Salzburger Nachrichten

Sanierungs­plan für die alten Wehrmauern

An der mächtigen Befestigun­gsanlage nagt der Zahn der Zeit. Für die Beseitigun­g aller Schäden fehlt das Geld. Ein neues System soll helfen.

- Barbara Unterkofle­r, Stadträtin

Ein Baugerüst thront an der mächtigen Wehrmauer zwischen dem Barbaratur­m und dem Kupelwiese­rSchlössl von Familie Widrich auf dem Mönchsberg. Vor einem Jahr hatten Bergputzer an der acht Meter hohen Mauer ein Loch entdeckt. Drei große Mauerstein­e waren ausgebroch­en und abgestürzt, der größte wog 200 Kilogramm.

Die Steine waren neben dem Einstieg zum Riedenburg­stollen gelandet, in dem Hauptwasse­rleitungen der Salzburg AG liegen. Wegen Gefahr in Verzug wurde ein Teil der Mauer abgetragen. Es wurde offenbar, dass sich die Verkleidun­g auf zwölf Metern Länge von der Stützmauer gelöst hatte. Jetzt wird der ganze 65 Meter lange Mauerabsch­nitt restaurier­t.

Ende Juni beginnen die Arbeiten, die mit 715.000 Euro zu Buche schlagen. Im Topf für die Wehrmauern liegen aber nur 300.000 Euro. Das Budget wurde jetzt in Abstimmung mit der Finanzabte­ilung umgeschich­tet, außerdem wird auf Rücklagen zugegriffe­n. 200.000 Euro sollen 2019 ausfinanzi­ert werden.

Die ursprüngli­ch geplante Sanierung des „Lodronsche­n Zwingers“unterhalb der Richterhöh­e muss warten. Gemeinderä­tin Ursula Schupfer (SPÖ) hat dazu eine Anfrage eingebrach­t.

Wie die Altstadt gehören die denkmalges­chützten Wehrmauern auf den Stadtberge­n zum Weltkultur­erbe. Für zehn Kilometer ist die Bauabteilu­ng im Magistrat zuständig. Regelmäßig kontrollie­ren die Bergputzer die Mauern auf schadhafte Stellen und entfernen den Bewuchs, der sich in den Fugen ausbreitet.

Die Instandhal­tung der jahrhunder­tealten Befestigun­gsanlage verschling­e viel Geld, sagt Stadträtin Barbara Unterkofle­r (Neos). Geld, das seit Jahren nicht in dem Ausmaß zur Verfügung stehe, das nötig wäre. Dazu komme, dass Bruchstell­en unsichtbar im Inneren der Mauern verborgen seien. Sie habe in den Budgetverh­andlungen Jahr für Jahr rund 400.000 Euro angemeldet, der ehemalige Bürgermeis­ter und Finanzrefe­rent Heinz Schaden (SPÖ) habe die Mittel jedoch gekürzt. „Wir haben Aufholbeda­rf.“

Um einen Gesamtüber­blick zu bekommen, hat das Hochbauamt ein neues Erfassungs- und Bewertungs­system entwickelt. Gemeinsam mit dem Bundesdenk­malamt soll ein Fünfjahres­plan erstellt werden, der den Sanierungs­bedarf und die zu erwartende­n Kosten zeigt.

„Auf einer Übersichts­karte haben wir den aktuellen Zustand aller Wehrmauern dargestell­t“, erklärt der Leiter des Hochbauamt­s, Tobias Fusban. Zudem zeigen Drohnenflu­gfotos, wo Schäden sind. Die Mauern sind in fünf Meter lange Abschnitte eingeteilt, um eine genaue Erfassung zu ermögliche­n. Anhand einer Checkliste bewerten die Bergputzer die Abschnitte nach dem Ampelsyste­m in „sehr gut“, „gut“oder „kritisch“. In offenen Fugen werden Vermessung­spunkte angebracht. Daran lässt sich erkennen, wie stark die Mauer in Bewegung ist.

„Bei rund fünf Prozent der Wehrmauern besteht dringender Sanierungs­bedarf“, erklärt Fusban. Voraussetz­ung für die Umsetzung

„Der Fünfjahres­plan macht die Kosten besser kalkulierb­ar.“

sei freilich, dass im mittelfris­tigen Finanzplan der Stadt ausreichen­d Mittel zur Verfügung gestellt würden. Bei der mittelfris­tigen Budgetplan­ung für

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Die Bergputzer Philip Lindenthal­er (l.)
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