Die Zielgruppensuche im Gemischtmedienhandel
Der „Kurier“ist nicht mehr Gesellschafter bei der Verlagsgruppe News. Das Medienhaus stünde besser da, gäbe es nicht „News“.
Die Verlagsgruppe News (VGN) ist das dominierende Medienhaus für Magazine in Österreich. Einerseits reicht sein Angebot neben dem namensgebenden Titel von „profil“und „trend“über „Woman“und „Gusto“bis zu „TV-Media“und „Auto Revue“. Andererseits spiegeln die Gesellschafter der VGN die enge Verflechtung des heimischen Marktes wider. Sie gehört heute zu 75 Prozent Horst Pirker, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Styria und dann Geschäftsführer des Red Bull Media House. Den Rest hält die Familie Fellner neben ihrer oe24-Gruppe rund um die Gratiszeitung „Österreich“. Der „Kurier“, der bisher mehr als ein Viertel der Anteile besaß, scheint nicht mehr im Firmenbuch auf.
Das ist die jüngste Volte im abenteuerlichsten Medienunternehmen des Landes. Gegründet 1992 von Wolfgang und Helmuth Fellner, kam sechs Jahre später Gruner+Jahr (G+J) statt Geburtshelfer Axel Springer (ASV) an Bord – Europas größter Magazinverlag statt des damals stärksten Zeitungshauses. Also wurde mit „Format“ein Titel speziell gegen das von einer „Kurier“-Tochter verlegte und von „Standard“Gründer Oscar Bronner erfundene „profil“kreiert. Der daraus entstehende Preiskrieg führte zur Fusion. Die Fellners zogen sich operativ zurück, die VGN verschlief erst die Digitalisierung und schrieb dann Millionenverluste. Pirker wurde 2014 als Sanierer geholt, übernahm 2016 die G+J-Mehrheit, erreichte 2017 die Gewinnzone und zog nun eine Option zum Erwerb der „Kurier“-Anteile.
Das klingt nach großem Erfolg, bringt dem Mehrheitseigentümer aber nur mehr Handlungsspielraum. Ausgerechnet die Galionsfigur „News“ist sein größtes Problem – mit immer noch siebenstelligen Abgängen. General-Interest-Titel fallen weltweit aus der Zeit. Doch ausgerechnet den Namensgeber der Gruppe einzustellen könnte in dieser imagehörigen Branche besonders fatale Folge zeitigen. Zudem ist „News“– ungeachtet des Heftes – immer noch ein enorm starker Markenname.
Pirker versucht dieser Zwickmühle durch „weniger ist mehr“zu entkommen. Er verordnet allen Titeln die Konzentration auf Kernzielgruppen. Dies könnte jeweils weniger Leser bedeuten, die aber enger mit der Marke verbunden wären, wenn diese mehr als nur ein Medium ist. Community Building in Ecosystemen nennen das die Manager. Ein großes Vorbild dafür war Steve Jobs mit Apple, ein näher liegendes liefert das deutsche Wochenblatt „Die Zeit“. Das könnte auch mit fast allen Magazinen in Pirkers Gemischtmedienhandel funktionieren. Je spezialisierter, desto leichter. Doch „News“hat nur ein ständig schrumpfendes breites Publikum und keine Kernzielgruppe.