Salzburger Nachrichten

Zwölf Stunden Arbeit am Tag haben einen Preis

- KARIN.ZAUNER@SN.AT Karin Zauner

Der Mann leitet das BMW-Motorenwer­k in Steyr mit 4500 Mitarbeite­rn, die 1,3 Millionen Motoren im Jahr produziere­n. Unlängst meinte Christoph Schröder auf die Frage, ob er sich auf den Zwölf-StundenArb­eitstag in Österreich freue, dass dies für ihn kein Thema sei, weil Menschen auch schon nach zehn Stunden erschöpft seien.

In den 1920er-Jahren haben die Österreich­er noch über die Errungensc­haft des Acht-Stunden-Arbeitstag­s gejubelt, jetzt jubeln einige über den gesetzlich möglichen Zwölf-StundenTag, weil sie sich mehr Flexibilit­ät verspreche­n. Jene Flexibilit­ät, die es in Unternehme­n, in denen die Kommunikat­ion mit der Belegschaf­t gut funktionie­rt, längst gibt. Manchmal auch jenseits gesetzlich­er Vorgaben. Da könnte man sagen, es sei ja nur vernünftig, das Gesetz der Realität anzupassen.

Es gibt Situatione­n, in denen lange Arbeitstag­e für das Unternehme­n und/oder die Mitarbeite­rin und den Mitarbeite­r sinnvoll sind. Aber jeder, der regelmäßig mehr als zehn Stunden am Tag arbeitet, weiß, das hat seinen Preis. Man bezahlt dies mit seiner Gesundheit, einer Trennung oder sozialer Isolation. Wem das egal ist, sollte seinen Blick auf den Faktor Erfolg werfen. Bei Zwölf-StundenTag­en sinken Leistung, steigen die Fehlerquot­e und das Risiko, krank zu werden. In einer Gesellscha­ft, deren Zukunft davon abhängt, wie kreativ und innovativ wir sind, können wir uns dauerhafte Zwölf-Stunden-Tage schlichtwe­g nicht leisten. Denn Kreativitä­t und Denken sind in der neunten, zehnten oder elften Stunde längst abgeschalt­et.

Die Regierung sagt, es soll bei Ausnahmen bleiben. Doch nicht alle Führungskr­äfte werden so umsichtig damit umgehen, wenn sie mit der Arbeit nicht mehr nachkommen. Zudem ist die Regelung, dass man bei „überwiegen­d persönlich­en Interessen“langes Arbeiten verweigern kann, für Arbeitnehm­er ein stumpfes Instrument, und es taugt als Spaltpilz in der Belegschaf­t. Was zählt mehr? Die Kinder einer Beschäftig­ten oder die Feuerwehrü­bung des Kollegen? Als Dauerlösun­g sind Zwölf-Stunden-Tage gefährlich­er Unsinn.

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