Demografischer Wandel im Fokus
Demografischer Wandel. Die Welt wird in zwei Jahren zwar höchstwahrscheinlich nicht untergehen – der demografische Wandel bringt ab 2020 allerdings diverse Konsequenzen für die Arbeitswelt mit sich.
In den nächsten zwei Jahren wird jene Altersgruppe schrumpfen, die jünger als 45 Jahre ist, während die Gruppe „45 plus“wächst. Oder anders ausgedrückt: „2020 ist das Jahr, in dem der Großteil der Erwerbstätigen über 45 Jahre alt sein wird“, sagt Demografie-Beraterin Gerlinde Braumiller. Die Gründe für diesen demografischen Wandel sind vielfältig: Geringe Geburtenrate, längere Ausbildungszeiten, die Anhebung des Pensionsantrittsalters und restriktivere Regelungen beim Zugang zur vorzeitigen Pension machen laut Braumiller aus der Bevölkerungspyramide künftig mehr einen Bevölkerungspilz. Sprich: Es wird viele „Ältere“geben, aber wenige Junge, die am Arbeitsmarkt aktiv sind. Diese Entwicklungen stellen die Arbeitswelt und ihre Akteure vor Herausforderungen und bringen diverse Überlegungen mit sich, mit denen sich auch die Unternehmen zunehmend auseinandersetzen müssen: Was bedeutet der demografische Wandel konkret für den Arbeitsmarkt? Welche Veränderungen stehen dadurch in den nächsten Jahren in der Berufswelt an? Wie wird die Nachfolge von Führungspositionen geregelt, und wer überliefert wie das nötige Wissen an nachkommende Chef-Etagen?
Mit dem Thema „Demografischer Wandel – Veränderungen in der Arbeitswelt“befasste sich auch der „HR-Round Table“, zu dem die „Salzburger Nachrichten“Unternehmensvertreter in den Hangar-7 luden. Letztgenannte berichteten dabei unter anderem von ihren Erfahrungen im eigenen Betrieb und wie sie sich selbst und den Zusammenstoß der Generationen am Arbeitsmarkt sehen.
Generationenmix & Herausforderungen
In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden mehrere Generationen zusammen am Arbeitsplatz werken – die Generation der Babyboomer (zwischen 1952 und 1965 Geborene) sitzt an einem Tisch mit Generation X (1965 und 1979) und Y (1980 bis 1995), sowie nachfolgenden Altersgruppen. Diverse Problemstellungen stehen aus betrieblicher Sicht in den Startlöchern: „Oft ist es so, dass Abteilungsleiter in Pension gehen, ihr Wissen aber nicht weitergegeben haben, weil niemand danach gefragt hat“, erklärt die Demografie-Beraterin, und erläutert weiter: „Es kommen weniger Junge nach, dadurch herrscht der berühmte Fachkräftemangel. Und ein ,Krieg um Talente‘ startet.“
Von den Herausforderungen des (künftigen) Arbeitsmarkts berichteten auch die Teilnehmer, die in ihren Unternehmen ebenfalls mit dem Thema des demografischen Wandels konfrontiert sind. Die Gründe, die Demografie-Beratung zu kontaktieren, sind breit gefächert: So stehen bei einem Betrieb in den nächsten Jahren Pensionierungswellen an, und die Nachfolgeplanung nimmt gegenwärtig einen wichtigen Bereich ein. Auch altersgerechtes Arbeiten und Wissenstransfer veranlassen Unternehmen, sich an die Beratungsstelle zu wenden. „Machthaber davon zu überzeugen, dass junge Arbeitnehmer nachkommen, die anders ticken, ist eine Herausforderung“, erklärte ein Teilnehmer.
Die Digitalisierung hat hier ebenfalls ihren Beitrag geleistet und zu Veränderungen am Arbeitsmarkt geführt: „Ich selbst bin Baujahr 1975 und habe noch ohne E-MailAdresse oder Handy zu studieren begonnen“, erzählt Braumiller. Sind sich Unternehmen der Vorteile generationenübergreifender Teams bewusst, fördern sowie nutzen diese und sorgen für altersgerechte Arbeitsbedingungen, winkt laut Braumiller auch wirtschaftlicher Erfolg. „Wenn man auf die Bedürfnisse junger und alter Mitarbeiter eingeht, hat man klar einen Wettbewerbsvorteil. Es kommt zu weniger Krankenständen, die Zufriedenheit im Unternehmen ist höher und die Arbeitsfähigkeit bleibt länger erhalten.“
Im Rahmen des „HR-Round Table“wurden die Anwesenden übrigens auch zur Selbsteinschätzung der eigenen Position im Berufsleben, auch in Zusammenhang mit dem Alter, gebeten: So teilte einer der Anwesenden mit, dass seine „Hardware“51 Jahre alt sei, die „Software“laut Gattin allerdings erst 16. Wobei: Das ist vermutlich wieder eine andere Geschichte.