Melanias Jacke ist Stoff für Diskussionen
Nach einer Kehrtwende des US-Präsidenten in der Flüchtlingspolitik fährt First Lady Melania überraschend zu Kindern an die Grenze.
Vor dem Hintergrund der massiven Proteste gegen die Einwanderungspolitik ihres Mannes hat US-Präsidentengattin Melania Trump am Donnerstag ein Aufnahmezentrum für Einwandererkinder an der Grenze zu Mexiko besucht. Gegenwärtig leben dort 55 Kinder, die von den US-Behörden von ihren Eltern getrennt worden sind.
Melania Trump erkundigte sich beim Personal der Einrichtung nach dem Gesundheitszustand der Kinder und den Unterbringungsbedingungen. Es müsse das Ziel sein, die Minderjährigen so schnell wie möglich wieder in ihre Familien zu bringen, sagte die First Lady. Sie selbst wolle dazu ihr Möglichstes beitragen. Für Schlagzeilen und Diskussionen sorgte aber nicht nur ihr Besuch, sondern auch ihre Jacke.
Als die First Lady auf dem Flughafen Andrews bei Washington ihren Wagen verließ und die Gangway hinaufging, trug sie eine olivgrüne Jacke mit einem weißen Schriftzug. Im Graffiti-Stil spannt sich dort über den ganzen Rücken: „Es ist mir wirklich egal, dir auch?“
In sozialen Medien wurde gefragt, ob dies angesichts der politischen Brisanz des Besuchs Gedankenlosigkeit oder eine Botschaft war. „Und wenn es eine Botschaft war, was ist ihr denn so egal?“, wollten Nutzer wissen. Das Leid der Flüchtlinge? Der Unmut ihres Mannes, der als Verursacher der Szenen an der Südgrenze mit dem Grenzbesuch seiner Frau wohl nicht ganz so einverstanden war? Das Kleidungsstück sorgte für reichlich Gesprächsstoff.
Die Reise an die Grenze sei jedenfalls „zu hundert Prozent“die eigene Idee der Präsidentengattin gewesen, betonte Melania Trumps Sprecherin Stephanie Grisham. „Sie wollte alles mit eigenen Augen sehen.“Die First Lady unterstütze die „Wiedervereinigung von Familien“und halte es für wichtig, dass „Kinder bei ihren Familien bleiben“. Zu Melania Trumps Kleiderwahl sagte Grisham: „Es gibt keine versteckte Botschaft. Ich hoffe, dass sich die Medien nach dem wichtigen Besuch in Texas nicht dafür entscheiden, sich auf ihre Garderobe zu konzentrieren.“
Während die First Lady ihren demonstrativen Besuch in Texas absolvierte, kam die US-Migrationspolitik nicht vom Fleck: Eine für Freitag im Repräsentantenhaus geplante Abstimmung über neue gesetzliche Regelungen wurde auf kommende Woche verschoben. Donald Trump forderte die Parlamentarier der regierenden Republikaner per Twitter-Nachricht auf, ihre zähen Bemühungen um ein neues Gesetz mangels Erfolgsaussichten aufzugeben. „Die Republikaner sollten aufhören, ihre Zeit zu verschwenden, bis wir im November mehr republikanische Senatoren und Kongressabgeordnete gewählt haben“, schrieb Trump.
Ein Einwanderungsgesetz habe aktuell keine Chance, durch den Senat zu kommen, wo die einfache Mehrheit der Republikaner von derzeit 51 der 100 Stimmen nicht ausreicht. „Selbst wenn wir 100 Prozent der republikanischen Stimmen
„Es ist eine Jacke. Da war keine versteckte Botschaft.“
bekommen, brauchen wir noch zehn der Demokraten, um ein sehr notwendiges Immigrationsgesetz zu verabschieden“, betonte der USPräsident.
Trump hatte nach massivem öffentlichen Druck seine harsche Migrationspolitik geändert und verfügt, Kinder illegaler Einwanderer nicht mehr von ihren Eltern zu trennen. Gleichzeitig veranlasste er, dass Migranten nun gemeinsam mit ihren Kindern inhaftiert werden können. Der Präsidentenerlass ist jedoch nur vorläufig und muss durch ein parlamentarisch verabschiedetes Gesetz ersetzt werden.
Völlig unklar ist, wie die bereits getrennten Familien wieder zusammengeführt werden sollen. Mehrere US-Bundesstaaten kündigten an, die Trump-Regierung wegen der Familientrennungen zu verklagen. Trumps Dekret tue „nichts dafür, dass die bereits auseinandergerissenen Familien wieder zusammengeführt werden“, hieß es vom Büro des Generalstaatsanwalts des Bundesstaates Washington, der die Klage anführt.