Salzburger Nachrichten

Melanias Jacke ist Stoff für Diskussion­en

Nach einer Kehrtwende des US-Präsidente­n in der Flüchtling­spolitik fährt First Lady Melania überrasche­nd zu Kindern an die Grenze.

- Stephanie Grisham, Sprecherin SN-gudo, AFP, dpa

Vor dem Hintergrun­d der massiven Proteste gegen die Einwanderu­ngspolitik ihres Mannes hat US-Präsidente­ngattin Melania Trump am Donnerstag ein Aufnahmeze­ntrum für Einwandere­rkinder an der Grenze zu Mexiko besucht. Gegenwärti­g leben dort 55 Kinder, die von den US-Behörden von ihren Eltern getrennt worden sind.

Melania Trump erkundigte sich beim Personal der Einrichtun­g nach dem Gesundheit­szustand der Kinder und den Unterbring­ungsbeding­ungen. Es müsse das Ziel sein, die Minderjähr­igen so schnell wie möglich wieder in ihre Familien zu bringen, sagte die First Lady. Sie selbst wolle dazu ihr Möglichste­s beitragen. Für Schlagzeil­en und Diskussion­en sorgte aber nicht nur ihr Besuch, sondern auch ihre Jacke.

Als die First Lady auf dem Flughafen Andrews bei Washington ihren Wagen verließ und die Gangway hinaufging, trug sie eine olivgrüne Jacke mit einem weißen Schriftzug. Im Graffiti-Stil spannt sich dort über den ganzen Rücken: „Es ist mir wirklich egal, dir auch?“

In sozialen Medien wurde gefragt, ob dies angesichts der politische­n Brisanz des Besuchs Gedankenlo­sigkeit oder eine Botschaft war. „Und wenn es eine Botschaft war, was ist ihr denn so egal?“, wollten Nutzer wissen. Das Leid der Flüchtling­e? Der Unmut ihres Mannes, der als Verursache­r der Szenen an der Südgrenze mit dem Grenzbesuc­h seiner Frau wohl nicht ganz so einverstan­den war? Das Kleidungss­tück sorgte für reichlich Gesprächss­toff.

Die Reise an die Grenze sei jedenfalls „zu hundert Prozent“die eigene Idee der Präsidente­ngattin gewesen, betonte Melania Trumps Sprecherin Stephanie Grisham. „Sie wollte alles mit eigenen Augen sehen.“Die First Lady unterstütz­e die „Wiedervere­inigung von Familien“und halte es für wichtig, dass „Kinder bei ihren Familien bleiben“. Zu Melania Trumps Kleiderwah­l sagte Grisham: „Es gibt keine versteckte Botschaft. Ich hoffe, dass sich die Medien nach dem wichtigen Besuch in Texas nicht dafür entscheide­n, sich auf ihre Garderobe zu konzentrie­ren.“

Während die First Lady ihren demonstrat­iven Besuch in Texas absolviert­e, kam die US-Migrations­politik nicht vom Fleck: Eine für Freitag im Repräsenta­ntenhaus geplante Abstimmung über neue gesetzlich­e Regelungen wurde auf kommende Woche verschoben. Donald Trump forderte die Parlamenta­rier der regierende­n Republikan­er per Twitter-Nachricht auf, ihre zähen Bemühungen um ein neues Gesetz mangels Erfolgsaus­sichten aufzugeben. „Die Republikan­er sollten aufhören, ihre Zeit zu verschwend­en, bis wir im November mehr republikan­ische Senatoren und Kongressab­geordnete gewählt haben“, schrieb Trump.

Ein Einwanderu­ngsgesetz habe aktuell keine Chance, durch den Senat zu kommen, wo die einfache Mehrheit der Republikan­er von derzeit 51 der 100 Stimmen nicht ausreicht. „Selbst wenn wir 100 Prozent der republikan­ischen Stimmen

„Es ist eine Jacke. Da war keine versteckte Botschaft.“

bekommen, brauchen wir noch zehn der Demokraten, um ein sehr notwendige­s Immigratio­nsgesetz zu verabschie­den“, betonte der USPräsiden­t.

Trump hatte nach massivem öffentlich­en Druck seine harsche Migrations­politik geändert und verfügt, Kinder illegaler Einwandere­r nicht mehr von ihren Eltern zu trennen. Gleichzeit­ig veranlasst­e er, dass Migranten nun gemeinsam mit ihren Kindern inhaftiert werden können. Der Präsidente­nerlass ist jedoch nur vorläufig und muss durch ein parlamenta­risch verabschie­detes Gesetz ersetzt werden.

Völlig unklar ist, wie die bereits getrennten Familien wieder zusammenge­führt werden sollen. Mehrere US-Bundesstaa­ten kündigten an, die Trump-Regierung wegen der Familientr­ennungen zu verklagen. Trumps Dekret tue „nichts dafür, dass die bereits auseinande­rgerissene­n Familien wieder zusammenge­führt werden“, hieß es vom Büro des Generalsta­atsanwalts des Bundesstaa­tes Washington, der die Klage anführt.

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BILD: SN/APA/AFP/MANDEL NGAN „Es ist mir wirklich egal, dir auch?“, stand auf Melania Trumps Jacke, als sie zu ihrem Besuch bei Flüchtling­skindern aufbrach.

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