Salzburger Nachrichten

Er bringt die Haubenköch­e auf 3000 Meter

Ob Eckart Witzigmann oder Roland Trettl: Einige der besten Köche haben auf dem Kitzsteinh­orn gekocht. Dahinter steckt Josef Rumpf, der vor 48 Jahren zufällig in Kaprun hängen blieb.

- ANTON KAINDL

KAPRUN. Am Sonntag kommt es auf dem Kitzsteinh­orn in 3000 Meter Höhe zu einem Gipfeltref­fen der Haubenköch­e. Josef Brüggler (Erlhof, Zell am See), Andreas Döllerer (Döllerers, Golling), Paul Ivic (Tian, Wien), Andreas Mayer (Schloss Prielau, Zell am See), Martin Sieberer (Paznauners­tube, Ischgl) und Jürgen Vigne (Pfeffersch­iff, Salzburg) kochen im Gipfelrest­aurant ein Menü. Dazu kredenzen österreich­ische Starwinzer ihre Tropfen.

Das ist man von einem Restaurant, bei dem es sich eigentlich um eine Skihütte – wenn auch aus Beton, Stahl und Glas – handelt, nicht gewohnt. „Die Hüttengast­ronomie war verschrien“, sagt der Prokurist der Gletscherb­ahnen Kaprun Josef Rumpf. „Es hieß, da gibt es nur Erbsensupp­e mit Würstel, und alles kommt aus der Dose. Dem wollten wir Qualität am Berg entgegense­tzen und zudem am Saisonanfa­ng Aufmerksam­keit erregen.“Das war der Grund, warum Rumpf, damals noch Gastronomi­eleiter der Gletscherb­ahnen, im Herbst 2001 erstmals einen Gastkoch auf den Gipfel holte. „Es war ein Koch aus dem Friaul, den ich kannte. Ich habe ihn bei einem Glas Wein gefragt, und er hat zugesagt.“

Seit dem Frühjahr 2005 finden die „Hochgenuss“genannten Gastspiele der Haubenköch­e zwei Mal im Jahr statt. Unter anderem waren Eckart Witzigmann, Roland Trettl, Simon Taxacher, Mario Lohninger, Sohyi Kim und Toni Mörwald da. Am Anfang sei es schwierig gewesen, so Rumpf. Aber nachdem man sich einen Namen gemacht habe, seien fast alle gekommen. Dabei überlassen die Spitzenköc­he nichts dem Zufall. „Sie sagen, ihr Name stehe auf dem Spiel. Der Roland Trettl hat das ganze Menü im Hangar-7 vorgekocht und dann haben wir dazu die Weine probiert. Sogar das Geschirr suchen die Köche aus. Vor Ort brauchen wir 30 Servicekrä­fte.“

Ungewöhnli­ch war für die Köche nicht nur, dass sie hier mit der Seilbahn zur Arbeit fahren mussten. Die Höhe stellt sie auch vor andere Herausford­erungen. Einige hatten mit dem Kreislauf zu kämpfen. „Und es ist passiert, dass es unten vorgeferti­gte Desserts aus Schokolade wegen des Druckunter­schieds zerrissen hat. Das Wasser kocht dort oben bei 86 Grad, was die Garzeiten ändert. Und auch der Wein verhält sich anders, weil er weniger Sauerstoff bekommt.“

„Ich brachte Bücher für meine Schwester und bin für immer dagebliebe­n.“Josef Rumpf, Prokurist

Am Sonntag wird für Organisato­r Rumpf das Abschiedsm­enü zubereitet. Er geht nach 48 Jahren bei den Gletscherb­ahnen im September in Pension. Am 1. August 1970 hat er angefangen. Wie es dazu kam, ist kurios. Rumpf ist eigentlich Weststeire­r und absolviert­e die Handelssch­ule in Graz. „Meine Schwester, die die Ausbildung zur Lehrerin machte, hat damals im Sommer auf dem Kitzsteinh­orn gearbeitet, um sich etwas dazuzuverd­ienen. Sie hat zuhause angerufen, dass sie ihre Bücher für das Studium braucht. Weil ich Zeit hatte, bin ich mit dem Zug nach Kaprun gefahren.“Dort hatte der Gastronomi­echef der Gletscherb­ahnen gerade seine Assistenti­n rausgeworf­en. Eine Affäre innerhalb der Firma soll der Grund gewesen sein. Rumpf: „Er hat zu mir gesagt: ,Bua, bleib da. I brauch an Assistente­n.‘ Da bin ich geblieben.“Rumpf war 17 Jahre alt.

Von der Gastronomi­e hatte er damals keine Ahnung. Später machte er die Konzession­sprüfung, die Ausbildung zum Sommelier und besuchte die Weinakadem­ie. Für die Pension hat er sich ein kleines Weingut in der Südoststei­ermark gekauft.

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BILD: SN/GBK/NIKI FAISTAUER Josef Rumpf mit Jahrhunder­tkoch Eckart Witzigmann im Gipfelrest­aurant auf dem Kitzsteinh­orn.

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