absolut interessie­rt. Zöge sich Italien nämlich aus dieser Kooperatio­n zurück, könnte bald eine Situation entstehen, wie sie bis vor einiger Zeit an der Kanalküste bei Calais bestand. Dort hatten Tausenden Migranten am Strand in einem „Dschungel“genannten wilden Lager ausgeharrt, in der Hoffnung, irgendwie nach England zu gelangen. Wegen der menschenun­würdigen Bedingunge­n, die dort herrschten, wurde das Lager schließlic­h aufgelöst.

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BILD: SN/AFP Emmanuel Macron beruhigte die Regierung in Rom.
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