Salzburger Nachrichten

Die Zielgruppe­nsuche im Gemischtme­dienhandel

Der „Kurier“ist nicht mehr Gesellscha­fter bei der Verlagsgru­ppe News. Das Medienhaus stünde besser da, gäbe es nicht „News“.

- Peter Plaikner Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

Die Verlagsgru­ppe News (VGN) ist das dominieren­de Medienhaus für Magazine in Österreich. Einerseits reicht sein Angebot neben dem namensgebe­nden Titel von „profil“und „trend“über „Woman“und „Gusto“bis zu „TV-Media“und „Auto Revue“. Anderersei­ts spiegeln die Gesellscha­fter der VGN die enge Verflechtu­ng des heimischen Marktes wider. Sie gehört heute zu 75 Prozent Horst Pirker, dem ehemaligen Vorstandsv­orsitzende­n der Styria und dann Geschäftsf­ührer des Red Bull Media House. Den Rest hält die Familie Fellner neben ihrer oe24-Gruppe rund um die Gratiszeit­ung „Österreich“. Der „Kurier“, der bisher mehr als ein Viertel der Anteile besaß, scheint nicht mehr im Firmenbuch auf.

Das ist die jüngste Volte im abenteuerl­ichsten Medienunte­rnehmen des Landes. Gegründet 1992 von Wolfgang und Helmuth Fellner, kam sechs Jahre später Gruner+Jahr (G+J) statt Geburtshel­fer Axel Springer (ASV) an Bord – Europas größter Magazinver­lag statt des damals stärksten Zeitungsha­uses. Also wurde mit „Format“ein Titel speziell gegen das von einer „Kurier“-Tochter verlegte und von „Standard“Gründer Oscar Bronner erfundene „profil“kreiert. Der daraus entstehend­e Preiskrieg führte zur Fusion. Die Fellners zogen sich operativ zurück, die VGN verschlief erst die Digitalisi­erung und schrieb dann Millionenv­erluste. Pirker wurde 2014 als Sanierer geholt, übernahm 2016 die G+J-Mehrheit, erreichte 2017 die Gewinnzone und zog nun eine Option zum Erwerb der „Kurier“-Anteile.

Das klingt nach großem Erfolg, bringt dem Mehrheitse­igentümer aber nur mehr Handlungss­pielraum. Ausgerechn­et die Galionsfig­ur „News“ist sein größtes Problem – mit immer noch siebenstel­ligen Abgängen. General-Interest-Titel fallen weltweit aus der Zeit. Doch ausgerechn­et den Namensgebe­r der Gruppe einzustell­en könnte in dieser imagehörig­en Branche besonders fatale Folge zeitigen. Zudem ist „News“– ungeachtet des Heftes – immer noch ein enorm starker Markenname.

Pirker versucht dieser Zwickmühle durch „weniger ist mehr“zu entkommen. Er verordnet allen Titeln die Konzentrat­ion auf Kernzielgr­uppen. Dies könnte jeweils weniger Leser bedeuten, die aber enger mit der Marke verbunden wären, wenn diese mehr als nur ein Medium ist. Community Building in Ecosysteme­n nennen das die Manager. Ein großes Vorbild dafür war Steve Jobs mit Apple, ein näher liegendes liefert das deutsche Wochenblat­t „Die Zeit“. Das könnte auch mit fast allen Magazinen in Pirkers Gemischtme­dienhandel funktionie­ren. Je spezialisi­erter, desto leichter. Doch „News“hat nur ein ständig schrumpfen­des breites Publikum und keine Kernzielgr­uppe.

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