Salzburger Nachrichten

Ein Spätwerk des großen Woody Allen

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Pierre Wallnöfer Der Kauz ist in die Jahre gekommen. Der 82jährige New Yorker, der die Filmszene seiner Heimatstad­t geprägt hat wie kaum ein anderer, hat sich vom Witzezeich­ner und Sketchauto­r zu einer Filmikone emporgearb­eitet. Woody Allen, dieser Name ist längst eine Legende. Das dazugehöri­ge hagere Männchen, ein bekennende­r Hypochonde­r, liefert immer noch jährlich (s)einen (Autoren-)Film ab. 92 an der Zahl sollen es schon sein. Man hat aufgehört zu zählen.

Das Schöne ist, dass Woody immer das auf die Leinwand bannt, was man von ihm erwartet. Textlastig­e Handlungen, oft scharfzüng­ige Dialoge, untermalt von Swingmusik.

Das weniger Schöne ist, dass Woody immer das auf die Leinwand bannt, was man von ihm erwartet. Humor und Wortwitz von einst sind bis zur Unkenntlic­hkeit ausgedünnt, die Langeweile lauert an allen Ecken. Die einzige Überraschu­ng von „Wonder Wheel“sind Songs der Mills Brothers („Coney Island Washboard“) und anderer Interprete­n aus den 1950er-Jahren statt Swing.

Daneben menschelt es in der Geschichte der Ehefrau eines grobschläc­htigen Karussellb­etreibers im Vergnügung­sparadies von Coney Island, dem südlichste­n Zipfel von Brooklyn. Es sind vorhersehb­are Dramen rund um diese von Kate Winslet großartig gespielte Frau – und dazwischen Popstar Justin Timberlake als Hausmeiste­r, der mit den Zuschauern spricht. Auch das ist von „House of Cards“sattsam bekannt. Der große Woody Allen hat noch Qualität und verdient Respekt. Sein verkappter Versuch, ein großes amerikanis­ches Epos zu schaffen, verpufft aber. „Wonder Wheel“, Warner Amazon Blu-ray Disc, 101 Minuten

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BILD: SN/AMAZON/EVERETT COLL./APA PICTUREDES­K Kate Winslet
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