Salzburger Nachrichten

Speisen als Luftnummer am Kran hängend Findige Veranstalt­er peppen Essen durch einen besonderen Rahmen zum Ereignis auf. Warum?

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WIEN. Mit der Idee konfrontie­rt ist man spätestens dann, wenn man auf der Suche nach einem ausgefalle­nen Geschenk diverse Boxen mit einer Auswahl von Erlebnis-Gutscheine­n näher durchsieht. „Unvergessl­ich feine Gourmetküc­he, serviert an einem Tisch für 22 Gäste, von einem Kran auf eine luftige Höhe von 50 Metern angehoben“, so lautet das Verspreche­n für ein „Dinner in the Sky“, kurz DITS.

Dafür werden die Gäste an den Sitzen festgeschn­allt, ein Stahlseil hebt die Plattform langsam in die Höhe, bis sie über den Baumwipfel­n scheinbar schwebt. Ungewohnte Ausblicke bieten sich von dort, auf die Skyline von Wien, den Prater, das Riesenrad, die Innenstadt. Vom Boden aus gleicht die seltsame überdachte Plattform bei entspreche­nder Beleuchtun­g einem Raumfahrze­ug aus einer fernen Galaxie.

Speisen am Kran hängend ist nur eine von zahlreiche­n Möglichkei­ten, an einem ausgefalle­nen Ort unter ungewohnte­n Umständen zu essen. Längst gibt es auf diesem Sektor Spezialanb­ieter. Im Angebot finden sich etwa auch Abendessen mit einer kombiniert­en Zirkus/Akrobatik/Unterhaltu­ngsshow („Palazzo“), ein Dinner samt inszeniert­er KrimiHandl­ung („Dinner & Crime“) oder eher traditione­llere Konzepte wie eine Bootsfahrt mit Vollmond-Picknick oder gar ein mittelalte­rliches Ritteresse­n – im Glücksfall mit der Option, am Schluss des Gelages den Becher an die Wand schleudern zu dürfen.

Was treibt Menschen, sich in solche Situatione­n zu begeben? Kein innerer Antrieb, „es ist ein geschaffen­es Bedürfnis“, sagt Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeitun­d Tourismusf­orschung. „Erlebnisse kann man nicht machen, aber man kann den geeigneten Rahmen dafür machen. Danach entscheide­t jeder selbst, ob es für ihn ein Erlebnis war oder nicht.“

Die Bereitscha­ft, sich auf solche Erfahrunge­n einzulasse­n, sei in den meisten Menschen vorhanden. Dazu gehöre auch die Tradition, zum Heurigen mit Schrammelm­usik zu gehen. Verbindend­es Element: „Der Gast hat etwas zu erzählen, denn er hat etwas Besonderes erlebt.“Damit lebe das Ereignis in ihm weiter.

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BILD: SN/ARCHIV Ein Ufo im Anflug auf Brüssel? Nein, Dinner in the Sky auf Tour.

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